Schopfheim Eichenwald zum Schnäppchenpreis

Markgräfler Tagblatt

Waldbegehung: Themen: ökologische Ausgleichsfläche auf dem Dinkelberg und Holzlagerplatz in Gersbach

Schon seltsam: Ausgerechnet der Stadtwald ist Nutznießer vom Bau der Hochrheinautobahn A 98. Wie das sein kann, erfuhren Stadträte bei einer Waldbegehung, die sie auf den Dinkelberg und in die Höhen von Gersbach führte.

Von Werner Müller

Schopfheim . Die Stadtverwaltung hatte dazu gemeinsam mit dem Forstbezirk eingeladen. Sie kam damit einer Anregung der Fraktion der Freien Wähler nach.

Erste Station der Exkursion im kleinen Kreis – eine Handvoll Stadträte von Freien Wählern und CDU sowie drei Förster und Kämmerer Thomas Spohn marschierten mit – war die so genannte „ökologische Ausgleichsfläche“ auf dem Dinkelberg, in der Nähe des Modellflugplatzes.

Wertzuwachs für den Stadtwald

Dort erhält der Stadtwald einen Wertzuwachs praktisch frei Haus. Der Grund: Für den Bau der Hochrheinautobahn bei Karsau, für den rund 35 Hektar Wald verloren gehen, muss das Regierungspräsidium (RP) als Ausgleich auf dem Dinkelberg Ersatzflächen neu bepflanzen und ökologisch aufwerten. Bei der Suche nach geeigneten Waldstücken rückte auch ein Abschnitt des Stadtwaldes ins Visier, auf dem bislang vor allem Fichten wuchsen.

Diese Baumart gelte nicht gerade als „klimastabil“ und berge ein „hohes Risiko“ hinsichtlich des Borkenkäferbefalls und der Sturmschäden, erläuterte Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer den Exkursionsteilnehmern.

Als Ersatz kämen verschiedene Baumarten ins Frage, unter anderem Eiche, Bergahorn, Buche oder Douglasie. Vor allem die Eiche gelte für den Dinkelberg als naturnah und standortgerecht, zudem biete sie aus wirtschaftlicher Sicht „Spitzenerlöse“, wenngleich in ferner Zukunft. Allerdings sei das Anlegen und das Pflegen der Kulturen sowie der Kauf von Eichenpflanzen sehr teuer.

Da habe es sich gut getroffen, dass das RP auf dem Dinkelberg Ausgleichsflächen für die A 98 benötigte und sich die Stadtwaldfläche dafür so gut eignete, so Schirmer. Aus diesem Grund komme Schopfheim „relativ günstig an wertvolle Eichenbestände“.

Laut dem Vertrag von 2014 wickele die Stadt die Aufforstung ab, die Finanzierung für das Projekt übernehme das RP. Unterm Strich summiert sich die Investition des RP nach seinen Angaben auf rund eine halbe Million Euro. Schirmer: „Die Stadt bekommt gesicherte Kulturen – fast umsonst und mit guter forstlicher Perspektive“. Denn die jetzt gepflanzten Bäume lieferten jede Menge „Wertholz“ – allerdings erst in 150 bis 200 Jahren.

Die Förster Jörg Niefenthaler und Helmut Bäckert berichteten, an die Stelle von rund 100 Jahre alten Fichten habe die Stadt auf einer Fläche von rund zwölf Hektar vor allem junge Eichen pflanzen lassen, etwa 70 Prozent, sowie Hainbuchen, Feldahorn und Winterlinde – 5000 Setzlinge pro Hektar. Um das gesamte Areal herum schützt ein Wildzaun die jungen Bäumchen vor Verbiss.

Vorkonzentration für die Holzabfuhr

Ein ganz anderes Thema stand beim Ortstermin in Gersbach auf der Tagesordnung. Dort ließen sich die Stadträte über ein Projekt informieren, das schon seit längerem für Schlagzeilen sorgt: den künftigen Holzlagerplatz.

Hintergrund dafür sei die Flurneuordnung, die seit 2004 im Golddorf im Gange sei, erläuterte Bernhard Schirmer. Diese betreffe eine Fläche von 2400 Hektar, zwei Drittel davon seien Wald. Neben der Stadt gebe es 400 private Waldbesitzer, die sich insgesamt etwa 2500 – meist kleine – Grundstücke teilen.

Vor allem für diese privaten Waldbesitzer sei ein Holzlagerplatz wichtig, denn heutzutage lohne sich der Abtransport nur kleiner Holzmengen nicht mehr. Deswegen müsse man das Holz zur Abfuhr auf einem großen Lagerplatz „vorkonzentrieren“.

Als Standort für diese „sinnvolle Einrichtung“, so Schirmer, habe man ursprünglich eine Fläche direkt neben dem Weideschuppen ins Auge gefasst. Doch dieser sei auf Widerstand gestoßen – wegen der Nähe zum Weidefest und weil er nicht ins Landschaftsbild passe.

Nach weiterer Suche sei jetzt als Kompromiss ein Areal in einer Senke südlich der Barockschanze im Verfahren. Der Ortschaftsrat habe dem Vorschlag bereits zugestimmt, berichtete Gersbachs Förster Jörg Gempp.

Puffer und Reservelager

Nach Angaben von Stefan Niefenthaler ist auf dem städtischen Grundstück ein so genannter Dauerlagerplatz von 4000 Quadratmeter Größe geplant. Für Ausnahmesituationen wie beispielsweise große Holzmengen nach Sturmschäden gebe es zudem einen „Puffer“ von 2500 Quadratmeter und ein Reservelager von rund 3000 Quadratmeter. Alles in allem fasst der Lagerplatz etwa 10 000 Festmeter Holz.

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