Schopfheim Das Museum für die Zukunft aufstellen

mt/jab
Etwa 1800 Besucher zählte das Stadtmuseum im vergangenen Jahr. Foto: Anja Bertsch

Große Aufgaben, kleines Personalbudget, und die Frage nach der eigenen Zukunft: Das städtische Museum sieht sich vor Herausforderungen – und stellt sich diesen mit Elan, wie aus dem Jahresbericht von Museumsleiter Dominik Baiker hervorgeht.

Gut 1800 Besucher verzeichnete das städtische Museum im vergangenen Jahr. Dass dies deutlich weniger sind als im Jahr 2023, als etwa 2700 Besucher den Weg in die historischen Gemäuer fanden, war laut Museumsleiter Baiker bereits zu erwarten. Grund sei die lange Laufzeit der Ausstellung „Soll das weg?“ die von November 2023 bis September 2024 lief und als „stillere“ Präsentation im Vergleich zu den vorangegangenen Kunstinstallationen in der St. Michaelskirche (Kunstinstallationen St. Michael: Magenta sehen 2021, Skulptur von Mechthild Ehmann 2022 und Solid Ground 2023) weniger Aufmerksamkeit generiert.

Begrenzte Kapazitäten

Für eine engere Taktung in Sachen neuer Sonderausstellungen indes reichen die personellen Ressourcen schlicht nicht aus, argumentiert Baiker. Schließlich müsse auch die Modernisierung des Ausstellungsbetriebes und die Sammlungsarbeit bei geringen personellen Ressourcen bewältigt werden. Konkret: Das Museum verfügt über eine hauptamtliche Stelle. Auf ein Jahr befristet, ist zusätzlich eine halbe Registrarsstelle für Registrierung und Inventarisierung im Museumsmagazin eingeplant.

Sonderausstellungen

Besagte Sonderausstellung „Soll das weg? Sammeln in unsicheren Zeiten“ rückte Rolle und Bedeutung von Museen und Archivarbeit provokant und hintersinnig in den Fokus. Die Ausstellung vermittelte einen Einblick in die Sammlung eines Museums, das Alltagsobjekte genauso sammelt wie teure kunstgeschichtliche Exponate. In der ersten Phase wurden Objekte aus dem Museumsfundus - Spielzeug, Werbeträger, kitschig anmutende Öldrucke – ohne weitere Einordnung gezeigt; das Publikum war ausdrücklich um Stellungnahme zur Titelgebenden Frage „Soll das weg?“ – und antwortetet durchaus öfter mit einem beherzten „Ja, soll es“. In der zweiten Phase dann waren den Objekte Hintergrundinfos beigegeben – und änderten die Dinge grundlegend. Deutlich wurde so, welch große Rolle der Einordnung und Vermittlung zukommt, wenn es darum geht die Bedeutung und Aussagekraft einzelner Objekte aufzudecken und Geschichte be-greifbar zu machen.

Des Weiteren zeigte das Museum eine Wanderausstellung des BUND zur Ökologie extensiv bewirtschafteter Heuwiesen und eine Bilderausstellung des Fotografen Alfred Escher im Museumsgewölbe.

Großen Raum und umfassende Vorbereitungen nahm die Ausstellung zum 100. Geburtstag des Industriedesigners und Schopfheimer Ehrenbürgers Hans Theo Baumann ein, die in Kooperation mit dem Kunstverein Schopfheim und als interkommunales Projekt gemeinsam mit dem Museum am Lindenplatz in Weil und dem französischen Huningue als drittem Ausstellungsort umgesetzt wurde.

Vernetzung und Kooperation

Als positiv hebt Museumsleiter Baiker in diesem Zusammenhang die Einbindung des Schopfheimer Hauses in die regionale Museumslandschaft hervor, die sich beispielsweise über Objektleihen oder im Austausch von Daten, Information oder Ausstellungs-Infrastruktur niederschlug.

Künftige Ausrichtung

Kooperation und Vernetzung sind denn auch wichtige Stichworte bei der Frage nach der künftigen Ausrichtung des Schopfheimer Museums. Befürchtungen, das Haus könnte komplett geschlossen werden, trat Bürgermeister Dirk Harscher im vergangenen Jahr in der Öffentlichkeit mehrfach entgegen. Er machte zugleich aber deutlich, dass es für die Zukunft ein neues Konzept braucht, das die Relevanz des Hauses in der Stadt und für die Bürger erhöht. Ebenso offen wie unscharf ist in diesem Zusammenhang von einem „Haus der Kultur“ die Rede.

Als Ort für Veranstaltungen unterschiedlicher Formate vom VHS-Kurs bis zur literarischen Lesung mit Schüler-Beteiligung hat das Museum da einen Pfad beschritten, der künftig womöglich weiter ausgebaut werden könnte. Die Verwaltung würde gerne ein externes Gutachten für eine Zukunftskonzeption des Museums beauftragen und hat vom Gemeinderat den Auftrag, konkrete Angebote für ein solches Gutachten einzuholen.

Initiativkreis gegründet

Rückenwind in Sachen Rückhalt und speziell in Fragen der Vernetzung in die Bürgerschaft, etwa unterm Stichwort Museumspädagogik, bekommt das Museum von einer Initiative, die sich im vergangenen Jahr im Zuge der Zukunftsdiskussionen gebildet hatte.

Modernisierung der Räume

Auf dem Weg in die Zukunft geht es auch um den Zustand der Museums-Räumlichkeiten Baiker verweist darauf, dass die Ausstellungsräume sukzessive überarbeitet werden. „Ein offener Eingangsbereich mit neuem Angebot im zeitgemäßen Regal, eine reduzierte Flyerauslage in geeigneter Halterung, eine geöffnete Podestfront für Exponate im Foyer tragen zu einem besucherfreundlichen Ambiente bei“, vermeldet der Bericht eine positive Entwicklung.

Im Zuge der Baumann-Ausstellung sei auch das Treppenhaus übersichtlicher gestaltet worden. Nach Renovation und der Installation von Bilderschienen gewinne auch das Gewölbe als Ausstellungsraum Bedeutung.

Sammlungsdepot

Ein echtes Mammutprojekt ist und bleibt die Neuordnung des Sammlungsdepots mit seinen Tausenden von Objekten, die fachlich wie praktisch auf den Schultern des Museumsleiters ruht. Auf ein Jahr und eine halbe Stelle befristet, soll zusätzlich eine Fachkraft eingestellt werden. „Die Neuordnung des Depots wird noch zwei, drei Jahre Auswirkungen auf das Ausstellungsangebot entfalten. Ausstellungen müssen eine längere Laufzeit haben, um Raum für die Sammlungsarbeit zu bieten“, hält Baiker fest.

Ausstellungen 2025 ff.

Im Ausstellungsprogramm für 2025 ist eine Erweiterung der Baumann-Ausstellung im Gewölbe des Museums ab Mai vorgesehen, der japanisch-deutsche Künstler Ryo Kato wird das Mensch-Natur-Verhältnis thematisieren und eine Ausstellung zur Basler Malerin und Grafikerin Helene Haasbauer-Wallrath stellt eine Frauenbiografie des frühen 20. Jahrhunderts aus der Region vor. Zudem kündige sich das Gedenkjahr zum zweihundertsten Todestag „des großen Humanisten und Theologen Johann Peter Hebel“ an und erfordere umfangreiche Vorbereitungen bereits in diesem Jahr, so Museumsleiter Baiker.

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