Schopfheim Ein musikalisches Sterne-Menü

Markgräfler Tagblatt

Konzert: Blasorchester „Lure“ und Stadtmusik Bad Säckingen brillieren in der Waldorfschule

Böse Zungen behaupten ja, dass nichts taugt, was nichts kostet. Diese Behauptung aber strafte das Konzert am Sonntag in der Waldorfschule Lügen.

Von Hans-Jürgen Hege

Schopfheim . Die Fans konzertanter Blasmusik kamen im wohlklingenden Akustiktempel jedenfalls voll auf ihren Kosten bei dem, was ihnen das Blasorchester Lure mit einem „Sterne“-Menü à la Ulrich Winzer und einem von Dirigent Johannes Brenke von der Stadtmusik Bad Säckingen fein abgeschmeckten „Dessert“ musikalisch auftischten.

Die Creme der Blasmusiker aus der Region zwischen Waldshut, Lörrach, Freiburg, Offenburg und Karlsruhe gab sich bei diesem bemerkenswerten Konzert unter Winzers Leitung die Ehre.

„Zweimal 60 Minuten tolle konzertante Bläsermusik“ hatte der Ehrenvorsitzende der Stadtmusik Bad Säckingen, Peter Strittmatter, der durchs Programm führte, versprochen. Und Winzer, in Schopfheim sicherlich noch gut bekannt als ehemaliger Dirigent des Fahrnauer Musikvereins, ließ sich nicht lange bitten. Die „roten Hügel“ (Redhill) des Benjamin Yeo, einer der bekanntesten Legenden Singapurs nachempfunden, hatten es ihm angetan.

Strittmatter erzählte die Geschichte eines Jungen, der ein Dorf an der Südküste des Landes von einer Schwertfisch-Plage erlöste und dann selbst dem Neid des Königs zum Opfer fiel. Aber seiner Worte hätte es in diesem Fall gar nicht bedurft. Denn wer die Augen schloss, um die „Symphonic Folklore for Wind Orchestra“ ungestört genießen zu können, erlebte die Story im Kopfkino live und in Farbe noch detaillierter, als dies Worte hätten tun können.

Um beim „Menü“ zu bleiben: Den zweiten Gang servierte Orchester-Ikone Klaus Fischer mit unglaublich flottem Zungenschlag am Alt-Saxofon. Seit 1987 gehört er Ulrich Winzers Projekt-Orchester an. Und man hätte glauben können, er habe Paul Crestons „Concerto for Alto Saxophone and Band“ von Beginn an geübt, so perfekt setzte er dessen Vorgaben in Winzers Handschrift um. Ein Hammer, ums ins Neudeutsche zu übersetzen.

Blieb schließlich noch der dritte Gang, das „Give us this Day“ aus der Feder von David Maslanka, das Peter Strittmatter als besonders gut geeignet empfand, am „weltweiten Tag der Erde“ den Heimatglobus auch musikalisch zu würdigen, weil in dieser „Short Symphony for Wind Ensemble“ zum „Kampf um den Erhalt der Natur und des Friedens“ in der Welt aufgerufen werde.

Lang anhaltender Beifall gab Ulrich Winzer schließlich die Chance, in der Zugabe das Instrument vorzustellen, das seinem Orchester den Namen gab: die Lure, ein uraltes Musikinstrument aus dem hohen Norden Europas, dessen Schallöffnung meist aus einer reich verzierten Scheibe besteht und von einigen Orchestervirtuosen meisterhaft beherrscht wird, wie das in den folgenden fünf Minuten in „B“ und „S“ zu hören war.

Die Stadtmusik Bad Säckingen entließ das Publikum Gäste unter Leitung ihres Dirigenten Johannes Brenke dann ebenfalls mit einem Dreiteiler in die „aufblühende Natur“. Johannes Brahms steuerte dazu die „Akademische Festouvertüre op. 80“ bei, nach Percy A. Graingers Noten bekam das Auditorium überaus gekonnt den „Children‘s March Over the hills and far away“ geblasen, und die „Latin Fantasy El Camino Real“ von Alfred Reed überzeugte die Zuhörer im Saal der Waldorfschule mit viel südländischem Temperament und Feuer derart, dass sie das Orchester nicht ohne mehrere Zugaben von der Bühne lassen wollten.

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