Schönau/Wieden/Utzenfeld Wirtschaft und Klimawandel im Wald

Christoph Schennen
Waldbesitzer, Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter, Bürgermeister und Forstunternehmer nahmen an der Waldbegehung in Wieden und Utzenfeld teil. Foto: Christoph Schennen

Bei einer Tour durch den Forst in Wieden und Utzenfeld stellten Mitarbeiter der Forstwirtschaft umgesetzte und geplante Maßnahmen im Wald vor. Neben dem Wirtschaftsaspekt ging es auch um den Klimaschutz.

Am Dienstag hat eine Waldbegehung mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Stadträten, Forstunternehmern, Waldbesitzern und angehenden Forstwirten stattgefunden. Im Anschluss an die vierstündige Tour erläuterte Christian Suchomel, Leiter des Forstbezirks Todtnau, im Schönauer Bürgersaal die aktuelle Entwicklung des Walds im Gemeindeverwaltungsverband (GVV) und die Projekte dieses Jahres.

Dabei wurde deutlich, dass 75 Prozent der Einnahmen der Forstwirtschaft durch den Holzverkauf erzielt werden. Immer wichtiger werden zudem die Einnahmen aus Förderprogrammen (unter anderem naturschutzfachliche Maßnahmen, Förderung zur Bewältigung von Katastrophen) und der Verkauf von Ökopunkten. Mit der Teilnahme am Programm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ hat sich die Verwaltung verpflichtet im GVV-Gebiet rund 17 000 Bäume als Habitatbäume auszuweisen, die Lebensraum für Tiere bieten sollen. Wie Suchomel berichtete, sind bisher etwa 11 000 Bäume hierfür gekennzeichnet worden.

Ein toter Baum, der als Habitatbaum ausgewiesen wurde. Foto: Christoph Schennen

Bedrohte Tierarten

Nicht nur Habitatbäume sollen erhalten bleiben, sondern auch vom Aussterben bedrohte Tierarten wie das Auerhuhn. Im Südschwarzwald soll es etwa eine Anzahl von 52 balzenden Auerhähnen geben. In diesem Jahr will der Forst vier Hektar Auerhuhn-freundlich durchforsten. Das bedeutet, dass die Heidelbeersträucher gemulcht werden, damit die Vögel sich dort bewegen können. Außerdem lieben die Tiere lichte Wälder mit kleinen Lücken.

Bei der Bus-Exkursion am Nachmittag stellten Suchomel, Matthias Schmiederer, Revierleiter in Utzenfeld und Wieden, und Daniel Holzer von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Todtnau Maßnahmen im Wald von Wieden und Utzenfeld vor. Am Belchensteig zeigten die Forstexperten Weißtannen, die bis auf eine Höhe von fünf, sechs Meter geästet wurden. Grund ist, dass die FBG einen Kunden hat, der aus Weißtannenholz Deckenpaneele und Wandverkleidungen herstellt und eine klare Vorstellung vom Zielsortiment hat. Wenn die Tanne früh eine „Wertästung“ erhalte, können die Güteklassen „Teilfurnier“ und „A“ erreicht werden, erklärte Schmiederer. Holz dieser Güte erreicht die höchsten Preise auf dem Holzmarkt. Geästet werden zum Beispiel auch die Douglasie, die Kirsche, die Eiche (in tieferen Lagen) und der Ahorn.

Stillgelegte Fläche

Eine weitere Station war eine Fläche, die aufgrund der Vorgaben des Programms „Klimaangepasstes Waldmanagement“ nicht mehr durchforstet wird. Schmiederer ist ein Gegner dieser Waldstilllegung, weil dadurch Flächen entstehen, die zur Produktion von Holz fehlen würden. Er legt daher darauf Wert, dass Flächen ausgewählt werden, „mit denen wir kein Geld verdienen“. Zu diesen zählen zum Beispiel Steillagen. Vor der Stilllegung werden aus dem betreffenden Waldstück die Fichten entfernt, damit in ihnen lebende Borkenkäfer nicht auf die umliegenden Wirtschaftswälder übersiedeln. In Schönau muss zusätzlich zu den 20 Prozent bereits stillgelegter Fläche eine weitere Fläche von fünf Prozent stillgelegt werden, um die Forderungen des Programms „Klimaangepasstes Waldmanagement“ zu erfüllen. Horst Marterer, Jagdpächter im GVV und Gemeinderat in Fröhnd, bedauerte das Eingriffsverbot für diese Flächen, da dort Brennholz geerntet werden könnte.

Schmiederer zeigte den Teilnehmern der Waldbegehung auch eine Fläche mit vielen Bergahorn-Bäumen. Bei entsprechender Dicke nach etwa 60 Jahren könnte der Forst mit diesen Laubbaumbeständen Geld verdienen, prognostizierte er.

Anschließend stellte der Forstexperte einen Waldabschnitt vor, in dem dicke Holzstämme auf insgesamt 15 Hektar entnommen wurden – ohne, dass jedoch ein Kahlschlag entstanden ist.

Vielzahl an Baumarten

Thema war auch immer wieder die Zukunft der Fichte. Fest stehe, so Suchomel, dass die Fichten aufgrund des Klimawandels zurückgedrängt werden. Wichtig sei es, eine Vielzahl an Baumarten (Buchen, Fichten, Tannen, Douglasien, Bergahorne und andere) im Wald zu haben. Der Standort entscheide, welche Baumart dort gepflanzt werden könne.

Schönaus Bürgermeister Peter Schelshorn wusste von seiner früheren Tätigkeit als Banker, dass die Diversifizierung von Vorteil ist: „Damit wird das Risiko verteilt.“ Falle eine Baumart aus, könne man noch mit den anderen Baumarten Erlöse erzielen.

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