Schopfheim „Ein Gewinn für die Patienten“

Markgräfler Tagblatt

Ärzteversorgung: Neues MVZ mit fünf angestellten Ärzten startet im Januar  in Fahrnau 

Der Notfall findet nicht statt: Trotz der mehrfach angekündigten Schließung von zwei Hausarzt-Praxen in Fahrnau ist die medizinische Versorgung der rund 5000 betroffenen Patienten gesichert – dank einem neuen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ).

Von Werner Müller

Schopfheim . Dieses soll schon im Januar 2020 seinen Betrieb aufnehmen, verkündete gestern im Rathaus Bürgermeister Dirk Harscher. Das MVZ zieht in die jetzigen Räume der Praxis Blessing/Klein ein – allerdings nur befristet. „Das ist noch nicht die endgültige Lösung, aber sie verhindert die drohende Untervesorgung“, so Harscher.

Möglich macht dies nach seinen Worten das „starke Engagement“ sowohl von Magdalene Blessing als auch von Stadträtin Marianne Mrschhemke, die als Ärztin ihre zahlreichen Netztwerkverbindungen habe spielen lassen. Das habe dazu geführt, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Kontakt mit dem Medi-Verbund Baden-Württemberg aufgenommen habe, dem 5000 Ärzte angehören und der künftig als Träger des MVZ in Fahrnau fungieren werde.

Das Modell funktioniert so: Ärzte aus dem Medi-Verbund gründen eigens für das MVZ eine GmbH, die als Arbeitgeber auftritt und – im Fahrnauer Fall – fünf Allgemeinmedizinber und zwei Ärzte in Ausbildung einstellt.

„Die Ärzte haben im MVZ mit Bürokratie nichts mehr zu tun“, erläuterteWolfgang Fink von Medi das zugrundliegende Geschäftsmodell. Sie könnten sich statt dessen „voll und ganz auf ihre Patienten konzentrieren“.

Seit 2017 habe Medi auf diese Weise bereits vier MVZ aus der Taufe gehoben (in Aalen, Baierrsbronn, Stuttgart und Böblingen). Normalerweise bedürfe es dafür einer Vorlaufzeit von etwa einem Jahr. In Schopfheim wolle man das alles in etwa einem Viertel der Zeit realisieren, so Fink, der ausdrücklich den Einsatz von Magdalene Blessing und Marianne Merschhemke hervorhob sowie Stadt und KV lobte. „Hier ziehen alle an einem Strang“.

Dem MVZ in Fahrnau wollen die Ärzte Magdalene Blessing, Jörg Suckow, Axel Eisenmann und Georg Friedrich Schröder, die eigentlich aufhören wollten oder schon aufgehört haben, auf die Beine helfen. Dazu kommen als fünfte Allgemeinmedizinerin Nasheema Steigerwald-Shaik sowie zwei Mediziner in Ausbildung. Die älteren Ärzte arbeiten zwar nicht mehr voll, insgesamt beschäftigt das MVZ aber „über drei Vollzeitkräfte“.

Solche Teampraxen lägen voll im Trend, so Wolfgang Fink. Das MVZ in Fahrnau soll fünf Tage in der Woche geöffnet sein und „deutlich längere“ Sprechzeiten anbieten. Start ist nach derzeitigem Stand am Dienstag, 7. Januar. Bei den Patienten bittet Fink schon jetzt um Verständnis, dass in der Anfangsphase sicher nicht alles reibungslos laufen wird.

GmbH als Träger

Das ist nach seinen Worten auch der beengten räumlichen Situation zuzuschreiben. Perspektivisch gehe es deshalb vor allem darum, in allernächster Zukunft andere Räume zu finden.

Da kommt die Stadt ins Spiel. Bürgermeister Dirk Harscher will mit den Beteiligten noch in diesem Monat Räume besichtigen, die für eine Übergangszeit („zwei bis drei Jahre“) in Frage kommen. Danach strebt er eine dauerhafte Lösung an – ein „Gesundheitshaus“ im „Kohlengässli“ zum Beispiel. Daran sei aber vor 2024/25 nicht zu denken.

Das MVZ-Modell sichert in den Augen des KV-Vertreters Kai Sonntag die „Zukunft der Versorgung“ mit einem „Gewinn für die Patienten“. Dank der Zusammenarbeit mehrerer Ärzte komme „mehr Power ins System“. Ärzte wollten sich durchaus im ländlichen Raum niederlassen – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.

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