Schönau „Zwei Vorbilder von nebenan“

Markgräfler Tagblatt
Ursula und Michael Sladek wurden am Montag von Bürgermeister Peter Schelshorn mit der Bürgermedaille der Stadt Schönau ausgezeichnet. Fotos: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Ehrung: Ursula und Michael Sladek erhalten für ihr Engagement die Bürgermedaille der Stadt Schönau

Von Peter Schwendele

Die Bürgermedaille der Stadt Schönau durften am Montagabend Ursula und Michael Sladek im voll besetzten Bürgersaal in Empfang nehmen. Und die Freude der Geehrten über diese Auszeichnung war groß. Diese Ehrung in ihrer Heimat sei genauso bewegend wie das Zusammentreffen mit dem amerikanischen Präsidenten im Zuge einer großen Preisverleihung in den USA, bekannte Ursula Sladek in ihrer Dankesrede.

Schönau. „Sie beide haben viel Gutes getan und dürfen daher heute die höchsten Auszeichnungen entgegennehmen, die die Stadt Schönau für bürgerschaftliches Engagement zu vergeben hat“, sagte Bürgermeister Peter Schelshorn zu Beginn seiner Laudatio. Zwar ehre man an diesem Abend zwei Personen mit jeweils der Schönauer Bürgermedaille, „doch sie gehören meines Erachtens untrennbar zusammen“, bekundete der Rathauschef mit Blick auf das gemeinsame Lebenswerk des Ehepaars Sladek. „Was wäre Ursula Sladek ohne ihren Michael und Michael Sladek ohne seine Ursula?“, so die rhetorische Frage des Bürgermeisters.

Was 1986 im Kleinen mit der Initiative „Eltern für atomfreie Zukunft (EfaZ)“ begonnen hatte, führte zu etwas Großem: Zu den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) mit über 120 Mitarbeitern, rund 190 000 Kunden deutschlandweit, mit vielen Tochterunternehmen und Beteiligungen und neuerdings auch einem Windpark. Für all dies seien eine Menge Ideen, Visionen und Pläne notwendig gewesen, von denen viele im Haus der Sladeks in Schönau diskutiert worden seien, legte Schelshorn dar.

Der Bürgermeister bezeichnete Ursula Sladek als „treibende Kraft der Schönauer Stromrebellen“ und sprach von einer „kaum glaublichen Zähigkeit und Phantasie“ beim eingeschlagenen Weg, das Schönauer Stromnetz zu kaufen und selbst zu betreiben. Nach über zehn Jahren harten Kampfes für dieses Ziel wirkte Ursula Sladek von 1997 bis 2014 als Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied der EWS. Für ihr langjähriges Engagement für eine lebenswerte Umwelt erhielt sie unter anderem 2013 den Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt und 2011 den Goldman Environmental Prize.

Bürgermeister Peter Schelshorn berichtete in seinen Ausführungen über diese außergewöhnliche Episode in den USA, die neben der Preisverleihung in San Francisco auch ein Zusammentreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama im Weißen Haus mit sich brachte. Bei dieser Gelegenheit „schmuggelte“ Ursula Sladek die handliche kleine Fibel „100 gute Gründe gegen Atomkraft“ ins Oval Office und überreichte sie einem etwas erstaunten Obama.

Michael Sladek, der gerne auch als „Vordenker der Energiewende“ bezeichnet werde, kämpfe seit Jahrzehnten für eine lebenswerte Zukunft der Menschen, legte der Bürgermeister dar. Und er habe es immer verstanden, viele Mitstreiter „durch seine Persönlichkeit und seine Ausstrahlung“ für die gemeinsame Arbeit zu begeistern und zu gewinnen. Vergessen werde oft, dass der langjährige Stadtrat und mehrmalige Stimmenkönig bei Kommunalwahlen auch ein engagierter Landarzt ist, merkte der Rathauschef an.

Schelshorn würdigte in seiner Rede das außergewöhnliche Engagement der beiden Geehrten: „Ihr habt euch der Energiewende verschrieben und maßgeblich daran mitgewirkt, dass diese Energiewende in Deutschland bereits große Früchte zeigt. Ihr redet nicht bloß, ihr fordert viel von anderen, aber ihr handelt selbst.“ Der Bürgermeister bezeichnete Ursula und Michael Sladek als „Vorbilder von nebenan oder, wie man heute manchmal sagt, local heroes“.

Der Beifall war groß im Bürgersaal, als der Rathauschef die beiden Geehrten auf die Bühne bat und ihnen die Bürgermedaillen und die dazu gehörenden Urkunden überreichte. „Das ist eine wirklich große Ehre für uns“, sagte Ursula Sladek.

Vor vierzig Jahren seien sie und ihr Mann als Fremde nach Schönau gekommen und heute würden sie sich hier Zuhause fühlen. Die selbst gestellte „gigantische Aufgabe“ zu erfüllen sei nur möglich gewesen durch die Unterstützung aller Mitstreiter auf dem langen Weg. Sladeks Dank ging aber noch weiter, und zwar an die „mutigen“ Bürger von Schönau, „denn ohne sie hätten wir uns abstrampeln können, wie wir wollen, wir hätten es nicht geschafft“. Sladek appellierte denn auch an die Bevölkerung, die EWS weiter zu unterstützen, denn der Klimawandel bringe große Gefahren mit sich. Aktuell zeigt sich das Engagement des Ehepaars Sladek im Kampf für eine nationale CO2-Abgabe.

Auch Michael Sladek erinnerte in seinen Dankesworten an viele Mitstreiter der vergangenen Jahrzehnte und hatte einige Anekdoten parat, die nicht zuletzt den nicht immer einfachen Spagat zwischen seinem Beruf als Landarzt und seinem Wirken als „Stromrebell“ aufzeigten. „Es ist unheimlich wichtig, dass man Solidarität spürt“, so sein Credo.

Die Feier wurde musikalisch umrahmt von einer Bläsergruppe der Stadtmusik Schönau sowie mit Liedvorträgen von Carolina Bruck-Santos, die von Oliver Schmidt am Piano begleitet wurde. Nach dem offiziellen Teil waren die Gäste bei einem Umtrunk zum persönlichen Austausch eingeladen.

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