Schopfheim Erinnerung an Familie Auerbacher

Markgräfler Tagblatt
Vor diesem Haus in der Wallstraße, in dem die Familie Auerbacher lebte, werden die drei Stolpersteine verlegt.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Foto: Petra Martin

Initiative Wiesental: Am 20. Oktober findet die Verlegung von drei Stolpersteinen in der Wallstraße statt

Am Mittwoch, 20. Oktober, findet um 9 Uhr die würdevolle Verlegung der Stolpersteine für Bella, Wilhelm und Melitta Auerbacher in der Wallstraße 5 statt, in dem die jüdische Familie einst lebte.

Schopfheim (ma). Bella Auerbacher, 1903 in Kippenheim geboren, wohnte seit 1906 in Schopfheim. 1940 wurde sie nach Gurs deportiert, dann in Drancy interniert. Bella Auerbacher wurde in Auschwitz ermordet.

Wilhelm Auerbacher, 1897 in Kippenheim geboren, war in Schopfheim als Viehhändler tätig. 1938 befand er sich in „Schutzhaft“ in Dachau, 1940 flüchtete er in die USA und kam mit seiner Ehefrau Melitta in Ellis Island an. 1942 wurde er zwangsenteignet. 1947 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft, er starb 1962. Das Ehepaar Wilhelm und Melitta Auerbacher lebte in Missouri.

Ehefrau Melitta Auerbacher, geborene Bloch, wurde 1906 in Ihringen geboren, auch sie erhielt nach der Flucht die amerikanische Staatsbürgerschaft. Vermutlich heiratete sie noch ein zweites Mal, wie die Recherche der Initiative „Stolpersteine Wiesental“ ergeben hat.

Bei der Verlegung der Stolpersteine in Schopfheim, die auf das ehrenamtliche Engagement dieser Initiative zurückgeht, wird Künstler Gunter Demnig anwesend sein. Für die Stadt wird Beigeordneter Eddi Mutter zugegen sein, außerdem sind Schüler vom Theodor-Heuss-Gymnasium und Andreas Wäldele (Musik) mit von der Partie. Im Anschluss gibt es Kaffee und Kuchen, die Möglichkeit zum Austausch und einen Ausblick auf die Recherche zur Verlegung weiterer Stolpersteine.

Gunter Demnig hält Vortrag in der alten Kirche

Bereits am Vortag, am Dienstag, 19. Oktober, ist um 19 Uhr ein Vortrag von Künstler Gunter Demnig „Stolpersteine – Spuren und Wege“ mit anschließender Diskussion in der alten Stadtkirche St. Michael. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für das Stolpersteinprojekt wird gebeten. Demnig hat seit dem Jahr 2000 mehr als 80 000 Stolpersteine in Deutschland und 26 weiteren Ländern verlegt.

Es geht um ein lebendiges Erinnern, wie die Stolperstein-Initiative betont, eine Sensibilisierung dafür, dass an dem Ort, an dem die Stolpersteine verlegt sind, Menschen wohnten, denen Freiheit, Besitz und Heimat entrissen wurde – und meist auch das Leben.

Die Stolpersteinverlegung in Schopfheim fällt zusammen mit einem besonderen Datum: In diesem Jahr kann auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zurückgeblickt werden. In Schopfheim fand jüdisches Leben im Jahr 1607 erste Erwähnung.

Im 19. Jahrhundert erfolgte ein vermehrter Zuzug. Zwischen 1925 und 1940 lebten abwechselnd zwischen 23 und 40 jüdische Bürger in der Markgrafenstadt, wie die Stolperstein-Initiative Wiesental weiter informiert, die in Archiven, darunter auch im Stadtarchiv, im Blauen Haus Breisach, eine Gedenk- und Bildungsstätte für die Geschichte der Juden am Oberrhein, in der digitalen Datensammlung von Yad Vashem, der Jerusalemer Gedenkstätte, die an die Judenvernichtung erinnert, und im Tagebucharchiv in Emmendingen aufwändig recherchierte.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden in Baden mehr als 6500 jüdische Bürger deportiert, aus dem Landkreis Lörrach waren es 62, davon neun aus Schopfheim. Der Großteil der Menschen starb entweder schon auf dem Transport oder im Lager Gurs unter katastrophalen Bedingungen oder wurde 1942 über das Zwischenlager Drancy, 20 Kilometer nordöstlich von Paris gelegen, in die Vernichtungslager nach Osteuropa gebracht und dort ermordet – so wie auch Bella Auerbacher aus der Wallstraße 5.

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