Schönau Neue Beratung: Für mehr Selbstbestimmung im Alltag

Verena Wehrle
Freuen sich über die neue Beratung (v.l.): Schönaus Hauptamtsleiter Dirk Pfeffer, Uwe Polinksi von der Fritz-Berger-Stiftung, Beraterin Regine Barth und Stefanie Föhrenbach von der Stadtverwaltung. Foto: /Verena Wehrle

In Schönau gibt es nun eine neue Beratung für Menschen mit Behinderung und ihrer Angehörigen. Das Besondere: Sie ist unabhängig und niederschwellig.

Die ergänzende und unabhängige Teilhabe-Beratungsstelle für Menschen mit (drohender) Behinderung und ihrer Angehörigen (EUTB) der Fritz-Berger-Stiftung weitet ihr Angebot aus und hat nun eine Außenstelle im Schönauer Rathaus eröffnet.

„Wir freuen uns, dass die EUTB ihr Angebot hier umsetzen kann und die Wege für die Menschen kürzer werden“, sagte Schönaus Hauptamtsleiter Dirk Pfeffer beim Pressegespräch.

Näher am Menschen

Das Ziel dieser Beratung, die unabhängig von Leistungsträgern und -erbringern ist, sei die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung zu fördern, so Regine Barth, die die Beratungen in Schönau durchführen wird. Sie verwies auf die UN-Behindertenrechtskonvention, die aussagt, dass Hilfen näher am Menschen orientiert sein müssen. Die Beratung habe vor allem den Zweck einer gleichberechtigten Teilhabe in allen Lebensbereichen. Die EUTB beantworte Betroffenen und Angehörigen alle Fragen, die mit Behinderung, Teilhabe, selbstbestimmtem und gleichberechtigtem Leben zu tun haben und vermittelt – wenn nötig – an weitere Stellen.

Kürzere Wege

Neben der Hauptberatungsstelle in Lörrach und der Außenstelle in Rheinfelden, sei es nun ein Wunsch gewesen, noch weiter in den ländlichen Raum zu kommen, informiert Uwe Polinski von der Geschäftsstelle der Fritz-Berger-Stiftung. Denn die Wege vom Oberen Wiesental seien zu weit bis nach Lörrach und für die Menschen, die eine solche Beratung gerne nutzen würden, spiele auch der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Zudem sei auch der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht einfach zurückzulegen.

Auf Augenhöhe

Zu den Aufgaben der Beratung sagt Barth: „Wir wollen den Menschen helfen, sich in dem in Deutschland sehr komplexen System der Behörden, Rehaträgern und Gesetzgebungen zurecht zu finden.“ So helfe sie etwa bei der Beantragung des Pflegegrads oder des Schwerbehindertenausweises oder der Eingliederungshilfe und gibt dazu Tipps. Auch die verschiedenen Teilhabeleistungen erläutert Barth. Zusammen mit den Menschen, die zu ihr in die Beratung kommen, kann sie auch neue Lebenswege finden und dabei begleiten: Sie möchte den Menschen mit Behinderung gerne auch mehr Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben gegenüber den Rehaträgern und Behörden. Denn: „Wir möchten, dass sie ihre Möglichkeiten ausschöpfen können.“ Dabei sei es ihr besonders wichtig, dass sie den Menschen auf Augenhöhe begegnet.

Barth betont, dass sie kein therapeutisches Angebot bieten könne und auch keine Juristin sei. Bei rechtlichen Fragen könne sie zwar beraten, darüber hinaus müsse sie dann aber zu Juristen vermitteln.

Hilfe in allen Lebenslagen

Die Mitarbeiterin der EUTB nennt Fragen, die sie in der Beratung beantworten könnte, etwa, welche Hilfen es für Eltern gibt, deren Kind eine Behinderung hat. Auch in Sachen Integrationshilfe im Kindergarten oder inklusive Beschulung berät die neue Außenstelle der EUTB. Wenn Jugendliche mit Behinderung nicht in einer Werkstatt arbeiten möchten, sondern eine Ausbildung auf dem freien Arbeitsmarkt machen möchten, können sie sich ebenfalls hier beraten lassen, nennt Barth ein weiteres Beispiel. Oftmals berät sie auch geflüchtete Menschen mit Behinderung zu möglichen Hilfeleistungen. Dass sie sich Zeit nehme und somit Beratungsgespräche oftmals auch länger als eine Stunde dauern, sei ein Qualitätsmerkmal. Pro Beratenden gebe es meist bis zu drei Beratungsgespräche.

Es sei durchaus eine Herausforderung, so ein neues Angebot aus dem Boden zu heben, weil es vieles in diesem Bereich schon gebe – von den Leistungsträgern selbst, so Barth. In der EUTB-Außenstelle in Rheinfelden sei die Beratung mittlerweile jedoch so gut angelaufen, dass die beiden Termine pro Monat immer gebucht sind. „Ich hoffe, dass es in Schönau auch so gut angenommen wird“, sagt die Beraterin.

Die Termine

Die Beratungen in Schönau finden immer donnerstags in geraden Wochen von 9 Uhr bis 12.30 Uhr im Schönauer Rathaus statt. Dabei ist der erste Donnerstag im Monat als offene Sprechstunde konzipiert, zu der man auch ohne Terminvereinbarung kommen kann. Die Beratung am zweiten Donnerstag im Monat findet nur mit Termin statt. Barth empfiehlt zwar immer einen Termin zu vereinbaren, die offene Sprechstunde soll dennoch angeboten werden, gerade für diejenigen, für die eine Terminvereinbarung eine weitere Barriere bedeuten würde.

Die EUTB und die Stiftung

Finanzierung:
In ganz Deutschland gibt es mittlerweile 500 EUTB. Sie werden mit Mitteln des Bundes finanziert. Der aktuelle Förderzeitraum läuft noch bis 2029, das Angebot im Landkreis Lörrach soll aber unbefristet sein. Die EUTB in Lörrach gibt es seit 2018.

Die Stiftung:
Die Fritz-Berger-Stiftung verfolgt den Zweck, Hilfe für alte und behinderte Menschen in der Stadt Lörrach und im Landkreis Lörrach zu leisten. Sie geht zurück auf den verstorbenen Lörracher Fritz Berger, der sein Vermögen zu diesem Zweck der Stadt vermachte.

Kontakt:
Weitere Infos und Terminvereinbarung unter www.fritz-berger-stiftung.de/eutb. , Tel.07621/5796820 oder 5796821, E-Mail: eutb@fritz-berger-stiftung.de.

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