Schönau „Schöpfungsfenster“ bleibt offen

Peter Schwendele
1997 wurde auf dem Dach der evangelischen Kirche eine Fotovoltaikanlage installiert: Premiere für ein – noch dazu denkmalgeschütztes – Sakralgebäude im Land. Jetzt wurde die Solaranlage komplett erneuert. Foto: Fotos: Peter Schwendele

Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach der evangelischen Kirche in Schönau wurde erneuert

Das „Schönauer Schöpfungsfenster“ bleibt weiter geöffnet: Vor fast einem Vierteljahrhundert wurde auf dem Dach der evangelischen Bergkirche in Schönau die erste Fotovoltaikanlage auf einem Kirchengebäude im Land installiert, jetzt konnte die Anlage komplett erneuert werden – und bleibt somit als Symbol für die Energiewende erhalten.

Von Peter Schwendele

Schönau. Bei idealen Bedingungen, nämlich herbstlichem Sonnenschein, wurde gestern bei der Kirche auf die Neukonzeption der Anlage angestoßen. Bei der erneuerten Anlage arbeitet die evangelische Kirche nicht nur – wie bereits seit dem Startschuss im Jahr 1997 – mit den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) zusammen, sondern auch mit der KSE Energie GmbH aus Freiburg.

Kirchengemeinderatsvorsitzender Ronald Kaminsky begrüßte die Gäste und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das wegweisende Projekt auf dem Dach der 1927 erbauten Kirche weitergeführt werden kann. Dies war durchaus nicht selbstverständlich, denn Ende 2020 war der Vergütungsanspruch nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz ausgelaufen. Für die Kirchengemeinde und die EWS stellte sich somit die Frage, wie es zukünftig mit der Solaranlage, die 1997 in einem „rebellischen Akt“ gegen viele Widerstände auf das Kirchendach gesetzt worden war, weitergehen soll. Hinzu kam, dass sich das Dach der Kirche als marode erwies und dringend saniert werden musste, und dass auch die alten Solarmodule porös geworden waren, wie Ronald Kaminsky erläuterte.

Kirchengemeinde und EWS waren sich schnell einig, dass eine ersatzlose Stilllegung der Fotovoltaikanlage unbedingt vermieden werden müsse. Man sei demzufolge auch nicht nur nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten vorgegangen, so Kaminsky: „Es handelt sich nicht um das profitabelste Schöpfungsfenster.“

Geld aufnehmen musste die Kirchengemeinde für die neue Anlage, die eine Spitzenleistung von 30 Kilowatt peak hat, aber nicht, denn diese wurde vom kirchlichen Energieversorgungsunternehmen KSE finanziert. Der erzeugte Solarstrom wird bevorzugt zur Versorgung von Kirche und Gemeindehaus verwendet, überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Die EWS unterstützen das Projekt durch die Bereitstellung eines Stromspeichers, damit die erzeugte Energie auch dann genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht scheint. Auch die EWS hätten seinerzeit von dem Rückenwind profitiert, den das Solarprojekt auf dem Schönauer Kirchendach für die Energiewende gebracht habe, sagte gestern EWS-Vertreter Stephan Günther.

Die Kooperation geht auch beim benachbarten Gemeindehaus weiter. Dort existiert eine ältere Bürger-Fotovoltaikanlage, die die bisherige Eigentümergemeinschaft jetzt unentgeltlich an die Kirchengemeinde übertragen hat. Der dort erzeugte Solarstrom wird ins öffentliche Netz eingespeist, von den EWS abgenommen und mit fünf Cent pro Kilowattstunde vergütet, so dass weiter ein kostendeckender Betrieb möglich sein wird.

Jan Bergenthum, Geschäftsführer der KSE Energie GmbH, die auf die Energieversorgung von Kirchengemeinden und kirchlich-sozialen Einrichtungen spezialisiert ist, freute sich darüber, dass sein Unternehmen, das nicht gewinnorientiert arbeite, in das Projekt, das „eine ganz tolle Historie“ habe, einsteigen konnte. Für KSE handle es sich um die erste Fotovoltaikanlage, die die Firma auf einem Sakralgebäude betreibt. Bergenthum sieht aber auf den Dächern von Gemeindehäusern, kirchlichen Einrichtungen und Kirchen ein großes Potenzial für Fotovoltaikanlagen und ist gerade dabei, ein Konzept auszuarbeiten, das in naher Zukunft Kirchengemeinden in der Region breitflächig angetragen werden soll.

Die „Schönauer Schöpfungsfenster“ könnten bei der weiteren Ausbreitung derartiger Anlagen durchaus als Vorbild dienen. Jan Bergenthum: „Die evangelische Gemeinde in Schönau macht vor, wie engagierter und kreativer Klimaschutz funktioniert.“

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