Dort lernte Uehlin das Handwerk des Buchdruckers, wohl schon mit dem Hintergedanken, eines Tages eine eigene Zeitung zu gründen, um demokratische Ideen zu verbreiten, so wie das seinerzeit gang und gäbe war.
Einige Jahre nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt machte Uehlin damit Ernst: Am 2. April 1864 hob er – vom „redlichen Willen beseelt, der engeren und weiteren Heimath sowie dem ganzen Vaterlande nützlich zu sein“ – den „Statthalter von Schopfheim“ aus der Taufe, den Vorläufer des heutigen „Markgräfler Tagblatts“. Schon bald gründete Uehlin auch seine eigene Druckerei. Die Zeitung erschien zunächst nur einmal wöchentlich, schon bald zweimal und ab 1883 dann sechsmal.
Uehlin war nicht nur Herausgeber und Verleger, er fungierte auch als Redakteur, schrieb Leitartikel und Gedichte. Darüber hinaus verfasste er Bücher und erbaute einige Jahre später das Kurhaus in Schweigmatt.
Voller Sprachgewalt fordert der Zeitungsmacher schon in der ersten Ausgabe seines Blattes die Öffentlichkeit von Ratssitzungen ein, pocht auf das Mitspracherecht der Bürger und umreißt die Aufgabe einer freien Presse mit Worten an die Regierenden, die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben: „Und dass man Euch auf die Finger schaut, daran dürft Ihr nicht zweifeln“.
Seine Artikel aus jener Zeit lassen auch Rückschlüsse auf seine grundsätzliche politische Haltung zu, die nun vor allem durch Patriotismus geprägt war. Er schreibt übers „Vaterland“ und über „Einigkeit und Recht und Freiheit“ als Grundlage der nationalen Wohlfahrt und preist Baden als „den besten deutschen Staat“.
Politisch habe sich Uehlin wie ein Großteil des liberalen Bürgertums in der Mitte des 19. Jahrhunderts verhalten, resümiert Renate Reiman: „Er war dem demokratischen Gedankengut von 1848 gegenüber aufgeschlossen, jedoch zurückhaltend bei revolutionären Aufständen“.
Das Vermächtnis dieses Wegbereiters der deutschen Demokratie hat indes Bestand. Das von ihm gegründete „Markgräfler Tagblatt“ hat Kaiserreich, Weimarer Republik und zwei Weltkriege überdauert und hält das Andenken an seinen demokratisch und freiheitlich gesinnten Gründer bis heute in Ehren.