Schopfheim Die Gummibären und der Müll

Werner Müller

Fasnacht: Zwei junge Seewicht-Frauen wollen Brauchtum umweltverträglicher machen

Schopfheim - Fasnacht hat viele Facetten: Närrisches Treiben und Frohsinn, Brauchtum und unbeschwerte Geselligkeit. All dies hat aber auch seine Schattenseite – nach Umzügen Berge von Abfall an den Straßenränder beispielsweise – und ganz am Schluss der Kette: Plastikmüll in den Meeren.

Diesem Problem haben Jasmin Wilbers und Samira Böhmisch jetzt den Kampf angesagt. Die zwei jungen Frauen sind selbst begeisterte Fasnächtlerinnen und tragen in den tollen Tagen das Häs der Eiemer Seewicht.

Über die Frage „Müll und Fasnacht“ sind sie buchstäblich gestolpert, als sie einen Tag nach einem kleinen Umzug im Dorf zusammenklaubten, was am Straßenrand, auf Wiesen und in Bächen ungenutzt und ungeöffnet so alles herumlag – „Unmengen von Süßigkeiten und Konfetti sowie zerdrückte Gummibären in Plastiktüten“, erinnern sie sich.

Im Bewusstsein der Menschen seien diese Überbleibsel rasch verschwunden, in der Natur freilich nicht, so ihre Erkenntnis. Bis sich Plastik zersetzt, dauert es hunderte von Jahren, über Bäche und Flüsse landen die Partikel in den Ozeanen, mit schlimmen Folgen für die Meeresbewohner.

Deshalb keimte in Jasmin Wilbers und Samira Böhmisch die Idee, künftig Fasnacht zu feiern mit Süßigkeiten in kompostierbarer Verpackung und ohne tierische Inhaltsstoffe (Gelatine).

Denn in ihren Augen passt fasnächtliche Tradition nicht zu Müll und Umweltverschmutzung. Um sie als Brauchtum zu erhalten, müsse sie zukunftssicher werden. „Wir wollen, dass auch unsere Enkel noch Fasnacht feiern können“, so lautet der Grundsatz der beiden Seewicht-Frauen.

Gesagt, getan. Sie machten sich auf die Suche nach Firmen, die Gummibären ohne tierische Inhaltsstoffe in kompostierbaren Tüten anbieten und machten schließlich in der Ortenau eine ausfindig, die genau dies im Sortiment hat – die Verpackung soll sich binnen sechs Monaten in Wasser zu 90 Prozent abbauen und sie enthält keine Stoffe, die Allergien auslösen.

Als das alles in trockenen Tüchern war, legten Jasmin Wilbers und Samira Böhmisch das Konzept dem Vorsitzenden der Eiemer Seewicht, Andreas Knüppel, vor – und ernteten ein dickes Lob. „Er sagte, das sei eine super Idee“, freuen sich die beiden.

So weit, so gut. Einen Haken hat die Sache allerdings: Die umweltfreundlich verpackten Süßigkeiten sind vier bis fünf Mal so teuer wie herkömmlich produzierte. Wie also das nachhaltige Fasnachtsprojekt finanzieren? Bei Bürgermeister Dirk Harscher rannten die beiden Frauen offene Türen ein, er sagte ihnen spontan einen kleinen Zuschuss zu. Auch bei der VR-Bank stieß ihre Idee auf Wohlwollen, bei der nächsten Runde des Crowdfundings sollten die umweltfreundlichen Gummibären mit von der Partie sein. Alles schien geritzt für die kommende Fasnachtsaison.

Doch dann kam Corona. Und weil bislang noch nicht absehbar ist, ob und in welchem Umfang die Fasnacht 2021 überhaupt stattfinden kann, schoben Jasmin Wilbers und Samira Fröhlich die Spendensammlung via VR-Crowdfunding erst einmal auf die lange Bank.

Statt dessen suchen sie Mitstreiter unter den Fasnachtscliquen, um gemeinsam 35 Kilo an Gummibären bestellen und die Kosten unter sich aufteilen zu können. Diese Menge an Süßigkeiten gehe bestimmt weg, denn irgendeine Form von Fasnacht werde es sicher geben, so glauben sie fest. „Unser großer Wunsch ist, das zwei bis drei Cliquen mitmachen“, so Jasmin Wilbers und Samira Böhmisch.

Eine „gewisse Spendenbasis“ sei auch schon vorhanden. Um die Abwicklung wollen sich die zwei Frauen ebenfalls kümmern. Sind beide doch überzeugt, dass die Aktion „ein Gewinn für alle“ wäre – nicht zuletzt für die Fasnacht selbst.

Cliquen, die Interesse an der Gummibären-Aktion haben, können sich melden bei: jasminwilbers@web.de

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