Schopfheim Abriss mit offenen Hintertürchen

Markgräfler Tagblatt

Uehlin-Häuser: Große Mehrheit für Abbruchantrag / Stadt sucht Kontakt mit angeblichem Investor

Das eine tun und das andere nicht lassen: Bei den beiden Uehlin-Häusern fährt die Stadt zweigleisig. Zum einen forciert sie mit dem offiziellen Abbruchantrag für den denkmalgeschützten Teil den Abriss der Gebäude. Zum anderen lässt sie für interessierte Investoren und Sanierer ein Hintertürchen offen.

Von Werner Müller

Schopfheim . Das ist das Ergebnis einer mitunter emotionalen Debatte im Gemeinderat. Dem Abbruchantrag für das Eckgebäude stimmte schließlich eine große Mehrheit aus CDU, SPD, Unabhängigen und Freien Wählern zu.

Obwohl der Bürgermeister mit dem Abbruchantrag die Zusage verknüpft hatte, mit dem interessierten Investor Willi Sutter Kontakt aufzunehmen, enthielten sich die Grünen der Stimme.

Zu Beginn der Aussprache hatte Christof Nitz darauf hingewiesen, dass laut Schadensgutachten in dem denkmalgeschützten Haus nur noch 43 Prozent erhaltungswürdige Bausubstanz vorhanden sei (wir berichteten). Zum Abbruchantrag müsse auch das Denkmalamt Stellung beziehen. Ob sich im Falle eines Abrisses die historische Fassade erhalten lasse (wie es Henning Uhlich in der Bürgerfragestunde gefordert hatte), könne man später immer noch diskutieren.

Ein „bisschen irritiert“ von der Vorgehensweise der Stadt zeigte sich Jürgen Fremd. Der Grüne-Stadtrat appellierte an das Gremium, die Frage der Erhaltungswürdigkeit Fachleuten wie Willi Sutter zu überlassen. Wer sollte das besser beurteilen können als jemand, der damit Geld verdienen wolle, so Fremd. Eventuell wolle Sutter die Häuser so kaufen, wie sie sind, um sie erfolgreich zu sanieren. Der Grüne-Stadtrat bat die Verwaltung, dem potenziellen Investor alle Zahlen zur Verfügung zu stellen und ihm ein paar Wochen Zeit zu lassen, ein Sanierungskonzept vorzulegen. „Damit verlieren wir nichts“, sagte Fremd und zeigte sich überzeugt, dass ein Erhalt der Häuser „der bessere Weg“ wäre.

Für Teresa Klein klang das wenig überzeugend. Sie habe bislang von diesem vermeintlichen „Super-Investor und -Sanierer“ noch nie etwas gehört oder gesehen, wunderte sich die SPD-Stadträtin.

Ihr Fraktionskollege Thomas Gsell sah es ähnlich. Die Stadt sei bezüglich der Uehlin-Häuser „unter Zeitdruck“ und sollte jetzt den Abbruchantrag einreichen. Falls sich tatsächlich ein Investor mit einem Sanierungskonzept melde, müsse die Stadt den Abbruch ja nicht zwingend in die Tat umsetzen. Gsell schlug vor, den Appell von Jürgen Fremd nicht aus den Augen zu verlieren. Auf der anderen Seite müsse der angebliche Investor zeitnah Ross und Reiter nennen.

In die gleiche Kerbe hieb Heidi Malnati. Seit Monaten sei von einem ominösen Investor die Rede, über den Grüne-Stadtrat immer nur Andeutungen mache. Der hätte sich nach ihrem Dafürhalten längst einmal mit den Fraktionen in Verbindung setzen können. Die CDU-Fraktionschefin plädierte denn auch dafür, den Abbruchantrag jetzt zu stellen. „Wir verlieren jeden Tag Geld, seit Jahren geht nichts“, ärgerte sie sich.

Ernes Barnet wollte von Zeitdruck nichts wissen. Seit zehn Jahren drehe sich die Diskussions um Uehlin-Areal, da könne es jetzt doch auf zwei Monate mehr oder weniger nicht ankommen, meinte der Gründe-Fraktionssprecher. Nichts spreche dafür, jetzt etwas Hals über Kopf zu entscheiden.

Hildegard Pfeifer-Zäh votierte indes gegen eine Verschiebung des Abbruchantrags. „Wir halten uns damit alle Möglichkeiten offen“, so die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler.

Auch Mark Leimgruber wollte nicht länger warten. Falls es tatsächlich einen interessierten Investor gebe, solle der sich melden und sein Konzept einreichen.

Der Bürgermeister sah sich schließlich veranlasst, ein „paar Dinge klar zu stellen“. Tatsache sei zwar, dass sich der besagte Interessent Willi Sutter mit der Stadt in Verbindung gesetzt habe. Nur lag seinerzeit weder das Schadensgutachten auf dem Tisch noch das Angebot der Gebäudeversicherung. Insofern habe die Stadt die notwendigen Zahlen nicht liefern könne.

Er betonte bei der Gelegenheit noch einmal, dass der Verfasser des Schadensgutachtens ein absoluter Fachmann sei und eng mit dem Denkmalamt zusammen arbeite.

Neben dem Schadensgutachten sei nunmehr auch der Bescheid der Versicherung vorhanden. Der Gemeinderat habe erst kurz vor Beginn der Sitzung hinter verschlossenen Türen das Angebot über die Schadensausgleich angenommen, so Nitz. Damit sei aber nicht entschieden, ob die Stadt diese Summe einem Investor ganz oder teilweise überlassen werde.

„Was hindert uns jetzt also daran, den Abbruchantrag zu stellen und zeitgleich mit dem Interessenten Kontakt aufzunehmen und ihn um ein Sanierungskonzept zu bitten?“, fragte das Stadtoberhaupt in die Runde.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading