Das Biosphärengebiet Schwarzwald wird immer sichtbarer für die Öffentlichkeit. Die Bürgermeister des Gemeindeverwaltungsverbandes Schönau, Gemeinderäte aus dem oberen Wiesental und der CDU-Kreisvorstand informierten sich kürzlich beim neuen Geschäftsführer Walter Kemkes über den Umsetzungsstand und die weiteren Planungen. Schönau. Nach der Ausweisung des Gebiets im Januar 2016 steht die formelle Anerkennung durch die Unesco im Sommer 2017 an. Aktuell sind 29 Kommunen mit Schwerpunkt im oberen Wiesental beteiligt. Kemkes bedauerte, dass nicht alle Gemeinden, die dafür geeignet seien, von Anfang an mitmachen würden. Die nächste Beitrittsmöglichkeit ergebe sich erst wieder in zehn Jahren, wenn das Projekt turnusgemäß evaluiert werde. Der Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Armin Schuster zeigte sich sicher: „Wer jetzt nicht dabei ist, wird es noch bereuen.“ Und weiter: „Das Biosphärengebiet Schwarzwald wird ein Erfolgsmodell für die Entwicklung des ländlichen Raums.“ Geschäftsführer Kemkes bestätigte, dass aus seiner Erfahrung bei anderen Gebieten – in den vergangenen acht Jahren managte er das Biosphärenreservat Bliesgau im Saarland – die Kommunen von einer Teilnahme profitierten. Anfängliche Skepsis sei meist breiter Unterstützung gewichen. Möglicherweise klinge der aus dem Englischen übertragene Begriff „Biosphärenreservat“ zu technokratisch, die in Baden-Württemberg gebräuchliche Bezeichnung „Biosphärengebiet“ sei neutraler. Im Mittelpunkt stehe der Mensch. Geschäftsstelle kann Fördergelder vergeben Daher sei ein Großteil der Gebietskulisse eine anthropogen bestimmte Zone. Lediglich 3,3 Prozent umfasse die Kernzone, in der menschliche Eingriffe minimiert seien. In der 68 Prozent umfassenden Entwicklungszone gebe es dagegen keine ordnungsrechtlichen Vorgaben. Bundesweit einmalig sei, dass die Geschäftsstelle Fördergelder vergeben könne, so Kemkes. Jährlich würden 320 000 Euro zur regionalen Entwicklung bereitgestellt, für die Startphase sogar 380 000 Euro. Walter Kemkes umriss gegenüber den CDU-Vertretern seine Agenda: Das Biosphärengebiet Schwarzwald wolle zu einer Steigerung der Attraktivität der Region beitragen und den Auswirkungen des demographischen Wandels vorbeugen. Die Entwicklung des ländlichen Lebensraumes stehe im Vordergrund. Ein dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg der Landwirte sei sein Ziel. Die Produkte der Höhenlandwirte müssten besser vermarktet werden. So werde das Potenzial des heimischen Hinterwälderrinds nicht vollständig ausgeschöpft. Nötig seien auch neue Arbeitsmodelle für die zahlreichen Nebenerwerbslandwirte, damit sie ihre Betriebe fortführen können. Die Höhenlandwirte trügen erheblich zur Offenhaltung der Landschaft bei. Von der Bewahrung der typischen Schwarzwälder Kulturlandschaft könne der Tourismus profitieren. Südtirol als touristisches Vorbild Kemkes sprach sich für ein nachhaltiges, naturverträgliches Angebot aus. Bisher gebe es nur sehr wenige Biohotels, obwohl sie ein zahlungskräftiges, qualitätsorientiertes Klientel in die Region bringen könnten. Armin Schuster verwies auf das Beispiel Südtirol. Dort sei es mit genau dieser Strategie nach Jahren der Krise gelungen, sich wirtschaftlich neu aufzustellen: „Heutzutage ist Südtirol eine der stärksten Marken im Tourismus überhaupt. Das kann der Schwarzwald auch erreichen.“ Die Abstimmung mit dem etablierten Naturpark Südschwarzwald entwickle sich gut, hieß es. Der langjährige Naturpark-Vorsitzende und ehemalige Landrat Walter Schneider hob die regelmäßigen Treffen positiv hervor, so könnten Doppelstrukturen vermieden werden.