Schopfheim „Eine große Portion Demut“

Markgräfler Tagblatt

Bürgermeisterwahl: Kandidaten-Porträts, Teil drei: Warum Josef Haberstroh nicht auf „Stimmenfang“ geht

Weit kommt Josef Haberstroh nicht: Kaum lässt er sich auf dem Marktplatz blicken, ist er umringt von Menschen, die ihm die Hand schütteln und ein paar Worte mit ihm wechseln wollen. Wer da stärker auf wen zugeht, ist aber nicht eindeutig auszumachen – die Anziehungskraft ist wohl gegenseitig ziemlich hoch.

Von Werner Müller

Schopfheim . Josef Haberstroh jedenfalls ist voll in seinem Element. Der 54-Jährige aus dem Hochschwarzwald ist in den 14 Tagen seit Bekanntwerden seiner Kandidatur schon warm geworden mit den Schopfheimern. „Ich habe unglaublich viel Entgegenkommen gespürt“, schwärmt er, der in Schopfheim werden will, was er seit neun Jahren in Breitnau schon ist: Bürgermeister.

Allen guten Begegnungen zum Trotz: „Das wird kein Spaziergang“, schwant dem parteilosen Kandidaten, den CDU und Freie Wähler unterstützen. So sehr er den Kontakt mit den Menschen auch sucht und genießt, „auf Stimmenfang“ sieht er sich ganz bewusst nicht. „Eine Mehrheit allein reicht nicht, es muss für mich auch mit den Menschen passen“.

Insofern fühlt sich der studierte Forstwirt in der Markgrafenstadt schon pudelwohl und sieht sich in den Eindrücken von seinem allerersten Besuch in der Stadt bestätigt. Nachdem ihn die CDU über Dritte wegen einer Kandidatur angefragt hatte, machte Haberstroh an einem Wochenende einen Abstecher nach Schopfheim – „und da war’s um mich geschehen, es hat alles gepasst“, erinnert er sich.

Gleichwohl: Der Schritt von Breitnau nach Schopfheim sei ein „Quantensprung“, weiß er nur zu gut: „Das ist alles mal zehn.“ Dass die Markgrafenstadt – kommunalpolitisch gesehen – überdies als ein eher schwieriges Pflaster gilt, ficht ihn nicht an, im Gegenteil. „Gerade solche Aufgaben reizen mich“, beteuert Haberstroh, der es als eine seiner Stärken

Schritt nach Schopfheim ist ein „Quantensprung“

bezeichnet, den Mitmenschen stets respektvoll zu begegnen und sich gut in sie hineinversetzen zu können. Dass er als Schwarzwälder auch des Alemannischen mächtig ist, kommt ihm dabei durchaus zugute.

Mit Kritik, auch scharfer, umzugehen, bereitet ihm nach eigenen Worten kein Problem. „Das betrifft mich ja nicht als Person, sondern gilt dem Amt“, findet er und erklärt, dies habe er in den neun Jahren als Rathauschef in Breitnau durchaus gelernt.

Haberstroh sieht sich selbst als „Bürgermeister mit Leib und Seele“ und als „Schaffer“, der gerne etwas auf die Beine stellt. Für die Zukunft von Schopfheim hat er nach zwei intensiven Wochen voller Gespräche mit Bürgern, Vertretern von Vereinen, sozialen und gewerblichen Einrichtungen sowie zahlreicher Besuche in den Firmen schon ziemlich klare Vorstellungen.

„Das Wohl und Wehe der Stadt hängt von gesunden Betrieben ab, die Gewerbesteuer zahlen und Arbeitsplätze bieten“, betont der Kandidat und schlägt zugleich den Bogen zu den städtischen Finanzen. In Anbetracht der „sportlichen“ Investitionen in den kommenden Jahren gelte es „sehr gut hauszuhalten“, betont Haberstroh, zumal Schulcampus und andere Großprojekte die Reserven „auffressen“. Im Falle seiner Wahl werde er deshalb das Kosten-Controlling „zur Chefsache“ erklären, verspricht er.

Grundsätzlich wolle er „die Marke Schopfheim stärken“, so Haberstroh weiter. In der Altstadt, der Landschaft, der Gastronomie, in den Ortsteilen und in den florierenden Unternehmen stecke ungeheuer viel Potenzial, auch im Tourismus könne die Stadt „noch wesentlich mehr“ erreichen. „Schopfheim kann ein Leuchtturm werden im Landkreis und darüber hinaus“, ist Haberstroh überzeugt. Das stärke nach innen die Identifikation der Bürger mit dem Gemeinwesen und mache die Stadt nach außen noch attraktiver.

Ein Bürgermeister könne zwar „unglaublich viel gestalten“, glaubt Haberstroh. Dennoch brauche es in diesem Amt „ein großes Maß an Demut“ und an Fingerspitzengefühl. Zwar müsse ein Stadt-oberhaupt durchaus „Führung“ zeigen, doch alleine bewirken könne er gar nichts.

„Ich muss die Menschen von dem begeistern, von dem ich begeistert bin“, so lautet sein Wahlspruch. Insofern habe er „großen Respekt“ vor der Aufgabe in Schopfheim, die er aber als christlich geprägter Mensch optimistisch und mit „gesundem Gottvertrauen angehen will. Mit diesem Grundsatz sei er in seinem bisherigen Leben schließlich ganz gut gefahren.

Eine Sache ist für Josef Haberstroh indes schon jetzt sonnenklar: Sollten ihn die Schopfheimer im Oktober tatsächlich zu ihrem neuen

Schopfheim kann ein „Leuchtturm“ werden

Bürgermeister wählen, wird er selbstverständlich einer von ihnen. „Ich bin dann ganz da“, betont der Kandidat. Er werde natürlich seinen Wohnsitz umgehend nach Schopfheim verlegen. Schon jetzt suche er vorsichtshalber und „unverbindlich“ nach einer geeigneten Wohnung.

Josef Haberstroh, geboren am 18. März 1964 in Villingen, verheiratet, drei erwachsene Töchter

Abitur am Wirtschaftsgymnasium Furtwangen

Studium der Agrarwissenschaften in Hohenheim

Studium an der Fachhochsachule für Forstwissenschaft in Rottenburg a. N.

Büroleiter beim Staatlichen Forstamt in Kirchzarten

Bürgermeister in Breitnau seit September 2009

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