Schopfheim „Das Buch musste einfach raus“

Markgräfler Tagblatt
Die Freiburger Autorin Daniela Engist brachte zur Lesung ihres Debütromans auch Playmobilmännchen in die Stadtbibliothek mit. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Stadtbibliothek: 135. Autorenlesung / Daniela Engist mit „Kleins Große Sache“ zu Gast

„Danke für die Nominierung zur 135. Lesung - wow, das ist schon eine Weile!“ Daniela Engist aus Freiburg staunte nicht schlecht über diese langjährige Literaturreihe. Sie ist eine jener Schriftstellerinnen, die in den vergangenen 30 Jahren zu den Autorenlesungen in der Stadtbibliothek eingeladen wurden.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Engist brachte ihren 2017 erschienenen Debütroman „Kleins Große Sache“ mit, eine Realsatire auf die Arbeitswelt. Zuerst mal blickt sie sich im Raum um, bis ihr Blick auf das Bücherregal mit dem Hinweis „Wirtschaft“ fällt. Das passte! Schnell zieht sie ein paar Bücher heraus, liest die Titel vor: „Arbeit – die schönste Nebensache der Welt“. Ha, schon mal ganz gut. „Bin ich hier der Depp?“ - noch besser. Oder „Eine Geschichte der Werbung“.

Das hätte auch Harald sicher brauchen können. Harald, das ist Harald Klein. Er kommt aus der Provinz, hat das brotloseste Studium hinter sich, das man sich vorstellen kann: Philosophie. Bewirbt sich, nachdem ihn seine Freundin Beate sitzengelassen hat, bei einem Schweizer Großunternehmen und wird zum Aufsteiger.

Auch Daniela Engist hat in einem solchen Basler Konzern als Kommunikationsmanagerin gearbeitet. Heute macht sie sich in ihrem Insiderroman über den Job mit dem glänzenden, großartigen Titel „Global Head of Communication“ lustig. Aber bitte, sie möchte nicht mit Harald verwechselt werden! Denn „irgendwo hören die Parallelen auf“.

Harald ist nicht nur die Hauptfigur im Roman, sondern auch ein Figürchen, personifiziert als Playmobil-Männchen, das Engist zu ihren Lesungen mitbringt. Auch die Vorstandsriege ist en miniature dabei. Die Firma des Buches heißt nur „die Firma“, denn das Ganze ist doch stark ironisch gearbeitet, mit vielen inneren Monologen, manches distanziert erzählt, in einem personalen Erzählstil.

Harald wird am ersten Arbeitstag, nachdem er mit dem ICE nach Basel bis zum Badischen Bahnhof gefahren ist, ausstaffiert mit den Insignien des Managements wie Laptop und Blackberry (elektronischem Kalender), und er lernt seine Kollegen und vor allem Kolleginnen kennen und wird in der Firma „initiiert“.

Im Laufe der Lesung weiß man nicht so recht, verliebt er sich mehr in die Firma oder in Lola, die er gleich beim ersten Meeting kennenlernt. Ebenso wie den CEO. Witzig und süffisant beschrieben ist ein Management-Seminar am Zuger See, und dann erfährt man noch, wie Harald durch den Konzern gespült, befördert wird und Geschäftsreisen macht. 13 Jahre hat die aus dem Schwäbischen stammende Autorin für diesen Roman im Geschäftsumfeld recherchiert: „Das Buch musste einfach raus“. Man verzeiht ihr gerne die viele englische Businesssprache, weil sie sie mit feiner Ironie und Komik einsetzt. Da ihr dieser Erstling auch Spaß beim Schreiben gemacht habe, liest Engist begeistert noch eine zusätzliche Passage. Auch beim Lesepublikum kommt der Roman an.

Wieder ein guter Griff, dank Vermittlung durch Markus Manfred Jung, der nach der Pensionierung weiter seine persönlichen Kontakte zu den Autoren spielen lässt.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading