Schopfheim Enkenstein künftig vor Fluten geschützt

Gerald Nill
Der Blick von oben zeigt Dimensionen und Verlauf der Baumaßnahme. Foto: zVg//Planungsgruppe Leppert

Das Vier-Millionen-Projekt zum Hochwasserschutz in Enkenstein ist fertiggestellt.

Wer die Bilder der Jahrhundert-Überschwemmung von Enkenstein im Februar 1999 gesehen hat, vergisst sie nicht. Beim Ortstermin zur Fertigstellung eines Verteilers zum Hochwasserschutz murmelte der Gresger Bach friedlich dahin. Doch die nächste „Wasser-Bombe“ kommt bestimmt.

„Sinnvoll angelegtes Geld“

Von „sinnvoll angelegtem Geld“ sprach denn auch der Technische Beigeordnete Thomas Schmitz anlässlich der Fertigstellung des Vier-Millionen-Projektes. Er erinnerte anden zweitägigen ergiebigen Regen und an den damals steinhart gefrorenen Boden – eine unheilvolle Mischung. Unvorstellbare Fluten schossen durch den ganzen Ort und richteten großen Schaden an. Schmitz verschwieg aber auch nicht die teils heftigen Reaktionen einiger Anwohner während der Bauphase: Ein Teil des Orts war zeitweilig von der direkten Zufahrt zur Ortsdurchfahrt abgeschnitten. Der daraus resultierende Unmut führte zu nachhaltigen Verwerfungen innerhalb des Dorfes.

Moderate Belastung

Planer Daniel Leppert deutete an, dass die Belastungen noch viel schlimmer hätten kommen können, wenn man nicht ein Grundstück erwerben und eine Umgehungsstraße hätte bauen können. „Dann hätte eine eineinhalbjährige Durchfahrtssperre in Enkenstein gedroht.“ Der Ort wäre während der Bauzeit sogar dreitgeeilt und das Kleine Wiesental quasi abgeschnitten gewesen. Doch es kam zum Glück anders.

Die Historie skizzierte Remko Brouwer vom Tiefbauamt. Bereits Anfang 2000 habe die Stadt erste Planungen aufgenommen, dann aber den Hochwasserschutz an der großen Wiese priorisiert. Erst 2021 erfolgten der Planfeststellungsbeschluss und die Förderanträge für Enkenstein. Insgesamt 2,85 Millionen Euro schoss das Land an Fördermitteln zu, so dass 1,2 Millionen Euro an der Stadt hängen blieben.

Im Kostenrahmen

Dass die Baukosten während der zweijährigen Bauphase lediglich um zehn Prozent über den Plankosten lagen, wertet die Stadt als Erfolg, zumal es eine fünfmonatige Zwangspause am Bau aufgrund von unvorhergesehenen Grundstücksverhandlungen gab.

Das Bauwerk sehen alle Beteiligten als gelungen an. Bei einem alternativ erwogenen Regenrückhaltebecken hätten die Kosten über 10 Millionen Euro gelegen. Leppert erklärte kurz das simple Prinzip der „Abwasserweiche“, ein Betonbauwerk direkt am Ortseingang, wo der Gresger Bach aus dem Wald kommt. Bei normalem Wasserstand plätschert das Gewässer weiter in seinem alten Bett. Bei Hochwasser strömen die überschüssigen Mengen über ein Mäuerchen in eine 340 Meter lange Röhre, den Bypass. Er unterquert das Dorf und gibt die Wassermassen auf einer Weide nahe der Kleinen Wiese frei, wo sie keinen Schaden anrichten können.

Unmut und Verständnis

Schmitz dankte ausdrücklich Ex-Ortsvorsteherin Eva Brutschin für die Rückendeckung. Sie hatte den Ärger der Bürger abbekommen, als die Dorfmitte wegen der Arbeiten gesperrt werden musste und es zu unvermeidlichen Beeinträchtigungen kam. In der Folge verzichtete Brutschin entnervt auf eine erneute Kandidatur zur Ortvorsteherin. Das meiste Verständnis brachten noch diejenigen Anwohner auf, die hautnah von den Arbeiten betroffen waren. So wie die neue Ortsvorsteherin Karin Bernbach, die zwei Jahre mitten in der Baustelle saß und sich voll des Lobes über die emsigen und freundlichen Bauarbeiter der heimischen Baufirma äußerte.

Nächste Baustelle steht an

Die eine Baumaßnahme ist beendet, da droht die nächste, denn die Kreisstraße wird im kommenden Jahr saniert. Wie bereits in Langenau erhält die Straße eine neue Fahrbahndecke und neue Bushaltestellen. Karin Bernbach zeigte auf die Holztransporter, die während des Ortstermins über den Gresger Weg aus dem Wald rollen. Ihr Wunsch wäre es, dass die Straße ebenfalls gemacht werde. Dieser kann erfüllt werden, bestätigte Thomas Schmitz. „Die Sanierungsmaßnahme ist inklusive Strom und Wasser auch nach der Haushaltsdebatte noch drin“, versicherte der Technische Beigeordnete. Das bedeutet nochmal „ein paar Millionen Euro für Enkenstein.“ Bernbach abschließend: „Da wären wir sehr glücklich.“

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