Schopfheim „Das ist der Startschuss zum Projekt“

Petra Martin

Gewerbebrache: Städtebaulicher Vertrag für Fahrnauer Areal wird auf den Weg gebracht

Schopfheim -  Mehr als zwei Jahre hat die Stadt mit dem Investor verhandelt. Jetzt sollte – auch erleichtert durch neue Gesetze für solche Innenbereich-Verfahren – für das geplante Bauvorhaben auf der alten Gewerbebrache in Fahrnau der Startschuss zu diesem Projekt fallen, wie Stadtplaner Peter Egi bei der Gemeinderatssitzung am Montag verdeutlichte. Doch zahlreiche Stadträte taten sich schwer damit und kritisierten Teile der geplanten Bebauung als zu massiv, verlangten eine Reduzierung der Geschosse.

Stadtplaner Egi erläuterte in der Sitzung das Bauvorhaben für das Areal zwischen Hauptstraße, Hans-Vetter-Straße, Hammerschmiedgasse und Gewerbekanal (wir berichteten) mit rund 120 Wohnungen; auch Praxen, ein Bäcker und Büros sind möglich. Es soll ein Fuß- und Radweg angelegt werden. Der Gewerbekanal soll renaturiert werden, der Investor habe „ein richtig gutes Begrünungskonzept“ vorgelegt und wolle ein Naherholungsgebiet am Gewerbekanal schaffen – „ein richtig großes Paket“, wie Peter Egi ausführte.

Vor allem aber betonte Egi, die Stadt müsse künftig mehr nachverdichten und in die Höhe bauen. „Wir haben keine Flächen mehr im Außenbereich.“

Dieser Appell verhallte allerdings bei den meisten Fraktionen. „Bebauung ja, aber nicht um jeden Preis“, meinte Hildegard Pfeifer-Zäh (Freie Wähler).

Die geplanten Gebäude müssten sich in die Umgebungsbebauung einfügen, das sei „oberstes Gebot“.

Kritik: „Das ist viel zu massiv“

Kritik übte sie unter anderem an der Blockrandbebauung zum Gewerbegebiet hin, das keinen Freiraum, keine luftige Fläche biete, was aber im Bestand der Fall sei.

Außerdem im Mittelpunkt ihrer Kritik: drei Geschosse plus ein Attikageschoss und ein Sockelgeschoss (Tiefgarage) seien zu viel, da das Sockel- und das Attikageschoss wie Vollgeschosse wirkten. Keinesfalls füge sich das in die Bestandsbebauung ein, es sei viel zu massiv, die Tiefgarage müsse tiefer in die Erde, die Zahl der Geschosse reduziert werden. Hildegard Pfeifer-Zäh befürchtete auch, dass die Zahl der Parkplätze nicht ausreichend sein wird.

Thomas Kuri (CDU) schloss sich der Kritik an der teilweisen Massivität an; in der Hauptstraße seien zwei Geschosse plus ein Attikageschoss „richtig“. Es werde hier nämlich kein neues Quartier geschaffen, wobei es für Schopfheim eigentlich eines sei. Es liege ein gewachsener alter Dorfkern vor mit bis jetzt aufgelockerter Bebauung.

Die städtebauliche Abgrenzung zum Gewerbe mittels Blockbebauung sei in Ordnung, doch die Attikagebäude seien teilweise einem Gebäude mit sechs Vollgeschossen gleichzusetzen. Es handele sich um einen „wichtigen Baustein der Stadtentwicklung“, und die Stadt sei es, die die Parameter dafür festlege.

Felix Straub (Grüne) gab wie Kuri auch zu bedenken, dass die Schaffung von Infrastruktur nicht unterschlagen werden dürfe. Bei 120 neuen Wohnungen müsse bedacht werden, dass der Bedarf an Kita- und Schulplätzen steige. Hier müsse sich die Stadt schon jetzt Gedanken darüber machen. Fraktionskollege Barnet hob hervor, dass es die Stadt sei, die die Planungshoheit habe, und forderte dazu auf, den Beschlussvorschlag zur Billigung des städtebaulichen Entwurfs für die Änderung des Bebauungsplans „Auf der Bremt“ und zur Aufstellung des Bebauungsplans „Hammerschmiedgasse“ zu streichen. Dem stimmte der Rat zu.

Stadtplaner Egi nahm die Kritikpunkte auf; zahlreiche Aspekte müssten noch geklärt und nachverhandelt werden. Er räumte ein, dass die geplante Bebauung das Stadtbild verändert, doch städtebaulich sei der Eingriff vertretbar und stimmig.

Man müsse in die Höhe bauen, und hier passe die Höhe, auch was den angrenzenden Gaststättenbau betreffe, wonach sich Andreas Kiefer (Unabhängige) erkundigt hatte. Die Tiefgarage werde mit Bäumen begrünt, so Egi. Tiefer gesetzt werden könne sie allerdings nicht, „sonst sind wir im Grundwasser“. Die Infrastruktur müsse auf jeden Fall zum Thema gemacht werden, zumal sich weitere große Baugebiete „in der Pipeline“ befinden.

„Priorität hat die soziale Komponente“

Die SPD dagegen nannte es als einzige Fraktion richtig, hier entsprechend nachzuverdichten. Priorität habe die soziale Komponente, denn der Investor will auch 30 geförderte Sozialwohnungen erstellen. Dies habe Bedeutung über dieses Baugebiet hinaus, denn sonst habe es immer geheißen, die Stadt könne keine Sozialwohnungen von Investoren fordern, da es sich um private Bauvorhaben handele, legte Peter Ulrich dar. Thomas Gsell (SPD) sagte, er verstehe den Wunsch nach einer Verringerung der Kubatur, doch müsse bedacht werden, dass dann auch Wohnraum wegfalle.

Die Fläche müsse optimal ausgenutzt werden, betonte Bürgermeister Harscher. Bei einer Reduzierung der Geschosse würden 15 bis 20 Prozent der Wohnungen entfallen, mahnte Harscher angesichts der Wohnungsnot.

Schließlich stimmte der Rat Punkt zwei des Beschlussvorschlags zu – damit muss die Stadtverwaltung nun den städtebaulichen Vertrag erarbeiten, der mit dem Investor eingegangen werden soll.

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