Schönau Kirchengemeinderat tritt zurück

Verena Wehrle
Der komplette Kirchengemeinderat tritt zurück (v.l.): Klaus Wuchner, Ronald Kaminsky, Sabine Keller und Martina Lohse Foto: zVg

Dunkle Wolken über der Bergkirche Schönau: Nach langem Konflikt gibt der komplette Kirchengemeinderat nun seinen Rücktritt bekannt. Pfarrerin Christine Würzberg hofft darauf, dass sie nun in einem konfliktfreien Umfeld weiterarbeiten kann.

„Um die Gemeinde vor weiterem Schaden zu bewahren, die Strukturentwicklungen nicht zu verzögern und, um eine weitere öffentliche Austragung der Konflikte zu vermeiden, treten wir schweren Herzens zurück.“ Dies teilte der komplette Kirchengemeinderat (KGR) der evangelischen Bergkirche Schönau am Sonntag nach dem Gottesdienst der Gemeinde mit. Das Gremium besteht aus dem Vorsitzenden Ronald Kaminsky sowie aus Sabine Keller, Martina Lohse und Klaus Wuchner. Es bestehen seit Längerem Zerwürfnisse zwischen dem Kirchengemeinderat – hauptsächlich Kaminsky – und Pfarrerin Christine Würzberg (wir berichteten). Manche sprachen auch von Machtkämpfen der beiden völlig unterschiedlichen Charaktere.

„Die zahlreichen Gemeindemitglieder reagierten entsetzt, traurig, aber verständnisvoll und anerkennend“, sagt Kaminsky im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Montag habe er die Nachbargemeinden und Pfarrpersonen informiert.

Die Zusammenarbeit mit Pfarrerin Christine Würzberg sei zunehmend schwieriger geworden, sagt Kaminsky. Der KGR habe versucht, die Konflikte auch mit Hilfe der Dekanin Bärbel Schäfer aufzuarbeiten, was nicht möglich gewesen sei, so Kaminsky. „Nun möchten wir den Weg freimachen, damit die Gemeinde weiter funktionieren kann“, sagt der Vorsitzende des Kirchengemeinderats.

Das sagt die Pfarrerin zur aktuellen Situation

Pfarrerin Christine Würzberg erfährt erst im Gespräch mit unserer Zeitung am Montagmorgen von dem Rücktritt des KGR und ist nach bisherigem Schweigen nun bereit sich zur Situation in der Kirchengemeinde zu äußern. „Als Pfarrerin bin ich frustriert und ratlos, dass wir als christliche Gemeinde keine Lösungsmöglichkeit aus diesem Dilemma gefunden haben und es als Gemeindeleitung nicht geschafft haben, zum Wohl der Gemeinde zusammenzuarbeiten“, sagt sie.

Für sie seien die Konflikte sehr nervenaufreibend und zermürbend gewesen. Mit dem Kirchengemeinderat habe sie nicht mehr zusammenarbeiten können. Dabei habe sie immer nur versucht, Kirchenrecht und Kirchenordnung umzusetzen.

„Dass ich zum 1. November von der Gemeindeleitung abgesetzt wurde, finde ich persönlich problematisch“, sagt Würzberg. Sie agiert nun in Schönau nur noch als Pfarrerin und dürfe die Gemeinde nicht mehr nach außen hin vertreten. Die Kirchenleitung hingegen hat Pfarrer Martin Rathgeber inne.

Entgegen der Aussage von Dekanin Schäfer seien die Konflikte sehr wohl der Grund für ihre mehrwöchige Krankheit gewesen, klärt Würzberg nun auf.

Wie geht es für Christine Würzberg weiter?

Zum Wohle der Gemeinde und , um weiteres Konfliktpotenzial zu vermeiden, habe sie bereits darüber nachgedacht, Schönau zu verlassen. Sie habe bereits Angebote von zwei Gemeinden bekommen, dort als Pfarrerin zu arbeiten. Am heutigen Dienstag hat sie ein Gespräch mit der Kirchenleitung, in dem die Weichen für ihre Zukunft gestellt werden sollen. Erst danach sei klar, wie es für sie weitergeht.

