Schopfheim „Enorme Bereicherung für die Stadt“

Christoph Schennen
Der Bücherschrank ist wieder geöffnet: Bürgermeister Harscher (Mitte) dankte den Ehepaaren Birgit und Henning Uhlich (links) sowie Evi und Max Schwörer, die die Einrichtung betreuen.                                                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Christoph Schennen

Bücherschrank: Das informative Stadtmöbel besteht seit fünf Jahren und ist nach Corona wieder geöffnet

Seit zwei Wochen macht der Offene Bücherschrank seinem Namen wieder alle Ehre. Er war seit Mitte März für vier Monate aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Für Birgit Uhlich war das kein Problem. „Wir hatten Ferien von dem Schrank“, sagt sie.

Schopfheim. Die Schopfheimerin betreut mit ihrem Mann Henning sowie Evi und Max Schwörer den Schrank seit seiner Eröffnung im März 2015. Nun ist die Auszeit zuende, und die vier Senioren sind wieder mit voller Tatkraft dabei, den Schrank auszuräumen, um ihn zu säubern, um Ordnung ins Chaos zu bringen und um ihn mit neuen Büchern zu bestücken.

„Früher sind wir zum Einkaufen über die Bahnhofstraße gefahren, heute fahren wir wegen des Schranks über die Hauptstraße und haben unsere fahrende Bibliothek dabei“, erzählt Birgit Uhlich. Immer wieder ärgern sich die Bücherpaten, dass der Schrank zur Entsorgung von Uraltbüchern, Spielzeug, VHS-Kassetten, DVDs oder alten Schallplatten genutzt wird. „Wir haben auch schon Sonnenbrillen, Fahrradschlösser und alte Liftkarten und Telefonbücher in ihm gefunden“, so Birgit Uhlich.

4000 Bücher in die Innenstadt gebracht

Mancher meint auch, religiöse, politische oder Schul- und Fachbücher in den Schrank stellen zu müssen. Aber die sind ausdrücklich nicht erwünscht. Was fehlt, sind Kinderbücher. Sie werden im untersten Fach aufbewahrt. Verschmutzte Bücher bringt Max Schwörer zu einem Mann nach Fahrnau, der sie aufbereitet, sammelt und sie anschließend an das Kolpingwerk weitergibt.

„Wir haben seit 2015 über 4000 Bücher hierhergebracht und in den letzten zwei Wochen allein 150 Bücher“, sagt Max Schwörer. Festgestellt hat er, dass die Pandemie dazu geführt hat, dass mehr Bücher entliehen werden. Der Lesestoff, der in den letzten fünf Jahren im Bücherschrank zirkulierte, stammt unter anderem aus sechs Haushaltsauflösungen. Für Verdruss sorgen die Diebstähle, auch wenn sie laut Henning Uhlich weniger geworden sind.

Gutscheine für Bücherpaten

Bücher werden dem Schrank entnommen und auf dem Flohmarkt oder im Internet verkauft.

Die Ehepaare kennzeichnen den Lesestoff zwar als unverkäufliches Eigentum. Das hält viele aber nicht davon ab, aus den Büchern Kapital zu schlagen.

Die Stadtverwaltung weiß das unentgeltliche Wirken der Bücherpaten zu schätzen. Am Donnerstag überreichte Bürgermeister Dirk Harscher den beiden Ehepaaren einen Gutschein.

„Der Bücherschrank funktioniert nur mit ihrem Engagement. Wenn sich keiner um ihn kümmert, verwahrlost er“, erklärte der Verwaltungschef. Er hält den Standort für das informative Stadtmöbel für optimal: „Viele Leute nehmen sich Bücher, setzen sich auf eine Bank am Lindenplatz und lesen dann darin.“ Max Schwörer stimmt ihm zu: „Der Bücherschrank ist eine enorme Bereicherung für Schopfheim, das Interesse ist riesengroß.“

Bei so viel Ärger über Literaturfans, die sich nicht an Regeln halten, mag man denken, es gebe nichts Erfreuliches. Mitnichten ist das so. Birgit Uhlich sagt, dass sich viele bei ihnen bedanken und mitteilen, dass es der schönste Schrank in der Umgebung sei.

„Wir hatten schon nette Gespräche mit den Benutzern“, sagt Henning Uhlich. „Inklusive Blumenstrauß“, ergänzt seine Frau.

Der regelmäßige Bücherschrankausleiher wird bestätigen, dass der Bücherschrank immer blitzblank sauber ist. Andere Gemeinden würden sich freuen, wenn sie so engagierte Bücherpaten hätten.

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