Im zweiten Teil des Abends berichtete die Journalistin Nyima Jadama über die derzeitige Situation in Gambia. Trotz des Machtwechsels und der Vertreibung des Diktators habe sich in Gambia nichts verändert, berichtete Nyima Jadama.
Auch unter dem neuen Staatspräsidenten Adama Barrow herrschten weiterhin Verstöße gegen Menschenrechte, Verfolgung von Homosexuellen und Missachtung der Rechte von Frauen.
Dass die gambische Regierung etwas gegen die Migration unternehme, sei falsch. „Das Gegenteil ist der Fall. Menschen werden in Gambia zur Migration ‚gezwungen‘, damit sie aus dem Ausland Geld ins Land schicken“, betonte die Journalistin.
Auf die Frage, warum denn angesichts der schwierigen Lage der Frauen nur Männer die Flucht antreten, berichtigte Nyima Jadama, dass rund 60 Prozent der Flüchtlinge aus Gambia Frauen sind. „Aber sie nehmen nicht die gefährliche Route durch die Wüste oder über das Mittelmeer, sondern fliehen in Nachbarländer in Afrika oder werden in den Libanon gelockt, wo sie häufig in der Prostitution landen“, so Jadama.
Eine Teilnehmerin der Diskussion wollte wissen, was man denn tun könne, um die Situation zu verbessern. Hier antwortete ein gambischer Flüchtling. „Geben Sie kein Geld an die Regierung. Das landet bei deren Verwandten, die mehrheitlich im Vereinigten Königreich Großbritannien oder in den USA leben. Geben Sie es direkt an die Flüchtlinge hier, die für ein besseres Leben und für ein besseres Gambia kämpfen“, führte er aus.
Auf diesen Aspekt ging auch Nyima Jadama ein. Die deutsche Regierung versuche ein Übereinkommen mit Gambia zu schließen, berichtete sie. Gegen Aufbauhilfen im Land soll Gambia die Flüchtlinge wieder zurücknehmen.
Aber wenn die Menschen zurückgingen, seien sie weiter den Repressionen der Regierung ausgesetzt, hätten weiter keine Arbeit und keine Zukunft.
Kaum Zustimmung für deutsche Angebote
„Die Regierung nimmt das Geld, das in dunklen Kanälen verschwindet, aber ändern wird sich für die Menschen nichts“, lautete ihr entmutigendes Fazit. Auch das von der deutschen Regierung auf den Weg gebrachte Angebot der „Ausbildungszusagen“ finde bei den Flüchtlingen keine ungeteilte Zustimmung, wie Julian Staiger ausführte.
Um eine solche Ausbildungszusage zu erhalten, muss ein gambischer Pass vorgelegt werden. Damit ist aber ein Nachweis über die Herkunft des Flüchtlings gegeben. Erfolgt die Zusage nicht, ist eine Ausweisung und Abschiebung die mögliche Konsequenz.
Deshalb würde dieser Weg mit großem Misstrauen aufgenommen werden, erklärte Julian Staiger.
Die Veranstaltung wurde allgemein als sehr bereichernd empfunden. Im Anschluss folgte eine sehr engagierte Diskussion zwischen den Mitgliedern verschiedener Hilfsorganisationen und den anwesenden gambischen Flüchtlingen über mögliche konkrete Hilfsmaßnahmen.