Sie habe nun aber die Hoffnung, dass sie künftig in Schönau in einem konfliktfreien Umfeld mit altem Schwung, Elan und Ideenreichtum weiterarbeiten kann.

„Dann habe ich auch wieder Lust, die besonderen Gottesdienste zu organisieren, dazu hatte ich einfach keine Energie mehr.“ Sie hofft, dass sie nun wieder auftanken kann.

Ein Konflikt wird noch vom Oberkirchenrat geklärt

Auch wenn Kaminsky im Gespräch mit unserer Zeitung nicht auf die einzelnen Konfliktsituationen eingehen möchte, könne er zu einem Thema nicht ruhig bleiben, sagt er. Die „Ausgrenzung“ der niederländischen Gäste durch die Pfarrerin könne der Kirchengemeinderat nicht „einfach so hinnehmen“, heißt es auch in der Erklärung an die Gemeindemitglieder. Zu dieser Gruppe habe es Falschaussagen gegeben, so Kaminsky. Die Teilnehmer der Gruppe seien Mitglieder der „Protestantse Kerk in Nederland“, mit der die badische Landeskirche eine Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft pflegt. Pfarrerin Würzberg entgegnet, dass der Veranstalter der Reisen, Martien van de Zwan, Mitglied der fundamentalistischen Partei SGP sei, die frauenfeindlich und homophob sei und sich für die Todesstrafe ausspreche und sich somit gegen die Werte der Kirche stelle. Der Fall soll nun vom Oberkirchenrat geklärt werden, informiert Kaminsky.

Was sagt die Dekanin zu den Entwicklungen in Schönau?

„Ich habe Respekt davor, dass der KGR diesen Schritt gegangen ist. Er zeigt, dass Verantwortung übernommen wird für das eigene kirchenleitende Handeln. Trennungen können durchaus hilfreiche Interventionen sein, um Neues zu entwickeln oder wachsen zu lassen. Das lehrt mich meine Erfahrung“, sagt Dekanin Bärbel Schäfer.

Wie geht es nun für die Kirchengemeinde weiter?

Der KGR werde seinen Dienst über die Weihnachtstage bis zum 12. Januar 2025 weiter ausüben. Am 12. Januar werde Dekanin Bärbel Schäfer die Räte in einem Gottesdienst mit anschließender Gemeinde-Information verabschieden, heißt es in der Erklärung des KGR. Die Dekanin wird, wie sie selbst bestätigt, Mitglieder aus dem Bezirkskirchenrat delegieren, die zusammen mit Pfarrer Martin Rathgeber die Gemeindeleitung übernehmen werden.

Wie es konkret mit der Kirchengemeinde Schönau weitergeht, werde im gemeinsamen Gespräch, auch mit der Kirchenleitung in Karlsruhe, erarbeitet, sagt Schäfer. „Die Zukunft der KG Schönau ist immer Teil der Zukunft in dem Kooperationsraum. Wir werden hier auch dies im Fokus haben.“

Und weiter sagt Schäfer: „Ich wünsche mir, dass ich mit Pfarrerin Würzberg weiterhin vertrauensvoll zusammenarbeiten kann. Ebenso auch mit den anderen, die im Konflikt involviert sind. Auch der zurückgetretene KGR ist ja nicht ,weg’, die Menschen sind alle noch da und Mitglieder der Gemeinde.“

Dass die Mitglieder des KGR weiter tätig sein werden, bestätigt dieser: „Im Januar werden wir die Initiative ,Gemeinsam in Schönau’ vorstellen, in der christlicher Glaube und Gemeinschaft vor Ort in neuen Formaten gestaltet werden kann, und in der wir dann als ganz normale Gemeindemitglieder mitwirken möchten“, heißt es in der Erklärung des KGR an die Gemeindemitglieder.

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