Schopfheim Digitaler Pinselstrich

Jürgen Scharf

Ausstellung: Max Kehm zeigt seine Arbeiten bis zum 1. November im Museum der Stadt Schopfheim

Schopfheim - Unter dem Titel „When machines meet creativity“ zeigt der 34-jährige Max Kehm in einer Ausstellung des Kunstvereins Schopfheim Digitalarbeiten im Museum der Stadt.

Wie kommt es bei Max Kehm zum „digitalen Pinselstrich“? Er würde vielleicht antworten: durch „künstliche Intelligenz“. Denn mithilfe solcher schafft der 1986 geborene Künstler seine Digitalbilder. Aber natürlich stimmt das nicht ganz, denn die künstliche Intelligenz ist doch eher ein willenloses Werkzeug und braucht den kreativen Akt des Künstlers.

Das Thema „KI“ - künstliche (Super)Intelligenz – wird zurzeit diskutiert. Sogar ein Szene-Philosoph wie Richard David Precht hat ein Essay über „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ verfasst. Bekanntlich soll die „KI“ alles noch „optimierter“ können als der Mensch es kann. In diesem neuen Genre - manche nennen das Bilder am PC malen auch „Photoshop-Kunst“ - kommen Kehm seine digitalen Kenntnisse aus der IT-Branche zugute, die er sich für seine künstlerischen Experimente zunutze macht. Der Sohn des Schopfheimer Kunstvereinsvorsitzenden sieht die digitale Welt als seinen zweiten Bildungsweg an und so macht er sich in seiner ersten Schau auf eine wissenschaftlich-philosophische Erkundungsreise in die digitale Zukunft.

Wahrscheinlich haben es die über 30 Vernissagebesucher richtig gemacht, als sie dem Talk zwischen Kehm und Matthias Zeller (SWR) auf dem Platz vor dem Museum bei noch angenehmem Wetter zuhörten, um hinter das Geheimnis dieser aktuellen Kunstform zu blicken, die tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen soll.

Es ist erst zwei bis drei Jahre her, seit Max Kehm diese experimentellen Projekte angefangen hat, die er gekonnt mit digitalen Techniken kombiniert. Ein Bild, das er auch im Museum zeigt, hat er schon einmal als Versuchsballon im Weiler Kunstverein ausgestellt - und damit prompt den Publikumspreis gewonnen.

Inzwischen ist diese Richtung zu einer vom Aussehen ganz verschiedenen Serie angewachsen. Es ist eine Mischung aus Photoshop und anderer Bearbeitungssoftware wie Gimp. In die Bildtechnik fließen auch mathematische Berechnungen ein, etwa, wenn Bilder aus einem Fraktal heraus erarbeitet werden. Im Grunde ist es eine Kombination von Einzelschritten bis zu neuronalen Netzwerken, derer sich Kehm hier bedient.

Alles entwickelt sich prozesshaft aus dem Computer heraus. Die sich immer wiederholenden Elemente, die teilweise sehr grafisch wirken, könnte man durchaus als ornamental bezeichnen. Eines sind sie sicherlich: kosmisch. Ihr planetarischer Kontext wird in einigen Arbeiten deutlich. Kehm sagt selber, dass er sich gerne von „Star Trek“ inspirieren lässt. Der Weltraum hat für ihn einen starken Bezug zu seiner Kunst, die oft mit geometrischen Elementen einhergeht.

Die Arbeiten mit ihren verschiedenen Formen wie Kreis, Linien, Spirale wirken teils abstrakt. Die Formgebung steht im Vordergrund. Neben weiterverarbeiteten digitalen Zeichnungen sieht man zwei Porträts, eines nach Fotovorlage eingescannt und digitalisiert, das andere total digital: einmal ein fiktives Gesicht, einmal eine Anonymus-Maske.

Die Digitalkunst ist also ein wirklich experimenteller Prozess und der Künstler weiß am Anfang nicht, was daraus wird. Wie viele Farbspiele möglich sind, entscheidet sich erst im Arbeits- und Erschaffungsprozess. Als digitaler Künstler muss man sich in verschiedene Software hineinarbeiten, mit Algorithmen auskennen und benötigt beim Speichern der Zwischenschritte viel Rechenkapazität. Kehm arbeitet mit hoher Auflösung, die extrem feine Details zulässt. So laufen die Berechnungen über ein Rechenzentrum.

Aber man kann sich auch ohne dieses Hintergrundwissen einfach von den schön reflektierenden Farben und Formen beeindrucken lassen, von den nächtlichen Szenerien, die vom schwarzen Hintergrund herkommen und die leuchtend hellen, farbigen Bildareale durch Kontrast verstärken.

Eine denkbare Folge aus dieser Arbeitsweise wäre, die digitalen Arbeiten in einem weiteren Schritt in Videos, in bewegte Bilder, umzusetzen. Max Kehm, der zurzeit noch in der Schopfheimer Altstadt wohnt, hat das schon im Auge. Außerdem hat er ein paar neue bildliche oder politische Dinge angedacht, die er zwar im Moment noch nicht realisiert, aber für später als Inspirationsthemen aufhebt.

Weitere Informationen: Bis 1. November, mittwochs von 14 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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