Schopfheim Ein Hingucker gegen das Wegschauen

Markgräfler Tagblatt
In der Stadtkirche waren Fotos und Dokumente textlicher Art aus dem Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos zu sehen. Foto: Ralph Lacher

AK Integration: Ausstellung „Menschenrechte zählen“ war in der evangelischen Stadtkirche zu sehen

Schopfheim (os). Der „Arbeitskreis Integration Schopfheim“ um sein Vorstandsduo Giuseppe Mencarelli und Stellvertreter Michael Straub hatte in der vergangenen Woche für vier Tage die Ausstellung „Menschenrechte zählen“ in der evangelischen Stadtkirche organisiert.

Eindrucksvolle Bilder vom Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, die mit den Verhältnissen dort und vor allem im Zusammenhang mit einem Großbrand vor ziemlich genau einem Jahr traurige Berühmtheit erlangt hatte, bildeten das Korsett der Ausstellung.

In dem für 2800 Personen konzipierten, seit 2015 als Lager bestehenden Zelt- und Einfachst-Behausungs-Komplex lebten zeitweilig 20 000 Menschen. Moria war Europas größtes Flüchtlingslager, in dem wegen der Überfüllung jahrelang katastrophale Verhältnisse herrschten.

In der Nacht auf den 9. September 2020 kam es durch Brandstiftung seitens mehrerer, kürzlich zu je zehn Jahren Haft verurteilter junger Migranten aus Afghanistan zu einem Großbrand, der das Lager sowie Hab und Gut der Geflüchteten fast vollständig zerstörte und 12 600 Menschen obdachlos machte.

In einem eilig eingerichteten Ersatzlager dort, wo vorher Moria war, leben aktuell immer noch 3500 Menschen.

Gleich im Eingangsbereich des Gotteshauses fanden sich vier große Schautafeln sowie eine Pinnwand, auf denen Fotos und Textbeiträge den Besuchenden einen Eindruck von den Zuständen im genannten Flüchtlingslager vermittelten. Es sind Fotos aus dem Projekt „Now you see me Moria“. Die im vorigen Jahr entstandenen Fotos, in Schopfheim unterteilt in die Stellwände mit den Titeln „Lebensbedingungen“, „Menschenrechte“, „Unterkunft“, „Kinderträume“ und „EU - wo bist du?“, veranschaulichten die dort herrschenden, menschenunwürdigen Zustände. Da nichtstaatliche Organisationen und Institutionen der Zutritt zum Lager Moria verwehrt war, haben die Foto-Dokumente eine Art von Alleinstellungsmerkmal, weil auch Medienleute vom Zutritts-Verbot betroffen sind. Besonders eindrucksvoll waren die plakatartigen Foto- und Text-Dokumente zum Thema „Kinderträume“.

Ärzte, Pilot oder Krankenschwester wollen die Flüchtlingskinder aus Moria werden - sie wollen weg und, sofern sie in ein Land mit der Möglichkeit, diese Ausbildungen anzustreben, gelassen werden, etwas tun, was anderen hilft.

Auch hier schlug die Ausstellung die Brücke hin zum Appell an die Verantwortung in der EU: „EU - wo bist du?“ klagte das Wegschauen gerade in Zeiten von Corona an. Denn Corona hat bekanntermaßen die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeerraum in den Hintergrund gedrängt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung hatte Michael Straub vom AK Integration darauf verwiesen, dass man dieser Tatsache entgegenwirken und auf die Missachtung der Menschenrechte von Geflüchteten aufmerksam machen wolle. Und, so hieß es weiter, es sei wichtig, hinzuschauen, vor allem bei den politisch Verantwortlichen immer wieder die Problematik der Geflüchteten in Erinnerung zu rufen und Lösungen zu fordern.

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