Schopfheim Die Pumpe kommt kaum nach

Markgräfler Tagblatt

Wasserversorgung: Interview mit dem stellvertretenden Wassermeister Andreas Gaenzle zur langen Dürre

Es soll wieder heiß werden, und dann ist Wasser das, was alle am nötigsten brauchen. In manchen Gegenden Deutschlands macht sich der Wassermangel eklatant bemerkbar, eine sächsische Stadt verhängte sogar eine fünfstellige Geldstrafe für das Abschöpfen von Wasser.

Doch wie ist es um die Schopfheimer Wasserreserven bestellt? Unsere Redakteurin Petra Martin befragte dazu den stellvertretenden städtischen Wassermeister Andreas Gaenzle.

Frage: Herr Gaenzle, woher bezieht die Stadt ihr Wasser?

Das beziehen wir aus dem Pumpwerk Ruhm. Dort befindet sich unser Tiefbrunnen beim Sportplatz in Fahrnau. Der Haupt-Grundwasserzustrom kommt aus Richtung Hohe Möhr. Wir haben keine Quellen, es ist alles Grundwasser. Unser Tiefbrunnen liegt 18 Meter unter der Erde, Pumpen saugen das Wasser hoch.

Frage: Ist nach der langen Dürre im Hochsommer noch genug Wasser da?

Ja. Die Höhe des Grundwasserspiegels ist immer noch unbedenklich. Im Moment haben wir eher das Problem, dass das Wasserwerk das Wasser nicht so schnell in den Hochbehälter liefern kann, wie die Leute es entnehmen. Die Pumpe, die das Wasser in den Hochbehälter Altig pumpt, kann nicht mehr Wasser pumpen als die Menge, wofür sie ausgelegt ist. Wir haben also kein Problem mit Wassermangel, sondern eher ein Transportproblem.

Frage: Hat die Stadt schon darüber nachgedacht, eine stärkere Pumpe anzuschaffen?

Das war und ist nicht nötig. Es handelt sich ja um Spitzenzeiten der Wasserentnahme. Für den Rest des Jahres, also für den normalen Verbrauch, würde eine stärkere Pumpe nicht gebraucht werden, aber so eine Pumpe würde viel Strom fressen und Kosten verursachen.

Frage: Jetzt hat es ja geregnet. Gilt der Aufruf der Stadtverwaltung, auf eine Grünflächenbewässerung zu verzichten, trotzdem noch?

Ja. Es hat zwar geregnet, aber das Wasser ist nicht tief genug in den Boden gekommen. Die Pflanzen haben es vorher aufgenommen. Die Stadt hat zwar kein Verbot ausgesprochen, aber eine Empfehlung, Wasser zu sparen, zum Beispiel auf das Wässern des Rasens zu verzichten. Und die gilt immer noch. Wasser sparen heißt, auf unnötige Dinge zu verzichten. Der Rasen wird bei Regen gleich wieder grün.

Frage: Können Sie erhöhten Wasserbedarf genau feststellen?

Ja. Die Entnahme steigt an heißen Tagen, weil dann zum Beispiel auch das Schwimmbad eine höhere Besucherfrequenz hat und mehr Wasser benötigt wird. Die Stadtgärtnerei, die Sportplatz-, Tennis- und Golfplatzbewässerung sowie Gartenbewässerungen - es ist die Summe, die es ausmacht. Wenn es heiß ist, wird zudem mehr geduscht. Auch nachts ist der Verbrauch höher als sonst. Die Behälter können sich nicht erholen.

Frage: Andererseits sind jetzt in der Urlaubszeit viele Leute verreist.

Das spüren wir auch, denn im Moment gibt es eine Verbesserung, die Behälter füllen sich in der Nacht bis zum Rand. Aber Entwarnung können wir nicht geben, das wäre noch zu früh. Wenn es wieder heiß wird, steigt der Wasserverbrauch gleich wieder an.

Frage: Zu welchem Zeitpunkt würden Sie Verbote aussprechen?

Dann, wenn der Grundwasserspiegel absinkt und wir nicht mehr so viel fördern können und sich die Behälter nicht erholen. Dann müssten wir das Rasensprengen verbieten. Wir finden es auch nicht schön, wenn Blumen vertrocknen, aber wenn es zwingend notwendig wäre, darauf verzichten zu müssen, gäbe es keinen Weg daran vorbei. Das müsste natürlich alles geprüft werden. Aber so weit sind wir noch lange nicht.

Frage: Dann ist Schopfheim in einer glücklichen Lage, was das Wasser angeht.

Ja, das ist alles dem Grundwasserzustrom zu verdanken.

Frage: Herr Gaenzle, sparen Sie Wasser?

Ja, das sage ich auch meiner Familie. Beim Duschen, während des Einseifens beim Händewaschen oder beim Zähneputzen kann man zwischendurch das Wasser abstellen. Das sind Kleinigkeiten, aber unterm Strich macht das in einer Stadt von der Größe Schopfheims viel aus. Mit Kleinigkeiten kann man viel erreichen. Man kann Wasser sparen, ohne zur Sau zu werden.

Andreas Gaenzle ist seit dem 1. September 1986 bei der Stadt Schopfheim beschäftigt. Seit 2013 übt der Personalratsvorsitzende das Amt des stellvertretenden Wassermeisters aus. Lediglich fünf Mitarbeiter kümmern sich um die Wasserversorgung, die ein 180 Kilometer langes Leitungsnetz umfasst. Gaenzle ist auch Ansprechpartner für andere Kommunen, etwa wenn es um die Bereitstellung eines Wassertankfahrzeugs geht; alle Gemeinden sorgen derzeit vor - auch wenn dann doch kein Wassermangel eintreten sollte.

„Wasser für den täglichen Bedarf werden wir immer haben“, so Gaenzle zur sehr guten Wassersituation in Schopfheim. Falls sich die Klimasituation mit Dürrelagen allerdings weiter so entwickeln sollte, könnte es eines Tages sein, dass sich die Bürger von lieb gewonnenen Gewohnheiten, die heutzutage als selbstverständlich empfunden werden, verabschieden müssen.

In Spitzenverbrauchszeiten hat die Wasserversorgung in diesem Sommer im Durchschnitt 2100 Kubikmeter Wasser pro Tag gefördert, also zwei Millionen Liter am Tag (an einem Tag auch mal 2376 Kubikmeter). Zum Vergleich: Im Januar liegt der Schnitt bei etwa 1400 Kubikmeter am Tag. „Wenn nur sieben von zehn Bürgern Wasser sparen, dann ist das schon ein kleiner Erfolg“, freut sich der stellvertretende Wassermeister über jede Sparbemühung.

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