Schopfheim Ein musikalisches „Kopf hoch!“

Markgräfler Tagblatt

Konzertreihe: Christoph Bogon veranstaltet Kleinausgabe des Orgelsommers: „Kultur gegen die Krise“

Unter dem Motto „Kultur gegen die Krise“ will die Kirchenmusik in Schopfheim mit einer kleinen Reihe von vier samstäglichen Abendmusiken im September und Oktober ein Zeichen setzen (siehe nebenstehendes Programm).

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Schon das erste Konzert in dieser Reihe am 12. September in der Stadtkirche mit Texten und Orgelimprovisationen trägt die programmatische Überschrift: „Den Mut nicht sinken lassen.“

Das Zitat stammt aus der Bibel und ist angelehnt ans Alte Testament. Für Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon bedeutet es in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie ein sichtbares „Kopf hoch!“ Schließlich hat die Corona-Krise auch die Kirchenmusik sehr stark getroffen und die meisten vorgesehenen Konzerte aus dem Kalender gefegt.

Zwar hat eine reduzierte Kleinausgabe des Orgelsommers das lange musikalische Schweigen in Schopfheim beendet, aber die diesjährige Marktmusik-Saison findet nicht live statt, sondern ausschließlich online. „Dafür produzieren wir im digitalen Format“, sagt Bogon, der noch vor seinem Urlaub seine dritte digitale Marktmusik eingespielt und selber aufgenommen hat.

Wie funktioniert dies? „Ich setze mich in der Alten Kirche hin, lasse Kamera und Aufnahmegerät laufen und wechsle auch mal die Position für jedes Stück“, erklärt Bogon, der dazu noch einen kleinen Einführungskommentar gibt. Der Bezirkskantor ist sich dessen bewusst, dass man in der Krise „ein bisschen zum digitalen Menschen wird.“

Digitales Format

Die evangelische Kirchengemeinde hat einen eigenen Youtube-Kanal. Man muss nur „Kirchenmusik in Schopfheim“ googeln. Die virtuellen Marktmusiken dauern 30 bis 40 Minuten. Damit muss Bogon nicht die Befürchtung haben, dass wie sonst 80 bis 120 Leute am Samstagvormittag zu den Marktmusiken kommen und dass für so viele Besucher wegen der geltenden Abstandsregeln nicht genug Platz in der Alten Kirche wäre oder sich gar vor der Kirche ein Auflauf von Zuhörern bildet.

Da lediglich 20 bis 30 Zuhörer unter den derzeit geltenden Auflagen in St. Michael erlaubt seien, sieht Bogon keine Möglichkeit, in normalem Umfang die Marktmusiken zu gestalten.

Das ursprüngliche Jahresprogramm ist total durcheinander geraten. Das meiste kann im Herbst nicht wie geplant stattfinden – auch nicht die Brass-Serenade im Oktober. „Was da mal als Programmheft existiert hat, ist nicht mehr gültig“, bedauert Bogon.

So kam er auf die Idee, die Reihen zu bündeln und eine Miniserie von Kurzkonzerten aufzulegen, die er Abendmusiken nennt. Den Begriff „Feierabendmusik“ hat er bewusst nicht gewählt, weil es diese schon mal gab.

Auf Sicht fahren

„Es ist der Versuch, auf Sicht zu fahren“, so Bogon, der mit „Kultur gegen die Krise“ ein Extra-Label herausbringt. Es soll ein Signal sein, dass die Kirchenmusik zumindest in kleinem Rahmen weitergeht.

Die Konzerte müssen unter den geltenden Auflagen gemacht werden, was Spieldauer und Zuschauerzahl betrifft. Das Schutzkonzept hat sich schon beim Orgelsommer bewährt und wird auch weiterhin so umgesetzt. Bogon empfiehlt das Tragen von Mund-Nasen-Masken beim Aufsuchen der Plätze, da das Stammpublikum zur Risikogruppe gehöre.

Sein Kirchenmusikpaket hat Bogon als Veranstalter nur bis Oktober geschnürt. Darüber hinaus entscheidet er je nach Lage. „Ich sehe aber klar, dass wir im Herbst/Winter mit den Auflagen leben müssen.“

Die Sache mit dem Aerosol sei kritisch. Deswegen macht er die Chorarbeit unter dem Vorzeichen mit kleinen Gruppen, „um zu retten, was zu retten ist.“ Aber das laufe eher unter Gruppenerhalt und sei nicht öffentlich.

Wenn die Krise andauert, „ist unser größtes Problem Weihnachten“, sieht Bogon Schwierigkeiten für die musikalische Gestaltung mit der Kantorei an den Feiertagen. Für November plant er, freiberuflichen Musikern Auftrittsmöglichkeiten in Gottesdiensten oder in der Abendmusik-Reihe zu bieten, die gegebenenfalls verlängert wird.

Den Auftakt der neuen samstäglichen Reihe „Abendmusiken“ in der evangelischen Stadtkirche am 12. September, gestalten Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon an der Orgel sowie Pfarrerin Ulrike Krumm . Sie wird unter dem biblischen Titel „Den Mut nicht sinken lassen...“ drei bis vier Lesungen abhalten, auf die Bogon mit Orgelimprovisationen spontan antwortet.

Den zweiten Abend gestaltet am 19. September der Freiburger Cellist Juris Teichmanis. Es ist das Nachholkonzert vom Februar, das wegen einer Handverletzung des Musikers abgesagt werden musste. Teichmanis spielt die Suiten Nr. 2 und 3 von Johann Sebastian Bach. Dabei greift er zu einem authentisch klingenden historischen Barockcello. Es gibt einen Youtube-Trailer dazu, in dem der Cellist das Projekt vorstellt.

Unter dem Titel „Spätlese“ holt Christoph Bogon am 10. Oktober sein ausgefallenes Recital vom Orgelsommer nach. Bogon spielt die selben Komponisten wie vorgesehen – Vierne, Bach, Couperin.

„Romantik für Stimme und Orgel“ heißt es am 17. Oktober. Daniela Bianca Gierok (Alt) und Min Uhlig (Orgel) tragen Lieder von Brahms und Mahler vor. Es handelt sich dabei um den einzigen Konzertabend, der so schon im ursprünglichen Jahresprogramm vorgesehen war. Die Konzerte beginnen um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Sitzabstand zwei Meter, Voranmeldung www.kirchenmusik.schopfheim.ekima.info. js

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