Schopfheim Ein „Wasserschloss“ für die Zukunft

Werner Müller
2,5 Millionen Liter Wasser fasst die Wasserkammer des neuen Hochbehälters. Wenn sie im Frühjahr 2025 in Betrieb geht, folgt der Neubau der zweiten, gleich großen Kammer. Foto: Werner Müller

Der neue Hochbehälter auf dem Hohen Flum nimmt sichtbar Gestalt an – der Rohbau für die erste von zwei Kammern steht bereits. Und auch ein erster Test auf die Dichtigkeit der Konstruktion verlief positiv.

Hinter dicken Mauern ruhen 2,5 Millionen: Es sind zwar keine Euro, und doch ist der quadratische Betonklotz mit seinen 22 Meter langen Seitenwänden und sechs Metern Höhe die reinste Schatzkammer. Handelt es sich doch um einen Rohbau des neuen Hochbehälters auf dem Hohen Flum, den zum ersten Mal überhaupt kostbares Lebenselixier füllt – Wasser, und zwar knapp 2,5 Millionen Liter.

Und von denen darf tunlichst kein Tropfen verloren gehen. Denn ein Jahr nach Baubeginn steht mit der erstmaligen Befüllung des Gebäudes eine echte Bewährungsprobe ins Haus – die Dichtigkeitsprüfung. Tagelang bleibt die gewaltige Wassermenge im Becken stehen – Zeit genug für den Schopfheimer Wassermeister Steffen Weiß und sein Team, das Betonbauwerk nach undichten Stellen abzusuchen.

Im Frühjahr 2025 fertig

Erst wenn diese Hürde überwunden und das Wasser wieder abgelassen ist, kann es weitergehen mit den Arbeiten auf der Großbaustelle am höchsten Punkt des Dinkelbergs. Nach der Sandbestrahlung bekommen die Betonwände in der riesigen Kammer eine lebensmittelechte Beschichtung, dann folgt die hydraulische Ausstattung samt Installation der Rohre. Und dann, laut Weiß voraussichtlich im Frühjahr 2025, geht der neue Hochbehälter ans Trinkwassernetz – oder zumindest die Hälfte davon.

Denn der jetzige Rohbau bildet nur die erste von zwei Kammern. Sobald diese ihren Betrieb aufnimmt, hat der alte, unmittelbar danebenstehende Hochbehälter endgültig ausgedient. Er wird abgerissen und macht Platz für die zweite Kammer des neuen Hochbehälters, die ebenfalls knapp 2,5 Millionen Liter Wasser speichern kann.

Mit insgesamt fast 5000 Kubikmetern Fassungsvermögen ist der neue Hochbehälter im Vergleich zu seinem Vorgänger das reinste (Trink)wasserschloss, konnte der Vorgänger doch lediglich ein Viertel dieser Menge bunkern, nämlich etwa 1200 Kubikmeter.

Schwerstarbeit für Pumpen

Und das ist für die Wasserversorgung der betroffenen Gemeinden des Zweckverbands Dinkelberg – neben Schwörstadt und Maulburg auch die Schopfheimer Teilorte Langenau, Enkenstein und Wiechs sowie die Rheinfelder Stadtteile Nordschwaben, Eichsel, Minseln und Karsau – zunehmend ein Problem. „Derzeit müssen wir die Füllmenge des alten Hochbehälters mitunter bis zu drei Mal am Tag umsetzen“, berichtet Weiß beim Ortstermin auf dem Hohen Flum. Das bedeutet Schwerstarbeit für die Pumpen im Wasserwerk in der Herzenau bei Maulburg, die das Trinkwasser mit einem Druck von 18 bar rund um die Uhr auf den Dinkelberg schaufeln und dabei 180 Meter Höhenunterschied überwinden müssen.

„Mit dem neuen Hochbehälter sind wir viel flexibler und ersparen uns eine Menge Pumpstunden“, schätzt der Wassermeister. Die beiden neuen Speicherbecken bilden einen viel größeren Puffer, und selbst wenn eines mal wegen Wartungsarbeiten ausfällt, reicht das andere locker aus, um die angeschlossenen Haushalte zu versorgen.

Stabile Grundwasserlage

Rund 5,5 Millionen Euro lässt sich der Wasserversorgungsverband Dinkelberg den Neubau kosten. Für Weiß ist das gut angelegtes Geld. „Wir können damit die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Trinkwasser langfristig sicher stellen“, betont der 37-Jährige. Dieser Umstand ist gerade in Zeiten des Klimawandels mit seinen immer heißeren und trockeneren Sommern durchaus von Bedeutung.

Weiß, seit 13 Jahren in Diensten der Stadt und seit drei Jahren deren Wassermeister, verweist in diesem Zusammenhang auf die „glückliche Lage“ im Wiesental, wo eine „stabile Grundwasserlage“ herrsche. Beim Quellwasser, das in einigen Orten der Trinkwasserversorgung diene, sei das allerdings nicht der Fall.

Für den Wassermeister hat das Großprojekt auf dem Dinkelberg aufgrund seiner langfristigen Perspektive fast schon historische Bedeutung. „Es ist ein Bauwerk mit Seltenheitswert“, meint er, „so etwas entsteht nur alle paar Jahrzehnte“.

Hürde genommen

Sagt’s und berichtet erfreut, dass der erste Teil des Neubaus die entscheidende Hürde zur Inbetriebnahme mit Bravour zwischenzeitlich gemeistert hat – bei der Dichtigkeitsprüfung ging kein Tröpfchen verloren.

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