Schopfheim Der Mississippi rollt durch die Stadt

Markgräfler Tagblatt

Dreyland-Bluesfestiva: Blueslegenden Toronzo Cannon und Tail Dragger im Schopfheimer Stadtpark

Mitreißender Blues im Stadtpark: Der legendäre Tail Dragger war absoluter Höhepunkt beim Konzert des Dreyland-Bluesfestivals am Freitagabend im Stadtpark. Mit seiner unnachahmlichen Präsenz sorgte er dafür, dass der Mississippi – musikalisch – durch die Stadt rollte.

Von Heiner Fabry

Schopfheim . Dass der Blues sich hierzulande einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreut, ist nicht zuletzt der engagierten Arbeit des Vereins „Jazz und Blues Südbaden – exbluesive“ zu verdanken. Mit den drei diesjährigen Konzerten in Schopfheim, Wehr und Lörrach hat das Dreyland-Bluesfestival endgültig einen festen Platz im Veranstaltungskalender im Südwesten inne.

„Wir wollen nicht nur gute Konzerte veranstalten, sondern dem Blues eine Geschichte und ein Gesicht geben“, erklärte Programmgestalter Klaus Deuss. Das Festival folgt dem Motto „Aus Afrika bis heute“ und beschreibt eindrücklich die Geschichte des Blues von den Ursprüngen in den afrikanischen Wurzeln, über die Wanderung dieser Musik vom Mississippi-Delta in die amerikanischen Metropolen Chicago und Detroit.

Für das diesjährige Festival unter dem Titel „Aus dem Delta nach Chicago“ hatte der Verein echte Größen dieser Musikrichtung nach Südbaden holen können. Mit Toronzo Cannon und Tail Dragger waren im Stadtpark sowohl ein Vertreter des modernen, elektrisch verstärkten Blues vertreten als auch eine wahre Legende des ursprünglichen Chicago-Blues, der die Wanderung aus dem Mississippi-Delta in den Nordens persönlich erlebt hat.

Der Stadtpark hatte sich schon früh mit mehreren hundert Blues-Freunden gefüllt, die sich dieses Ausnahmekonzert nicht entgehen lassen wollten. Es war denn auch ein Erlebnis der besonderen Art.

Den Auftakt machte Toronzo Cannon, der mit seiner niederländischen Begleitband auftrat. Toronzo Cannon, in Chicago schon acht

„Dem Blues ein Gesicht und eine Geschichte geben."

Mal für den renommierten „Blues Music Award“ nominiert, nennt als seine größten musikalischen Einflüsse Jimi Hendrix und den Soul und R&B der siebziger Jahre.

Toronzo Cannon überzeugte durch dynamischen, energiegeladenen Blues. Dabei waren Anklänge an das Spiel von Jimi Hendrix deutlich hörbar. Die technischen Möglichkeiten seiner E-Gitarre mit Rückkopplungen, Übersteuerungen und Loops nutzte Cannon voll aus und lieferte einen Auftritt, der keine Wünsche offen ließ. Bei einem Ausflug ins Publikum

Jimi Hendrix-Zitate und Gitarrespielen mit den Zähnen

zitierte er Jimi Hendrix und setzte beim Solo auch seine Zähne ein, um weiterzuspielen. Von seinen Eigenkomposition waren der Blues „Insurance“, den er bei seiner Haupttätigkeit als Busfahrer in Chicago komponiert hatte, und „Stop me , when I’m lyin“ klare Höhepunkte, die das Publikum vor Begeisterung ausrasten ließen.

Der unbestreitbare Höhepunkt des Konzerts war indes der Auftritt des 79-jährigen Tail Dragger. Für seinen einzigen Auftritt in Deutschland hatte er die niederländische Robert Fossen Band verpflichtet.

Den schon legendären Tail Dragger, der früher mit Howlin Wolf und Muddy Waters auftrat, live zu erleben, versetzte die Besucher in helle Begeisterung. Der leicht gehandicapte Musiker, der sich bei seinem Auftritt eines Sessels bediente, fesselte seine Zuhörer durch die rein persönliche Präsenz wie durch seinen Vortrag.

Tail Dragger, nach eigenen Schilderungen viermal verheiratet, vermittelte in seinem Gesang das ursprüngliche Blues-Feeling des „schwarzen“ Amerika in seiner überzeugendsten Form. Er gab dem Blues seinen ganz persönlichen Ausdruck und ließ seine Zuhörer auch an den Erkenntnissen eines reichen Lebens teilhaben. Hier schilderte ein Mensch die Höhen und Tiefen eines intensiven Lebens, die er verband mit Appellen für ein Leben, das auf Achtsamkeit und Rücksichtnahme gründet. „Be careful of what You do“ lautete der Rat, den er in einem langen Blues seinen Zuhörern gab.

Trotz seiner Einschränkungen ließ es sich der Blues-Meister nicht nehmen, sich unter seine begeisterten Fans zu mischen und den direkten persönlichen Kontakt zu suchen. So konnten die Besucher einen n authentischen und sympathischen Zeitzeugen der Bluesgeschichte erleben.

Das Auftaktkonzert des Dreyland-Bluesfestivals endete kurz vor Mitternacht mit einer Jamsession aller beteiligten Musiker, die den Zuhörern noch einmal verdeutlichte, dass sie Zeugen eines Konzerts waren, wie man es nicht alle Tage erlebt.

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