Schopfheim Alte Ziegelei: „Bunter Mix“ statt Luxus-Bleiben

Gerald Nill
Will mit einer Genossenschaft die alte Ziegelei vor dem möglichen Abriss bewahren: Frank Rupprecht. Foto: Gerald Nill

Sozialprojekt: Frank Rupprecht will Genossenschaft zum Erhalt der Alten Ziegelei gründen

Schopfheim  - Die Uhr für die Alte Ziegelei tickt: Frank Rupprecht bleibt nur wenig Zeit, um seine Ziele zu realisieren – günstigen Wohnraum schaffen und soziale Wohnformen mit Benachteiligten wagen, die Immobilie vor der Spekulation bewahren und Bestandsmieter schützen.

Rupprecht krempelt die Ärmel hoch, um eine Genossenschaft zu gründen, die dieses Konzept realisiert, ehe das Zeitfenster geschlossen ist. „Wir müssen uns schnell einig werden und pragmatisch handeln“, fordert er.

Als Handwerker, Bauleiter und Gastronom hat Rupprecht viel Erfahrung gesammelt, zuletzt beim Schmuckstück des historischen Columban-Hauses an der Hebelstraße, in dem er ein Café betreibt.

Schon für diese Altbau-Sanierung sei er gerufen worden – und blieb. Jetzt ist er wieder gefragt, denn eine große Alt-Immobilie droht in seinen Augen zum Spielball der Spekulation zu werden. Laut Rupprecht lebt die betagte Besitzerin im Altenheim, gesetzlich betreut von einer Rechtsanwältin mit sozialer Ader. Ihr Eigentum: die alte Ziegelei an der Hauptstadt mit aktuell 16 Wohnungen, von denen noch 12 vermietet sind.

Die Mieter wohnten dort bis jetzt für einen „Appel und ein Ei“, so Rupprecht, aber es gebe einen erheblichen Sanierungsstau. Der Altbau werde „platt“ gemacht und müsse Luxuswohnungen weichen, wenn er in falsche Hände gerate, meint er. Ohne die Altmieter, versteht sich.

Altbau droht Abriss

Das soll eine Genossenschaft verhindern, die aus potenziellen Bewohnern und idealistischen Geldgebern bestehen könnte. Rupprecht befindet sich nach eigenen Angaben im Gespräch mit einer Behinderteneinrichtung und mit Banken, Vereinen und Privatleuten.

Ein erster Gründunsgversuch sei gescheitert, weil die möglichen Mitglieder und Wohninteressenten zu viel Zeit vertendelt und auch keinen Konsens mit den Bestandsmietern gefunden hätten, anstatt Nägel mit Köpfen zu machen. Rupprecht pressiert’s, weil Grundstück und Gebäude schnell verkauft werden müssen, um die Pflege der Eigentümerin zu finanzieren.

Binnen vier Wochen müsste die Genossenschaft gegründet werden. Bis dahin will Rupprecht eine gute halbe Million Euro als Eigenanteil auftreiben. Gut 1,5 Millionen Euro kalkuliert er für den Kauf, weitere 1,2 Millionen Euro für die Sanierung – das macht ein Gesamtpaket von 2,7 Millionen Euro. Das sei ein hoher Betrag, der aber durch den Grundstückswert und die Immobilie sowie ein Baurecht für eine weitere Wohnimmobilie auf demselben Grundstück gerechtfertigt sei.

Wer sein Geld in Form von Genossenschaftsanteilen in Höhe von mindestens 9000 Euro und fünf Jahre anlege, wähle eine sichere Anlage, versichert Rupprecht.

Sobald die Genossenschaft besteht, will Rupprecht das Gebäude etagenweise sanieren. Bei der Heizung will der Allrounder zum Beispiel mittels Solarthermie und Hackschnitzeln oder Pelletsheizung die dicken Ziegelwände innen temperieren und für wohlige Wärme sorgen, ohne die  möglicherweise denkmalgeschützte Fassade dämmen zu müssen.

Am Ende sollen neben neun Wohnungen für Bestandsmieter elf Wohnungen für sozial Benachteiligte, Behinderte, misshandelte oder alleinerziehende Frauen, aber auch ganz normale Ankermieter bei einer Kaltmiete ab 7,50 Euro je Quadratmeter entstehen.

Einer hilft dem anderen

„Ein bunter Mix, bei dem einer dem anderen hilft.“ Rupprecht spricht immer wieder vom Solidaritätsgedanken, der ihn beseelt und den er bei seinen möglichen Mitstreitern ebenfalls erwartet. Eine Luxusmodernisierung ist das letzte, was er will.

Soziale Komponente

Sozial gestaltet werden bereits die Entrümpelung und einfache Renovieraufgaben wie Malerarbeiten. Wo eben möglich, will Rupprecht auf Gestrauchelte, ehemals Drogenabhängige, Wohnungslose oder Knastbrüder setzen. Mit solchen Mitarbeitern habe er beim „Columban“ insgesamt gute Erfahrungen gemacht.   Fachfirmen kommen bei der Alten Ziegelei dort zum Zug, wo Expertise nötig ist. 

Der aktuelle Stand: „Ein Geschäftsplan mit Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsplan für die nächsten 13 Jahre ist vorhanden“, so Rupprecht.  Kreditanfragen bei drei Banken laufen ebenfalls.

Der Mann wartet nur auf den Tag, an dem die Genossenschaft sich erstmals in vier Wochen trifft und die Bank grünes Licht für das Darlehen gibt. „Dann geht’s  sofort los“, so Rupprecht.

Weitere Informationen: Frank Rupprecht, kontakt@cafe-am-hebel.de

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