Schopfheim „d`Höfer vo Schopfe“ lehren in Schopfheim wieder das Gruseln

Marianne Rittner
In ihrer Aufmachung nehmen „d’Höfer vo Schopfe“ Bezug auf die Zeiten der Pest, die auch in der Markgrafenstadt wütete. Foto: zVg/Verein

Eine neugegründete Fasnachtsclique aus Schopfheim mischt an Fasnacht erstmals mit. Unsere Zeitung hat mit dem Gründer der Clique gesprochen, die die Furcht vor der Pest in Schopfheim wieder aufleben lassen will.

Schon seit zehn Jahren beschäftigt Marco Eichin aus Schopfheim der Wunsch, mit Freunden eine neue Fasnachtsclique zu gründen. Klar war für ihn von vornherein, dass eine solche Gruppe unbedingt einen historischen Bezug zur Markgrafenstadt haben sollte. Und ebenso stand fest: Eine düstere Gestalt muss es sein.

Bezug zur Stadtgeschichte

„Ich habe lange gesucht und recherchiert, mich intensiv mit der Geschichte der Stadt auseinandergesetzt, bis ich von den Pestkranken aus Schopfheim gehört habe“, erzählt der 46-Jährige. „Um den Dreißigjährigen Krieg herum wütete auch hier die Pest. Im noch heute existierenden Gewerbegebiet Höfen in Gündenhausen haben die Menschen in einer Papierfabrik, in der auch Lumpen gesammelt wurden, gearbeitet und sich infiziert.“

Eichin hatte sofort ein Bild vor Augen: Pestkranke in Lumpen, die an Fasnacht mit ihren Beulen und den weißen Gewändern durch die Straßen geistern. Und auch der Name der neuen Gruppe war damit gefunden.

Von der Idee zur Materie

So weit, so gut. Für die Umsetzung allerdings brauchte es Mitstreiter. Hier musste Eichin nicht lange suchen, da er früher gemeinsam mit etwa zehn Freunden in einer Hausener Fasnachtsclique aktiv war. Aus dieser aber waren sie nach einem Clinch ausgetreten und seither auf der Suche nach einer neuen närrischen Truppe. Neun von ihnen sind in diesem Jahr gemeinsam mit Eichin am Start.

Zwischenzeitlich musste die Idee ins „Stoffliche“ übertragen werden. Dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn die entworfene Figur brauchte Gewänder und ein Gesicht. Eichin ist bestens vernetzt und konnte daher Gerlinde Gersbach aus Schopfheim gewinnen, die ihnen ehrenamtlich die Kostüme nähte. „Eigentlich nimmt sie keine Aufträge mehr an, aber unsere Pestkranken hat sie noch einmal neu eingekleidet und näht bei Bedarf auch weitere Gewänder“, freut sich Eichin.

Ebenso großes Glück hatte er auf der Suche nach einem Larvenbauer. Im reichen Fundus eines Künstlers aus der Region fanden sich Masken von Pestkranken, die Eichin sofort überzeugten. Mike Obst aus Zell, ein Arbeitskollege von Eichin und ein „wahrer Hobbykünstler“ erklärte sich bereit, einen Wagen zu bauen.

Bürokratie kostet Zeit

In der neuen Clique sind insgesamt neun Erwachsene aktiv, die eine Maske tragen. Fünf Kinder sind dabei und sechs Passivmitglieder konnten bisher gewonnen werden. Von vorneherein stand für alle fest, dass sie ihre Clique als Verein eintragen lassen wollten. Dieser formale Akt erwies sich als der wahre Brocken, berichtet Eichin. „Es war ein langer Prozess bis die Vereinsstatuten standen. Unzählige Paragrafen mussten ausgefüllt, Nachweise erbracht und eingereicht werden.“ Endlich war es soweit und der 13. April 2024 als Gründungsdatum der „Höfer vo Schopfe“ festgelegt. Vorsitzender ist Marco Eichin, Stellvertreter Kai Tussing. „Sieben Leute sind im Vorstand“, lacht der Chef.

Zwischenzeitlich legten die Mitglieder keinesfalls die Hände in den Schoß. Geld wurde gesammelt, Spender sowie weitere Mitglieder gesucht und die Fasnacht geplant. In diesem Jahr sind die „Höfer“ beim Sonntagsumzug und beim Nachtumzug in Schopfheim sowie bei der Burefasnacht in Hasel dabei. Den Schopfheimer „Elfer“ konnten sie schon von sich überzeugen.

Spannung vor der Premiere

Auf die Resonanz unter den anderen Narren ist die Clique schon gespannt. Ob sie in ihren weißen Lumpen mit dem obligatorischen schwarzen Kreuz als Kennzeichen der Pest, den verbeulten Gesichtern und ihren Ratten wirklich für Furcht und Schrecken sorgen?

„Wir sind eine kleine Gruppe, aber die Idee konnten wir gut in die Tat umsetzen. Vielleicht können wir neue Mitstreiter gewinnen? Für Nachschub an Kostümen und Masken ist jedenfalls gesorgt“, meint Eichin optimistisch.

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