Schopfheim Ein leidenschaftlicher Lehrer und Psychologe

(os)
Wolfgang Sehringer kann heute seinen 90. Geburtstag feiern. Foto: Ralph Lacher

Jubilar: Wolfgang Sehringer feiert heute seinen 90. Geburstag. Mitbegründer der Unabhängigen.

Schopfheim - „Ich bin sehr zufrieden, wie mein Leben in privater und beruflicher Hinsicht gelaufen ist“. Das sagt Wolfgang Sehringer, der heute auf dem Altig seinen 90. Geburtstag feiern kann.

Dass er dies in bester geistiger und körperlicher Verfassung tun kann, sei wohl einem ausgeglichenen Lebensstil und vor allem der Freude an der Bewältigung geistig-intellektueller Aufgaben zu verdanken, mutmaßt der Psychologe und Pädagoge.

Als Sohn eines aus Schopfheim stammenden evangelischen Pfarrers kam der Jubilar am 21. Mai 1929 in Mannheim zur Welt. Die ersten Lebensjahre verbrachte er mit der Familie im Odenwald. Der Vater überwarf sich laut Sehringer schon bald nach der Machtübernahme mit den Nazis und wurde nach Breisach zwangsversetzt.

Die Kontakte nach Schopfheim blieben. „Wir haben hier immer Ferien gemacht“, so der Jubilar. Als die Familie während des Krieges aus Breisach evakuiert wurde, lebte sie längere Zeit bei den Großeltern von Wolfgang Sehringer in der Villa Jutzler, dem heutigen Haus Columban. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1945 blieb die Familie in Schopfheim, wo Wolfgang Sehringer 1948 sein Abitur machte.

„Ich wollte zweigleisig studieren und konnte das auch in Form eines Lehramtsstudiums in Deutsch, Englisch und Geschichte und eines Psychologie-Studiums“, erzählt Wolfgang Sehringer. Die beiden Studiengänge absolvierte er parallel an den Universitäten in Freiburg, Basel, Kiel und Heidelberg sowie im englischen Reading. Die zwei Jahre dort begleitete ihn seine Ehefrau Marliese Feßler, eine Lehrerin, die er an der Uni kennen und lieben gelernt und 1958 geheiratet hatte.

Sehringer schloss das Psychologie-Studium mit der Promotion und das in Deutsch, Englisch und Geschichte mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. Als Junglehrer kam er nach Lörrach ans Hebelgymnasium; die Familie, zu der bald zwei Söhne und eine Tochter gehörten, lebte in Schopfheim.

Am hiesigen Gymnasium lehrte Wolfgang Sehringer von 1964 bis 1968. Dann passierte, was der Jubilar heute als den „absoluten beruflichen Glücksfall“ bezeichnet: Er wurde als Psychologie-Professor an die PH in Heidelberg berufen.

So konnte er seinen Traum verwirklichen und Lehramt und Psychologie miteinander verbinden. „Mir lag es stets am Herzen, den Lehrern das theoretische Wissen an die Hand zu geben, wie sie mit den Kindern umgehen sollten und wie sie ihnen den Lehrstoff optimal vermitteln“, erklärt der Jubilar.

Wolfgang Sehringer interessierte besonders die „Psychologie der Kinderzeichnung“, worüber er ein Handbuch „Psychologie des Zeichnens und Malens als Instrumente der psychologischen Diagnostik“ verfasste.

Das zweite große Thema seiner schulpsychologischen Forschungen war die Frage, wie Klassen zusammengesetzt sein sollten, um schwächeren und langsameren, aber auch den begabteren und schnelleren Kindern optimale Möglichkeiten der Lehrstoff-Vermittlung zu ermöglichen.

„Mit meinen Kollegen haben wir Bildungsverläufe und Schulschicksale von mehr als 5000 Schülern dokumentiert“, sagt Wolfgang Sehringer.

Die schulpsychologische Arbeit sei sein Leben gewesen, sagt der Autor mehrerer wissenschaftlicher Bücher, der nach seiner Pensionierung im Jahr 1994 noch zwölf weitere Jahre an der PH Heidelberg arbeitete. Darüber hinaus hielt er Erziehungsseminare für Eltern und Fortbildungskurse für Lehrer.

Der Lebensmittelpunkt blieb im privaten Bereich aber immer Schopfheim. 20 Jahre lang, von 1968 bis 1988, war Wolfgang Sehringer als Wochenendpendler zwischen Heidelberg und Schopfheim unterwegs. In der hiesigen Kommunalpolitik setzte Sehringer als Gründer und langjähriger Vorsitzender der „Unabhängigen“ Akzente.

Im Ruhestand widmet sich der Jubilar der Ahnenforschung mit wissenschaftlicher Akribie, verfasst Beiträge fürs Jahrbuch der Stadt Schopfheim und unterstützt Hansjörg Noe bei seinen Nachforschungen über den Nationalsozialismus im Wiesental.

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