Schopfheim Blues und Religion verbinden sich

Markgräfler Tagblatt

Alte Kirche St. Michael: Am kommenden Sonntag findet ein Blues-Gottesdienst mit Ignaz Netzer statt

Die Barockmusik pausiert: Mississippi- und Chicago- klänge werden am kommenden Sonntag die alte Kirche St. Michael erfüllen. Wohl erstmals wird dort ein Blues-Gottesdienst stattfinden - zu Gast ist Ignaz Netzer.

Von Petra Martin

Schopfheim . Das „3. Dreyland Blues Festival“ und die „Sommerkirche“ gehen eine spannende Verbindung ein. Denn Blues-Musik und Theologie haben viele Gemeinsamkeiten, heben Pfarrerin Ulrike Krumm und Festival-Macher Klaus Deuss hervor.

„Für Blues-Musiker ist es etwas ganz Organisches, in der Kirche aufzutreten, das machen sie mit einer Freude und Selbstverständlichkeit“, sagt Ulrike Krumm, die den Gottesdienst in der Alten Kirche leiten wird. Viele Blues-Musiker hätten ihre Karriere im Gospelchor begonnen, erläutert Klaus Deuss. Für sie sei es normal, im Gottesdienst zu singen.

Die musikalische Verbindung ist aber nicht die einzige Verlinkung von Blues-Musik und Theologie. Auch das Mitteilen von Gefühlen schafft ein starkes Band. Die Musiker erzählten in ihren Liedern Alltagsgeschichten, sie singen von Gefühlen wie Einsamkeit, Verlassenheit, Liebe, Freude und Tod, so Pfarrerin Ulrike Krumm. Auch Jesus habe – etwa in den Gleichnissen – Alltagsgeschichten erzählt. Tiefe Lebenserfahrungen würden damit zum Ausdruck gebracht, „emotionale Untergründigkeiten“ aufgedeckt. „Darum geht es auch im Glauben.“ Die Verbindung mit Gott bekomme dadurch eine andere Dimension. Der Blues passe daher zur „Sommerkirche“, die dieses Jahr den Titel „Große Gefühle“ trägt.

Die Musiker, die der Verein „Exbluesive“ zum Dreyland-Festival eingeladen hat, seien begeistert gewesen, als sie von dem Blues-Gottesdienst gehört hätten, berichtet Klaus Deuss. Sie hätten gleich gesagt, dass sie auch gerne kommen wollten. So besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Musiker aus Chicago zum Gottesdienst erscheinen; möglicherweise gibt es ja danach noch ein kleines Konzert.

Die tiefe religiöse Verbundenheit der Musiker gehe eine enge Verwandtschaft mit Blues und Gospel ein. Gospel bedeute, vor Gott zu singen, so Klaus Deuss, und viele Gospels folgten dem Blues-Schema. Im Gottesdienst am Sonntag soll beides erklingen: Gospels („I’m going over the hill“, „Glory of love“, „This train“), aber überwiegend Blues.

Der Gottesdienst steht unter dem Motto „Alles oder nichts“ und solle wie gewohnt ablaufen; er sei kein Konzert. Er werde spirituellen Charakter haben, betont Pfarrerin Krumm. Die Stücke von Ignaz Netzer sollen auch keine „Einsprengsel“ im Gottesdienst werden, sondern es werde ein Bogen zwischen den Texten und den Liedern gespannt. Die Musik passe zum Wochenspruch aus Matthäus, in dem es heiße, „Du sollst den Herrn lieben, deinen Gott...“. Denn dies sollten die Leute mit vollem Herzen, ganzer Kraft und mit Liebe tun, wie Jesus gesagt habe - genau dies, die großen Gefühle, verkörperten auch die Blues-Musiker.

Festivalmacher Klaus Deuss hebt einen weiteren verbindenden Charakter von Blues und Gottesdienst hervor: Das Festival stehe dafür, unterschiedliche Menschen zusammenzubringen. „Es geht darum, Grenzen zu überwinden.“

Das ist ganz im Sinn der „Sommerkirche“, die ebenfalls grenzüberschreitend ist: Die Gottesdienste finden an verschiedenen Orten statt, die Besucher können so neue Erfahrungen sammeln – auch beim Blues-Gottesdienst am Sonntag. Die Besonderheit ist, dass die Besucher nur ein einziges Lied singen werden. Das Gemeindelied für alle heißt „Down By The Riverside“.

Das „3. Dreyland Blues Festival“ findet am Freitag, 23. August, im Schopfheimer Stadtpark, am Samstag, 24. August, auf dem Talschulplatz in Wehr und am Sonntag, 25. August, im alten Wasserwerk in Lörrach statt (jeweils um 20 Uhr).

Der Blues-Gottesdienst „Alles oder nichts“ findet am Sonntag, 25. August, um 10 Uhr in der alten Kirche St. Michael mit Pfarrerin Ulrike Krumm statt (Türöffnung um 9 Uhr). Zu Gast ist der deutsche Blues-Gitarrist Ignaz Netzer. Es ist ein Gottesdienst, der Eintritt ist frei.

Die „Sommerkirche: große Gefühle“, eine Reihe der evangelischen Kirchengemeinde Hausen & Raitbach, St. Michael - Schopfheim & Eichen, Fahrnau & Gersbach sowie der Bonhoeffer-Gemeinde Wiechs & Langenau, wird mit folgenden Gottesdiensten fortgesetzt: Sonntag, 25. August, 19 Uhr: „Moment mal - mit Blick zum Himmel die Stopptaste drücken“ (Raitbach, Bolzplatz, Pfarrerin Martina Weber-Ernst). Sonntag, 1. September: „Vom Glücklichsein“ (Langenau: 10 Uhr, Gemeindezentrum. Eichen: 19 Uhr, Kirche, Prädikantin Dorothea Schaupp). Sonntag, 8. September: „Zorn - pure Energie“ (Schopfheim: 10 Uhr, alte Kirche, Pfarrer Daniel Völker. Fahrnau: 19 Uhr, Kirche, Prädikantin Antje Böttcher).

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