Schopfheim „Die Lieblinge unserer Bewohner“

Markgräfler Tagblatt
Die Sprachprobleme sind in den Hintergrund getreten: Die chinesischen Altenpflegerinnen meistern ihre Arbeit im Haus Columban bestens. Foto: Sarah Trinler Foto: Markgräfler Tagblatt

Deutsch-chinesisches Pilotprojekt zur dualen Altenpflegeausbildung am Haus Columban / Film gedreht

Schopfheim (sat). Seit September ist das Haus Columban um vier chinesische Auszubildende reicher. Sie sind im Rahmen des deutsch-chinesischen Pilotprojekts zur dualen Altenpflegeausbildung nach Schopfheim gekommen. Ein erstes Fazit zeigte: Beide Seiten profitieren voneinander, besonders da in China etwa die Achtung vor alten Menschen einen hohen Stellenwert hat.

Das Pilotprojekt wurde vom Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg auf den Weg gebracht hat. „Mit ihrer feinen Art und ihrer Geduld sind die Chinesinnen gleich zu den Lieblingen der Bewohner geworden“, so Heimleiterin Angelika Haulitschke.

Nicht nur in Deutschland – und speziell in Schweizer Nähe – hat man in der Altenpflege mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch in China hat der demografische Wandel

„Ich bewundere den Mut der Frauen“

längst Einzug gehalten, traditionelle Strukturen zerbrechen, und das Land, in dem die Altenpflege noch in den Kinderschuhen steckt, muss sein Ausbildungssystem erst noch anpassen.

Das Pilotprojekt gibt jungen Erwachsenen die Möglichkeit, vom Fortschritt der deutschen Ausbildung zu profitieren, die dreijährige duale Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, um später wieder in ihrer Heimat tätig werden zu können. „Niemand ist zu alt zum Lernen“, zitiert eine der Schülerinnen, Hu Yao, eine chinesische Weisheit in einem Film, der von der Leipziger Regisseurin Marita Stocker gedreht wurde.

Stocker begleitete zwei der vier Mädchen von Anfang an, besuchte sie noch vor ihrer Abreise in China bei ihren Familien und war in den vergangenen neun Monaten mehrmals im Haus Columban mit der Kamera im Gepäck zu Gast. Ihr ist es gelungen, in ihrem Film besonders den Mut, den die Chinesinnen hatten, herauszustellen. Sie brachen auf in ein fremdes Land, von dem sie weder Kultur noch Sprache kannten, um in den Genuss einer guten Ausbildung zu kommen.

„Ich bewundere den Mut der jungen Frauen“, sagte Sylvia Waidmann-Papavassilis, Lehrerin an der Mathilde-Planck-Schule, die gesteht, dass die anfänglich fehlenden Deutschkenntnisse der Chinesinnen beim Unterrichten ein Problem darstellten. Aber mit Unterstützung der Mitschüler, dem Besuch eines Sprachkurses und dem täglichen Sprechen habe sich das schnell gebessert. „Durchbeißen gehört eben zur chinesischen Mentalität“, sagte Hartmut Kleinikel, Projektkoordinator beim Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Doch auch das Haus Columban musste sich durchbeißen und sich auf die vier neuen Mitarbeiterinnen, die im an das Altenheim angrenzenden ehemaligen Kutscherhaus, in dem sich bereits der Waldorfkindergarten befindet, untergebracht sind, einstellen. Bereits die Aussprache der Namen stellte eine Hürde dar, wie Angelika Haulitschke schmunzelnd erzählte.

Nach Ankunft in Deutschland haben Hu Yao, Xu Qing, Yu Xiaojiao und Liu Chengyan sich deutsche Vornamen ausgesucht, doch die Mitarbeiter des Haus Columban wollen sie mit ihrem richtigen Namen ansprechen – auch wenn das etwas Übung bedarf.

„Es geht uns bei diesem Projekt nicht um die Suche nach billigen Arbeitskräften, sondern um den fachlichen Austausch mit China, den wir seit vielen Jahren pflegen“, betonte Hansjörg Böhringer, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg.

Die Chinesinnen, die nach Deutschland kommen, sind ausgebildete Krankenschwestern, sind also nicht fachfremd. Das Projekt werde bei allen Beteiligten gut angenommen, so dass sich beide Seiten für eine Fortführung aussprachen. Auch Angelika Haulitschke denkt bereits an den nächsten Jahrgang.

Der zehnminütige Film hatte beim Pressegespräch am Donnerstag im Haus Columban Premiere und brachte alle Beteiligten des Projekts zum Staunen und Schmunzeln. Er zeigt die Chinesinnen im Umgang mit den Bewohnern im Alten- und Pflegeheim, aber auch etwa beim Spätzle essen oder beim Besuch des Schopfheimer Fasnachtsumzugs – nur zwei der wenigen Eigenheiten, an die sich die Gäste aus Fernost erst gewöhnen mussten.

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