Schopfheim „Den Neubau können wir uns sparen“

Markgräfler Tagblatt

Ehrner-Fahrnau: Gemeinderat lehnt Pläne für neue Brücke ab / Zweifel an Gutachten

Paukenschlag im Rathaus: Der umstrittene Neubau der Brücke in Ehner-Fahrnau fällt fürs erste ins Wasser.

Von Werner Müller

Schopfheim . Der Gemeinderat lehnte das Vorhaben mit einer Mehrheit aus Stimmen von CDU, Grünen und Unabhängigen ab – und versetzte die Stadtverwaltung damit in Ratlosigkeit.

„Wir müssen uns jetzt erst einmal überlegen, wie es weitergehen soll“, erklärte ein ziemlich konsternierter Bürgermeister Dirk Harscher nach einer turbulenten Debatte mit überraschendem Ausgang. Weil die Zufahrt zum Golfplatz somit nicht mehr möglich sei, breche die Stadt eine entsprechende Vereinbarung mit der Gemeinde Hausen, so Harscher.

Kämmerer Thomas Spohn hatte eingangs noch erklärt, die Stadt könne für den Brückenneubau, der knapp eine Million Euro kosten soll, mit Zuschüssen von rund 315 000 Euro rechnen.

Und Remko Brouwer vom Tiefbauamt erklärte, die neue Brücke werde vier Meter breit und erlaube die Überfahrt auch von schweren Fahrzeugen. Eine zusätzliche zweite Brücke nur für Fußgänger und Radfahrer in Höhe des Kraftwerks sei für 220 000 Euro realisierbar: „Weniger wird’s aber nicht“, sagte Brouwer und verwies darauf, dass es sich dabei dann aber auch nicht mehr um ein Provisorium handele.

Am Ratstisch war indes von Anfang an Widerstand gegen das Projekt spürbar, das die Gemüter seit mehreren Monaten erhitzt.

Andreas Kiefer (Unabhängige) beispielsweise lehnte die geplante Umleitung für Radfahrer über den Hochwasserdamm von Fahrnau nach Hausen-Raitbach und dann über den Zebrastreifen an der Bundesstraße in Bausch und Bogen ab. „Das ist kriminell“, wetterte er und drohte, jeden einzelnen Stadtrat „persönlich „zur Verantwortung zu ziehen“, falls dort ein Unfall passiere.

Diese Wortwahl wollte Thomas Gsell indes nicht stehen lassen. Fachleute hätten die Umleitung schließlich begutachtet. Der SPD-Stadtrat wunderte sich allerdings, dass über die neue Brücke beim Golfplatz künftig „alles drüberfahren darf“. Ursprünglich sei sie doch einmal gedacht gewesen als reine Zufahrt zum Golfplatz. Deswegen gebe es ja auch die Schranke in Richtung Hausen. Gsell forderte aus diesem Grund ein Konzept zur Durchfahrtskontrolle, ansonsten entstehe dort „eine Rennstrecke nach Hausen“.

Am Ist-Zustand festhalten mochte indes Ernes Barnet. Die jetzige Brücke reiche völlig aus, „mehr brauchen wir nicht“, so der Grüne-Fraktionschef. Viel sinnvoller wäre in seinen Augen eine zweite Brücke flussaufwärts ausschließlich für Radler und Fußgänger.

Teresa Bühler (SPD) bezeichnete die geplante Umleitung für Radfahrer über Hausen-Raitbach als „gangbare Lösung“ für ein paar Monate während der Bauzeit. Die Ampel an der Bundesstraße müssten Fußgänger und Radfahrer jetzt schon nutzen.

Der Bürgermeister berichtete in diesem Zusammenhang, die Stadt wolle versuchen, dass die Radfahrer den Parkplatz bei der Autowerkstatt in Hausen-Raitbach benutzen dürfen, um nicht direkt an der Bundesstraße entlang fahren zu müssen.

„Den Neubau einer Brücke können wir uns sparen“, gab Thomas Kuri (CDU) zu Protokoll. Er zweifelte die Aussagekraft der Gutachten, wonach die Brücke den Belastungen nicht mehr standhält, unverhohlen an. Es gebe sehr wohl Mittel und Wege, die Geschwindigkeit und die Tonnage der Fahrzeuge zu begrenzen.

Auch Felix Straub (Grüne) sprach sich dafür aus, die bestehende Brücke so umzurüsten, dass dort nur noch niedrige Geschwindigkeiten möglich sind. Mit dem gesparten Geld könnte die Stadt seiner Meinung nach eine zweite Brücke nur für Radler und Fußgänger bauen.

Der Bürgermeister betonte indes, nach übereinstimmender Aussage der Gutachter sei die Brücke „nicht mehr tragfähig“ und „auf jeden Fall zu ersetzen“ sei. Die Stadtverwaltung könne weder die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten noch das Gewicht der Fahrzeuge wirksam beschränken.

Bauamtsleiterin Karin Heining klärte das Gremium noch darüber auf, dass der Brückenneubau aufgrund der monatelangen Diskussionen definitiv nicht mehr, wie geplant, bereits im Mai 2020 beginnen, sondern frühestens ein Jahr später erfolgen könne. Da ahnte sie freilich noch nicht, dass das Gremium mit der Brücke mittlerweile ganz andere Pläne hatte.

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