Schönau Signale gegen den Wolf aussenden

Markgräfler Tagblatt
Der Wolf sorgt für viel Wirbel – auch im oberen Wiesental.Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Schönau: Land fördert das Anlegen von Zäunen / Landwirte stehen vor großen Problemen  

Kaum jemand im oberen Wiesental dürfte begeistert sein, wenn die Landschaft von immer mehr Zäunen durchschnitten wird. Wollen Landwirte allerdings Schäden durch den Wolf geltend machen, müssen sie diese Hindernisse installieren. Mit diesem Dilemma hatte sich auch der Schönauer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu befassen.

Von Peter Schwendele

Schönau. Von der Ausweisung des Fördergebiets Wolfprävention durch das Land Baden-Württemberg ist auch die Stadt Schönau betroffen. „Wir werden den Wolf nicht aufhalten“, stellte Bürgermeister Peter Schelshorn fest. Derzeit streifen zwei Wölfe durch den Schwarzwald. Problematisch werde es, wenn man es mit Rudeln zu tun bekomme, so der Bürgermeister.

Für den Gemeinderat ging es am Montag darum, das Einverständnis zu erteilen, dass örtliche Landwirte Förderanträge beim Land für die Einrichtung wolfabweisender Schutzzäune auf gemeindlichen Weideflächen einreichen können. Dies tat das Gremium denn auch bei einer Gegenstimme, wobei der Bürgermeister das Dilemma aus seiner Sicht klarmachte: Er halte es zwar für falsch, die schöne Schwarzwaldlandschaft mit vielen Zäunen abzugrenzen, gleichzeitig müsse man aber den Landwirten helfen, die ihre Herden vor der Spezies Wolf schützen wollen.

„Zaun-Tagebuch“ muss geführt werden

Wobei die Landwirte in dieser Sache grundsätzlich vor großen Problemen stehen und diese zum Teil schlichtweg nicht bewältigen können, wie Aiterns neuer Bürgermeister Manfred Knobel, der als Landwirt einige Schönauer Flächen gepachtet hat, in der Sitzung darlegte. Der Bauer erhalte zwar vom Land Geld für die wolfabweisenden Zäune, müsse sich aber zum einen auf Jahre hinaus binden und vor allem täglich Tagebuch über den Zustand der Anlagen führen. Bei den weitläufigen Weiden, die er bewirtschafte „ist es schlicht unmöglich, das zu leisten“, stellte Knobel klar. Er gehe davon aus, dass viele Landwirte aufhören werden, wenn die Regelungen tatsächlich so umgesetzt werden müssen.

Der Aiterner Rathauschef vertrat die Ansicht, man dürfe sich die aktuelle Wolfpolitik des Landes nicht gefallen lassen: „Wir müssen uns schon wehren.“ Zu bedenken sei, dass Millionenbeträge zum Schutz einer einzigen Spezies ausgegeben würden, und das in einer Zeit, die krisenbedingt eigentlich ganz andere finanzielle Ströme benötigen würde.

Hürden für Wanderer könnten zunehmen

„Ich will den Wolf nicht ausrotten“, stellte Knobel klar, man müsse aber schon deutlich die Frage stellen, wieso dieses Tier nicht ins Jagdgesetz aufgenommen werde.

Der Landwirt gab zu bedenken, dass die zwangsweise Ausstattung der Landschaft mit wolfabweisenden Zäunen (vorgeschrieben sind mindestens vier stromführende Litzen) auch den Wildwechsel erschwere; es würden also auch viele andere Tiere unter diesen Maßnahmen leiden.

Nicht zu vergessen seien die Auswirkungen auf den Tourismus. Den wenigsten Wanderern dürfte es gefallen, häufig von Zäunen aufgehalten zu werden. Knobels Fazit: „Wenn man die Landschaft so erhalten will, wie sie ist, wird es mit dem Wolf nicht gehen.“

Michael Locker (FW) griff diesen Ansatz auf und forderte, man müsse „von unten“ das Signal ans Land senden, dass viele Menschen nicht mit dieser Vorgehensweise einverstanden seien. Sein Fraktionskollege Michael Sladek sorgte sich, dass die Zustimmung des Gemeinderats zur Inanspruchnahme der Präventionsmaßnahmenförderung durch die Landwirte kontraproduktiv sein könne, wenn es darum geht, die grundsätzlich kritische Haltung gegenüber der Wolfspolitik rüberzubringen. Anja Strohmaier (SPD) zeichnete das Bild einer eingezäunten Belchenlandschaft. Bürgermeister Peter Schelshorn ließ wissen, dass er bisher noch keinen Bürgermeisterkollegen getroffen habe, der sich explizit als Wolfbefürworter geoutet habe.

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