Schopfheim Die Feinmotorik der Finger

Markgräfler Tagblatt
Die Pianistin Andrea Kauten beschloss die Saison der Stiftungskonzerte im Fahrnauer Krafft-Areal. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Abschluss der Reihe „Klassik im Krafft-Areal“ mit Andrea Kauten

Von Jürgen Scharf Schopfheim-Fahrnau. Es hat schon Tradition, dass die künstlerische Leiterin Andrea Kauten die Reihe „Klassik im Krafft-Areal“ in der Fahrnauer „Tonhalle“ selbst mit einem Klavierabend beschließt. Dabei hat sich die Pianistin stets gleichermaßen als kompetente Beethoven-, Schumann- und Liszt-Interpretin ausgewiesen. Man kennt ihr sicheres Spiel, ihre fesselnde Pianistik und ihre Stärken, die in der technischen Perfektion und der energischen Spielweise liegen. Dieses Mal hat sie ein ähnliches Programm vorlegt, angelehnt an ihre neu erschienene Porträt-CD.

Abgesehen von der Tatsache, dass Kauten den klavieristischen Anforderungen bei der berühmtesten aller ungarischen Rhapsodien Liszts, der Zweiten, vollauf gewachsen ist, verdient in diesem abwechslungsreichen Programm ihre Bartók-Interpretation Beachtung. Belá Bartók hat selbst besonders gern und oft seine Suite für Klavier solo op.14 gespielt: ein Werk in einem neuen Klavierstil. Dieser liegt der Schweizer Pianistin mit ungarischer Abstammung besonders gut. Vielleicht, weil Andrea Kauten die ungarische Klaviertechnik beherrscht, die im Gegensatz zu der anderen, der russischen Anschlagstechnik, den Ton aus den Tasten des Flügels „herauszieht“, vielleicht auch, weil sie Bartók mit sublimem Temperament, feinnerviger Rhythmik und Feinmotorik der Finger angeht, gelingen ihr vier unmittelbar packende Sätze, sensibel in den Stimmungsunterschieden abgetönt.

Wer so lebendig und ansprechend, ganz auf Klang und Rhythmus abgestellt, Bartóks Musik interpretieren kann wie sie, von dem möchte man noch mehr Solo-Werke des Ungarn hören! Dass Andrea Kauten aber auch ihre Qualitäten im Schumann-Spiel hat, bewies ihre geschlossene Darstellung von sieben ausgewählten Stücken aus dem „Album für die Jugend“, einem Zyklus, der sonst im Konzertsaal keine große Rolle spielt. Aber Stücke wie „Wilder Reiter“ oder „Fröhlicher Landmann“ sind aus der Klavierstunde bis heute nicht wegzudenken und können, zumal mit so größter Identifikation gespielt, auch im Konzert bestehen.

Restlos überzeugt Kauten in Liszts „Consolations“ (Tröstungen). Die sechs Stücke gestaltet sie, wie von ihr gewohnt, musikalisch sorgfältig. Sie lässt die sanglichen Melodien bewusst schlicht und schafft so expressive Kantilenen und Nocturne-Stimmung. In der pianistisch „haarigen“ Ungarischen Rhapsodie Nr.2, der am populärsten gewordenen, bestätigt Kauten ihren Konzertruf als gestandene Liszt-Spielerin, die für die satztechnischen Sensationen wie Temposteigerungen und Doppeloktaven ihre Bravourtechnik einsetzen kann.

Dass aber auch eine so erfahrene Pianistin wie sie von der Tagesform abhängt, zeigte sich daran, dass sich eingangs in Beethovens d-Moll-Sonate op.31 („Sturm“) Konzentrationsstörungen einschlichen. In Rachmaninows berühmtem cis-Moll-Prélude lässt Kauten zwar keinerlei technische Hemmungen erkennen, kann aber mit der typischen Rachmaninow-Löwenpranke physisch nicht ganz mithalten. Deshalb gibt sie den Klavierhit mit gestählten Fingern noch einmal als virtuose Zugabe.

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