Achim Amme hat aus der beträchtlichen Lennon-Biografie des britischen Rockautors Philip Norman gleich zwei Programme herausgefiltert: eines über die frühen Jahre Lennons mit Beatles-Coverbands und dieses Soloprogramm mit CD-Player, Originaleinspielungen und einem Live-Musiker. Gemeinsam mit John Lennon hat der Autor Amme ein Faible für Wortspiele, wie man am Titel seines neuen Buches „Der Amme. Poet“ unschwer ablesen kann.
Aus der dicken Lennon-Biografie hat er die passenden Passagen zusammengesucht über die letzten Jahre, die auch einen besonderen Wert haben im Leben von John Lennon. Für viele ist dieser Ex-Beatle ja ein Heiliger.
Der Abend setzt erst in der Nach-Beatles-Ära ein, nach der Blütezeit und Trennung der Band. Alles läuft auf das tragische Ende zu, auf das Attentat eines fanatischen Beatles-Fans, der Lennon vor seinem Appartement im Dakota Building in New York auflauert, wo Roman Polanski 1968 seinen satanischen Film „Rosemary’s Baby“ gedreht hatte.
Das facettenreiche Lennon-Porträt, bei dem es auch neue Einsichten gab, handelte nicht allein von Drogen, sexueller Freiheit, Alkoholexzessen, sondern viel von der Ehe mit der japanischen Künstlerin Yoko Ono, ihren Fehlgeburten und der Geburt ihres Sohnes Sean. Lennon wurde zu einem Pionier als „Hausmann“, der seinen Sohn betreute und sich von der Bühne etwas zurückzog, während sich Yoko um das Finanzielle kümmerte. Man erfuhr auch einiges von ihrer gemeinsamen Arbeit an Projekten und Alben und der Zeit, als Lennon seinen Ruhm für politische Proteste und Engagement für den Frieden nutzte. „Give Peace a Chance“ und „Imagine“ wurden zu Hymnen der Friedensbewegung.
An die musikalische Mischung aus Konserve und Live-Musik musste man sich erst gewöhnen. Die Stimmen von John Lennon und Volkwin Müller, der einige der bekannten Songs wie „All You Need Is Love“ intensiv und ausdrucksstark zu Gitarre und Fußschlagzeug sang, sind doch zu unterschiedlich. Hat man den raffinierten Sound der alten LPs im Ohr, fehlte bei der Tribut-Version „Strawberry Fields“ trotz des kraftvollen Gesangs etwas die psychedelische Studio-Atmosphäre.
Träumer und Provokateur
Volkwin Müller intoniert aber nicht nur die Welthits von Lennon, sondern spielt sie ganz anders, angelehnt an den Beatles-Stil, aber harmonisch abgewandelt. Der Sänger und sein Partner touren schon seit zehn Jahren mit diesem Programm, da hätte man vermuten können, dass diese musikalische Lesung optisch etwas mehr aufgewertet würde, vielleicht mit einem großen Lennon-Porträt oder Projektionen – gerade in einer Theaterreihe zum Auftakt der städtischen Saison.
Aber es war eine schöne Hommage an die größte Legende der Pop-Musik mit einem empathisch wirkenden Sprecher und einem versierten Singer-Songwriter, die den menschenscheuen Träumer und gleichzeitigen Provokateur Lennon sehr persönlich in dieser Lebensschau und Zeitreise in die 1970er Jahre näher brachten. Mit einem Nachwort von Sohn Sean über seinen Vater klang der Lennon-Abend berührend aus.