Schopfheim Eine Kreuzfahrt expressiver Klänge

Markgräfler Tagblatt

Musikverein Fahrnau: Frühlingskonzert führte hinaus aufs weite Meer: Schiffbruch in Noten gepackt

Schiffe versenken auf der Stadthallenbühne - dieser akustischen Herausforderung nahm sich der Musikverein Fahrnau beim Frühlingskonzert an. Und tatsächlich ließ das Orchester den Luxusliner „American“ vor aller Ohren Schiffbruch erleiden.

Von Ines Bode

Schopfheim. Das grandiose Werk von José A. Pina entstand erst 2017 und fand schon viel Resonanz. Höchst anspruchsvoll näherte sich der Spanier der „true story“, packte sie in Noten, nannte sie „Ghost Ship“. Letztlich sollte der Dampfer zweigeteilt nahe den Kanaren stranden.

Die Fahrnauer gewährtem ihm zunächst eine majestätische Fahrt durch den Atlantik. Stolz kreuzte er die See, was die Tonschilderung klar suggerierte, bis effektvolle Misstöne und eine fragil-tragische Version des Leitmotivs auf Unheil deuten.

Zur Mitte hin wurde es spannend: Mit Tempo ging’s vorwärts, Staccato und Tonartwechsel drohen die Katastrophe an. Das Ensemble produzierte bestes apokalyptisches Getöse – derart hochexpressiv wirkte die Musik. Speziell gefordert waren Hörner, Oboe, Flöte und Schlagwerk. Einer Trainingseinheit statt einem Dirigat glich der Part des Kapitäns Gordon Hein.

Im Anschluss brandete Jubel auf, Respekt und Ergriffenheit lagen über dem Saal. Viel Projektionsfläche bot der Fantasie der Hörer auch das österreichische Auftaktstück „Dionysos“. Der Gott des Weines steige für eine schöne Maid vom Olymp, lasse Fäuste fliegen, um zu scheitern, dem Dorf reuig einen Weinberg zu stiften, wie Sprecher Gerald Blüss kund tat. Die kraftvolle „Satire“ punktete mit Fröhlichkeit in Noten, wilden Sequenzen und dynamischer Abwechslung. Auszüge des Musicals „Mozart“, startend mit gleichnamigem Intro, erreichten die Zuhörer, über den Marsch „Hier in Wien“, mündend im beherzten „Wie wird man seinen Schatten los?“. Bekanntlich litt „Amadeus“ unter väterlicher Tyrannei.

Die Frage, wie bekommt man einen rassigen Flamenco hin, stellte sich bei Queen‘s „Innuendo“. Eine knifflige Hymne, bei der Steve Howe von „Yes“ ran musste, um Brian May zu ersetzen. Es geht die Kunde, der Meister war dem Flamenco nicht gewachsen. Die Fahrnauer indes bestritten den Passus im Kollektiv, zudem mit imponierender Geschwindigkeit.

Als kongeniales Pendant erwies sich der Musikverein Wollbach um Leiter Oliver Hauser. Moderator Thomas Kuckuck verbreitete gute Laune, die Musiker entführten mit sattem Bigband-Sound in tiefste Swing-Ären.

Wollbacher Sängerinnen waren herausragend

Gekrönt wurde dies von exzellentem Gesang. Dank der Garde „Christina, Annuschka und Raija“ klang es, als seien Marylin Monroe und Amy Winehouse auferstanden. Der Mann am Mikro, Alexander Gottstein, erwies sich indes als trefflicher Imitator von Holly Johnson, Robbie Williams und Co.

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