Schopfheim Dorf-Rathaus wird verkauft

Anja Bertsch
1781 als Privathaus errichtet, diente das Anwesen seit 1837 als Rathaus. Foto: zVg/Thomas Jost

Gemeinderat: Mehrheit stimmt gegen Kritik aus der Ortschaft für den Verkauf

Der Verkauf des Raitbacher Rathauses ist beschlossene Sache: Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat dem entsprechenden Vorschlag der Verwaltung zu. Der Entscheidung war eine längere Diskussion vorausgegangen.

Von Anja Bertsch

Schopfheim/Raitbach. Ortsvorsteher Wilhelm Tholen hatte engagiert eine Lanze für den zumindest vorläufigen Verbleib des Rathauses im städtischen Besitz gebrochen. Mit demselben Anliegen meldeten sich in der Sitzung Dorfbewohner zu Wort.

Die Mehrheit der Gemeinderäte indes folgte der prinzipiell vor Jahren beschlossenen Linie: Dass die Stadt sich im Zuge ihrer Sparbemühungen von etlichen öffentlichen Gebäude trennt – schließlich, so das Argument, ist Immobilienbesitz durch Unterhalts- und Sanierungskosten ein Kostenfaktor, der keineswegs immer im Verhältnis zum öffentlichen Nutzen steht. Unter diesem Gesichtspunkt will sich die Stadt beispielsweise auch von den Rathäusern in Wiechs und Eichen und von der Hebelschule im Ortskern trennen.

Aktuelle Nutzung

Aktuell wird das Gebäude vom Ortschaftsrat für seine Sitzungen genutzt, vom Ortsvorsteher für seine Bürgersprechstunde und vom Gesangverein für seine Proben. In den Augen von Ortsvorsteher und Bewohnern Grund genug, das Gebäude mit Blick auf das Dorfleben zumindest vorläufig zu halten.

Bürgermeister Dirk Harscher hingegen ordnete das anders ein: Wenn man ehrlich sei, sei es eine sehr überschaubare Anzahl von zeitlich sehr begrenzten Terminen, rechnete er vor – das Gebäude also nicht wirklich stark genutzt. Vor allem gebe es mit der Festhalle im Ort eine adäquate Alternative, in der die Aktivitäten von Dorfparlament und Vereinen ebensogut stattfinden könnten.

Zukunftskonzept gefordert

Ortsvorsteher Tholen wollte sich dem nicht grundsätzlich verschließen – allerdings brauche es zuerst ein Zukunftskonzept, in dem die Verortung unterschiedlicher Akteure im Dorf – von einer zweiten Kindergartengruppe über Feuerwehr und Ortsvertretung bis hin zu den Vereinen und möglichen weiteren Aktivitäten – erfasst sei.

Zeitdruck herrsche hier – zumal im Jahr, in dem sich die Eingemeindung zum 50. mal jährt – sicher nicht: Renovationen im Rathaus stünden nicht an, die Unterhaltskosten seien mit drei- bis fünftausend Euro im Jahr überschaubar. Er plädierte dafür, den Tagesordnungspunkt abzusetzen – oder gegen den Verkauf zu stimmen.

Über das ins Feld geführte Konzept entspann sich eine längere Diskussion. Feuerwehrbedarfsplanung und Kita-Erweiterung stünden nicht in direktem Zusammenhang mit den Rathausräumen. Und: Ein übertrieben ausgefeiltes Konzept und größere Umbauten brauche es für die künftige Hallennutzung sicher nicht, befand Bürgermeister Harscher: Ein wenig Aufhübschen mit Licht und Farbe, ein anderer Zugang zu dem aktuell nicht barrierefreien Untergeschoss der Halle, auf die Ortschaftsratssitzungen hin einmal im Monat ein wenig Stühleschleppen und für die Ortsvorsteher-Sprechstunde einen Laptop. Fachgruppenleiterin Martina Milarch, warf ergänte, dass das Gebäudemanagement in Sachen Konzept bereits vor zwei Jahren auf den Ortschaftsrat zugekommen sei – von dort aber bislang kein großes Interesse geschweige denn Ideen signalisiert wurden.

In diese Kerbe hieb auch Eva Brutschin – Ortsvorsteherin vom Ortsteil Enkenstein, in dem der Rathausverkauf schon über die Bühne ist – im Ausgleich gegen einen aus dem Ort heraus angeregten Anbau an den Maibergsaal, der nun als Zentrum für Dorfaktivitäten diene. Nachdem der Verkauf der Geböude seit Jahren diskutiert werde, sei es nun wirklich Zeit für Entscheidungen.

Verkauf

Den Zuschlag für das Gebäude bekommt nicht unbedingt der Höchstbietende. In die Entscheidung einbezogen wird auch das Nutzungskonzept, das Interessenten vorlegen müssen. Mindestens 140 000 Euro allerdings müssen laut Beschluss auf den Tisch gepackt werden.

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