Was sagen die Bürger?
Der Bürgersaal war voll besetzt mit betroffenen Schülern, Lehrern und Eltern. Christa Krahn fragte in den Raum: „Sollen Autofahrer geschützt werden oder unsere Kinder?“ Der Elternbeiratsvorsitzende Bilfried Schwab sagte, die Stadt solle alles für das Gymnasium tun. Marika Prekur betonte, dass es für alle Bürger toll wäre, wenn man aus dem Platz etwas Schönes machen würde. Schülerin Stefania sagte: „Wenn Sie sich gegen eine Sperrung aussprechen, geben Sie mir das Signal, Sie warten auf einen Unfall als Negativbeispiel.“
Was sagen die Gemeinderäte?
Im Beschlussvorschlag stand eine temporäre Sperrung der unteren Talstraße in Verbindung mit der Einbahnstraßenregelung für eine Testphase von einem Jahr.
Laut Michael Locker (Freie Wähler) ist die Mehrheit seiner Fraktion für eine temporäre Sperrung, mit der Einbahnstraßenregelung könne man aber nicht mitgehen. Michael Schroeder (SPD) sprach sich klar gegen eine Sperrung aus, argumentierte damit, dass er seinen Kindern auch die Verkehrsregeln beigebracht hätte und die Schüler im Gymnasium diese auch können sollten. Diese Argumentation sorgte für ordentlich Zündstoff und stieß bei Jesko Anschütz auf völliges Unverständnis. Er warnte: „Solltet ihr euch dafür entscheiden, dass die Schüler hinter Ketten eingesperrt werden, damit Autos durchbrettern können, gebe ich mein Mandat zurück.“ Für Oliver Gierth (Freie Wähler) wäre die temporäre Sperrung der beste Kompromiss. Alexander Knobel (CDU) wollte „den Knopf am liebsten draufmachen“ und in einem Jahr nicht noch einmal diskutieren. Mechthild Münzer (CDU) sprach sich gegen die Sperrung aus und dachte dabei an die Schwächung der Innenstadt-Läden. Dazu sagte Michael Sladek (Freie Wähler): „Der entscheidende Punkt ist doch der Schutz unserer Kinder – Alles andere ist kleinkariert.“ Schelshorn warb mehrmals ausdrücklich für die Sperrung, um die Räte zu überzeugen: „Wir haben genug Glück gehabt, dass noch nichts passiert ist, es gab manche Fälle, die glimpflich ausgegangen sind.“ Locker beantragte nach über drei Stunden hitziger Diskussion die Beschlussfassung. Mit sieben zu fünf Stimmen sprach sich der Rat gegen die Sperrung aus. Sofort verließ Anschütz den Saal: „Meine Unterschrift bringe ich morgen“, sagte er bezüglich seines Rücktritts. Und auch Sladek ging: „Ich bin entsetzt und kann es nicht nachvollziehen.“ Aufgebracht gingen auch alle Zuhörer.
Was passiert jetzt?
Das Landratsamt gibt nun eine Anordnung, derzufolge die Verkehrsflächen und der Pausenhof klar voneinander getrennt werden müssen, etwa mit Ketten. Munzig macht auf Anfrage klar, dass es noch ungewiss ist, ob die Schüler den Rathausplatz weiter nutzen dürfen.