Schopfheim Der Spielbus als Ausgleich

Petra Martin
Sie finden auch in Corona-Zeiten immer eine Lösung: die Stadtjugendpflegerinnen Katja Janker (links) und Silke Dantona. Foto: Petra Martin

Stadtjugendpflege: Verlässliche Ferienbetreuung und Kinderferienprogramm abgesagt. Neues Angebot.

Schopfheim - Es hat nicht sollen sein: Die verlässliche Ferienbetreuung, die beliebte Spielstadt in Langenau, und das Kinderferienprogramm sind wegen Corona abgesagt. Aber: Eltern müssen nicht ganz auf die Betreuung ihrer Kinder in den Sommerferien verzichten. Die Stadtjugendpflege hat mit dem Spielbus ein Angebot in neuer Form ausgetüftelt. „Das ist zwar kein Ersatz, aber mit einem Trostpflaster vergleichbar“, so Silke Dantona und Katja Janker.

Bereits zu Jahresbeginn hatten die Stadtjugendpflegerinnen mit dem Team den Ablauf der Spielstadt geplant und das neue Konzept fürs Kinderferienprogramm „Sommerfun“ vorgestellt (wir berichteten). Mit großem Erfolg übrigens: Der Bedarf nach der verlässlichen Ferienbetreuung war riesig, beide Spielstadt-Wochen waren in kurzer Zeit überbucht. Die Mitarbeiterschulung fand statt.

Doch Corona macht allen und allem einen Strich durch die Rechnung. Das Problem für die Jugendpflegerinnen war, dass die Verordnungen je nach Gefährdungslage wechselten und vieles im Unklaren blieb – die Entwicklung konnte schließlich niemand vorhersagen. Auch war die Frage, wie die Mitarbeiter miteinander konferieren sollten.

Kostenloses Angebot

Die Stadtjugendpflege setzte sich im ganzen Abwägungstrubel eine Frist. Bis am 20. Mai sollte – auch mit Spielstadt-Organisatorin Sofie Harscher – entschieden werden, ob die Spielstadt als verlässliche Ferienbetreuung in einer sinnvollen und machbaren Form stattfinden kann oder nicht. Bei der Dienstbesprechung wurden mehrere Optionen erörtert.

Laut Sozialministerium, so Silke Dantona, hätten 100 Kinder mitmachen können. Allerdings bei Einhaltung der Abstandsregeln. Es wurden verschiedene Gruppenmodelle aufgestellt (keine Begegnung) und Halbtagsbetreuung erwogen. Auch darüber, wie Kinder im Sommer in Klassenzimmern betreut werden sollen, wurde nachgedacht.

Nach dem Durchspielen aller in Frage kommenden Lösungen kam das Team zu dem Schluss, lieber etwas ganz anderes zu machen: eine Spielbusaktion als neue Form der Betreuung. Die Eltern wurden über die Absage der verlässlichen Ferienbetreuung informiert. Sie hätten dies bedauert, aber Verständnis gezeigt, betont Silke Dantona. Derzeit laufe die Rückabwicklung mit der Rückerstattung der schon gezahlten Beiträge.

Bei den Eltern sei die Unterbreitung des neuen Angebots indes gut angekommen. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine verlässliche Ferienbetreuung. Und verlief der Spielbusbesuch bislang ohne Anmeldung, so ist diese nun ein Muss. Die Teilnahme ist indes – im Gegensatz zur Spielstadt – kostenlos.

Vom 3. bis 14. August, also in der Zeit, in der die Spielstadt-Wochen hätten über die Bühne gehen sollen, kommt der Spielbus an einen Ort in Schopfheim. Die Standortprüfung läuft. Ein Kind kann für zwei Tage angemeldet werden, die Betreuung wird jeweils von 9 bis etwa 13 Uhr stattfinden, Verpflegung gibt es nicht, die Kinder gehen zum Mittagessen nach Hause. Und falls zum Beispiel das Wetter zu mies ist, etwa ein Sturm aufkommt, muss die Aktion abgebrochen werden oder ausfallen. „Das Angebot ist nicht verlässlich“, betont Silke Dantona.

Gleichwohl hätten sich Eltern dankbar gezeigt für die Initiative der Stadtjugendpflege, ein Angebot auf die Beine zu stellen. Ein „Anmeldeblock“ für den Spielbus umfasst zwei Termine. Pro „Anmeldeblock“ sollen 50 Kinder erlaubt sein, die in Gruppen aufgeteilt werden. Kontaktarme Spiele wie Schnitzeljagd oder das kreative Herstellen von Spielen gehören zu den Beschäftigungsmöglichkeiten.

„Sommerfun“ entfällt

Die Stadtjugendpflege selbst musste ebenfalls kreativ werden, denn viele jungen Helfer haben zwischenzeitlich keine Zeit mehr, fallen aus, weil zum Beispiel Prüfungstermine wegen Corona verschoben wurden oder weil sie selbst Kinder haben, für die eine Betreuung gefunden werden musste, während die Eltern die Spielbus-Kinder betreuen. Übrigens: Die Helfer müssen Mehrarbeit leisten: Denn wenn die Spielbuskinder um 13 Uhr gegangen sind, haben sie alles zu desinfizieren und für den nächsten Tag herzurichten.

Auch das Kinderferienprogramm, das dieses Jahr mit Vereinen erstmals unter dem Titel „Sommerfun“ stattfinden sollte, ist abgesagt. Hier zu kontrollieren, wie es im einzelnen mit allen Auflagen aussieht, stelle ein Ding der Unmöglichkeit dar, wie die Stadtjugendpflegerinnen festgestellt haben. „Es ist sehr schade“, bedauert Katja Janker die Absage.

Die Stadtjugendpflegerinnen hoffen indes, dass das Jugendzentrum (JuZ) bald wieder öffnen kann. Sobald die Vorgaben für ein Hygienekonzept vorliegen, könne es womöglich „in den nächsten Wochen“ zu einer Öffnung kommen. Übrigens soll es während der Sommerferien auch für ältere Kinder ein Notprogramm geben, zum Beispiel in Form von Graffiti- oder Skater-Kursen.

„Es tut uns so leid, denn man möchte ja Normalität zurückgewinnen“, resümieren die Stadtjugendpflegerinnen. Aber die Umsetzung aller Vorgaben sei schwierig. Die Macherinnen sind sich indes einig: „Der Schutz der Gesundheit geht vor.“

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