Imponierende Registrierkunst
Der Gastorganist glänzte mit energischem Wiedergabestil, Formsinn und Gespür für die Zielrichtung der Sinfonie mit ihren üppigen Akkorden. Walthers Registrierkunst ist imponierend und durchhörbar, sein Spiel weist wunderbare dynamische und artikulatorische Feinheiten auf. Vibrierend, mit Verve und französischer Leichtigkeit gespielt, wird die Franck-Sinfonie in einer ganz entschlackten Deutung bei ihm zu Nervenkunst der französischen Spätromantik.
Allerdings überraschte die Wahl des Instruments. Walther hat das sinfonische Klang- idiom nicht auf der zeitlich passenden romantischen Voit-Orgel gesucht. Er entschied sich stattdessen für die moderne Schuke-Orgel, die sich leichter registrieren lässt, weshalb dieses Instrument für ihn die bestmögliche Lösung darstellte. Und klanglich hat es auch funktioniert. Ob man auf der Schuke unbedingt orchestrale Dimension demonstrieren sollte, ist aber eine andere Frage.
Der Hörvergleich bot sich an mit Julius Reubkes großer Orgelsonate (Psalm 94), gespielt auf der Voit-Orgel, stringent im Tempo, ohne das Werk – wie so oft – zu zelebrieren oder pathetisch aufzuladen. Bis hin zum bewegten Finale hat Walther die Sonate mit den herrlichen Farben der Emporenorgel aufgemischt und geschmeidig interpretiert.
Bewegtes Finale
Dass er das Orchester erklärtermaßen am interessantesten findet, machte Walther noch einmal deutlich in der Zugabe, dem schönen ersten Satz der Fantasie für Cello und Orchester von José Maria Usandizaga, einem bei uns unbekannten baskischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. In diesem Eigenarrangement konnte Heinrich Walther seine Vorliebe für Transkriptionen sinfonischer Musik mit seiner Leidenschaft für das Baskenland verbinden.