Schönau Weiterhin Autos in der Schulpause

Verena Wehrle

Talstraße: Gemeinderat stimmt gegen Straßensperrung / Jesko Anschütz legt sein Mandat nieder

Der Pausenhof des Schönauer Gymnasiums und mittendrin die Talstraße – das birgt Gefahren. Nun fordert das Landratsamt eine Lösung – für die Sicherheit der Schüler. Die Mehrheit der Gemeinderäte stimmte am Montag jedoch gegen eine temporäre Straßensperrung, was auf Unverständnis bei Schülern, Lehrern und Eltern stieß. Stadtrat Jesko Anschütz legte sogar sein Mandat nieder.

Von Verena Wehrle

Schönau. Zunächst blickte Bürgermeister Peter Schelshorn zurück. 2008 habe die Stadt mit dem Gymnasium die Übereinkunft getroffen, dass die Schüler in der Pause den Rathausplatz nutzen könnten. Doch zwischen dem Platz und dem Schulhof liegt die Talstraße. „Und die Autos, die durchfahren, fahren massiv zu schnell“, so Schelshorn. Bereits 2018 beschloss der Gemeinderat ein Verkehrskonzept, um die „unbefriedigende Situation im Konfliktfeld Talstraße-Rathausplatz-Schulhof“ zu lösen. 2019 diskutierte der Rat mehrmals hitzig darüber, ob die untere Talstraße künftig gesperrt werden soll oder nicht – ohne einen Beschluss zu fassen. Anfang 2020 folgten Gespräche mit den Fachbehörden. Danach kam die Pandemie und die Verhandlungen pausierten. Nun drängt das Landratsamt auf eine Entscheidung.

Was sagt das Landratsamt?

„Es muss dringend eine Lösung her, die Gefahr, dass etwas passiert, wächst von Tag zu Tag. Das können wir nicht weiter in Kauf nehmen“, so Doris Munzig vom Fachbereich Verkehr des Landratsamts Lörrach. Dass eine Straße durch einen Pausenhof führe, sei einmalig. Sie sehe die temporäre Sperrung der unteren Talstraße während der Schulzeiten von 7 bis 14 Uhr und die neue Idee einer Einbahnstraße von der B 317 her kommend als gute Lösung.

Die Polizei würde eine Komplettsperrung als sinnvollste Lösung ansehen, und einer temporären Sperrung nur mit Zähneknirschen zustimmen. Einer Sperrung der Straße in diesem Bereich nur zu Pausenzeiten stimme die Polizei nicht zu. Sollte es nicht zu einer Sperrung kommen, muss der Schulhof durch feste Absperrungen von der Talstraße abgetrennt werden.

Was sagt der Bürgermeister?

Schelshorn zeigte sich als großer Verfechter einer Dauersperrung des unteren Bereichs, könnte sich diese sogar bis zum oberen Ende der Straße vorstellen. Dies sorge nicht nur für die notwendige Sicherheit der Schüler, sondern auch für die Innenstadtbelebung. Mehrmals nannte er als Beispiel die nun durch die Sperrung belebtere Scheffelstraße in Schopfheim. Kürzlich kam die Idee einer Einbahnstraßenregelung aus Richtung B 317 auf: Diese finde er sehr gut, weil damit niemand mehr aus der Bundesstraße in die Talstraße einbiegen könne, was die Problematik einer komplizierten Beschilderung aus drei Richtungen löse.

Was sagen die Bürger?

Der Bürgersaal war voll besetzt mit betroffenen Schülern, Lehrern und Eltern. Christa Krahn fragte in den Raum: „Sollen Autofahrer geschützt werden oder unsere Kinder?“ Der Elternbeiratsvorsitzende Bilfried Schwab sagte, die Stadt solle alles für das Gymnasium tun. Marika Prekur betonte, dass es für alle Bürger toll wäre, wenn man aus dem Platz etwas Schönes machen würde. Schülerin Stefania sagte: „Wenn Sie sich gegen eine Sperrung aussprechen, geben Sie mir das Signal, Sie warten auf einen Unfall als Negativbeispiel.“

Was sagen die Gemeinderäte?

Im Beschlussvorschlag stand eine temporäre Sperrung der unteren Talstraße in Verbindung mit der Einbahnstraßenregelung für eine Testphase von einem Jahr.

Laut Michael Locker (Freie Wähler) ist die Mehrheit seiner Fraktion für eine temporäre Sperrung, mit der Einbahnstraßenregelung könne man aber nicht mitgehen. Michael Schroeder (SPD) sprach sich klar gegen eine Sperrung aus, argumentierte damit, dass er seinen Kindern auch die Verkehrsregeln beigebracht hätte und die Schüler im Gymnasium diese auch können sollten. Diese Argumentation sorgte für ordentlich Zündstoff und stieß bei Jesko Anschütz auf völliges Unverständnis. Er warnte: „Solltet ihr euch dafür entscheiden, dass die Schüler hinter Ketten eingesperrt werden, damit Autos durchbrettern können, gebe ich mein Mandat zurück.“ Für Oliver Gierth (Freie Wähler) wäre die temporäre Sperrung der beste Kompromiss. Alexander Knobel (CDU) wollte „den Knopf am liebsten draufmachen“ und in einem Jahr nicht noch einmal diskutieren. Mechthild Münzer (CDU) sprach sich gegen die Sperrung aus und dachte dabei an die Schwächung der Innenstadt-Läden. Dazu sagte Michael Sladek (Freie Wähler): „Der entscheidende Punkt ist doch der Schutz unserer Kinder – Alles andere ist kleinkariert.“ Schelshorn warb mehrmals ausdrücklich für die Sperrung, um die Räte zu überzeugen: „Wir haben genug Glück gehabt, dass noch nichts passiert ist, es gab manche Fälle, die glimpflich ausgegangen sind.“ Locker beantragte nach über drei Stunden hitziger Diskussion die Beschlussfassung. Mit sieben zu fünf Stimmen sprach sich der Rat gegen die Sperrung aus. Sofort verließ Anschütz den Saal: „Meine Unterschrift bringe ich morgen“, sagte er bezüglich seines Rücktritts. Und auch Sladek ging: „Ich bin entsetzt und kann es nicht nachvollziehen.“ Aufgebracht gingen auch alle Zuhörer.

Was passiert jetzt?

Das Landratsamt gibt nun eine Anordnung, derzufolge die Verkehrsflächen und der Pausenhof klar voneinander getrennt werden müssen, etwa mit Ketten. Munzig macht auf Anfrage klar, dass es noch ungewiss ist, ob die Schüler den Rathausplatz weiter nutzen dürfen.

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