Schopfheim Eruptive Ausbrüche, Härte und Glut

Markgräfler Tagblatt
Ein beachtliches Debütkonzert gab das Atreus-Trio um den Schopfheimer Geiger Gregor Hänssler in der voll besetzten Fahrnauer Agathe-Kirche.                                                                                                                    Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Atreus-Trio: Expressiv und explosiv: Ausdrucksstarkes Konzert des Atreus-Trios in St. Agathe

Mit jugendlichem Elan gab das junge Atreus-Trio um den Schopfheimer Geiger Gregor Hänssler sein Debüt in der voll besetzten Agathe-Kirche und überzeugte musikalisch auf Anhieb.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim-Fahrnau . Selten ist es, dass in Konzertprogrammen Neue Musik auftaucht, allenfalls als Alibistück. Die an zentraler Stelle in der Programmmitte stehende Komposition des Karlsruhers Wolfgang Rihm war das spannendste und aufregendste Stück des Abends: „Fremde Szene 1“, zehn Minuten höchst expressive Musik.

„Aus kalten Intervallen den heißen Klang suchen“, hat Rihm, einer der bekanntesten und meistgespielten zeitgenössischen Komponisten, über seinen im Untertitel „Versuch über Klaviertrio“ genanntes Werk geschrieben. Das Stück setzt ein Klangzeichen, ist wie „Feuer in Eis“. Und so haben es Viktor Jugovic (Klavier), Gregor Hänssler (Violine) und Samuel Niederhauser (Cello) auch gespielt, drei Musikstudenten der Zürcher Hochschule der Künste, die als neu gegründetes, festes Klaviertrio schon in kurzer Zeit bei Wettbewerben beachtliche Erfolge und Preise erzielt haben.

Wie sie bei Rihm die extremen Kontraste, die sich verdichtende Dramatik, Cluster und die eruptiven Ausbrüche darstellen, das war packend und hatte Biss. Das Publikum war von diesem ebenso kontrollierten wie spontanen Ensemblespiel begeistert. Also nicht nur von der expressiven Ästhetik der Musik, sondern ganz besonders von der durchschlagenden Energie der drei Jungmusiker, ihrem frischen Blickwinkel, ihrer direkten Gestik und subjektiven Klanggestaltung zwischen Härte und Glut.

Der spannendste Moment war gegen Ende, wo das Klavier mit stählern hämmernden „martellato“-Klängen äußerst perkussiv den Höhepunkt herbeitrommelt. Hänssler und seine beiden Mitstreiter machen klar, dass Leidenschaft und Emotion dieses Rihm-Stück treibt, und zwar hin zu einer Explosion, wo am Kulminationspunkt fast nur noch Lärm ist. Beeindruckend, dieses kreative Kraftwerk namens Atreus.

„Erholung“ war dann nach der Pause bei einem von Schuberts bekanntesten Kammermusikwerken angesagt, in dem eher heiter-lyrischen Grundton des B-Dur-Klaviertrios. Aber auch das spielen die Drei intensiv, vor allem den Kopfsatz, energisch und risikofreudig. Hänssler mit flexibler Tongebung an der Geige, Niederhauser ausdrucksvoll am Cello und Jugovic mit glasklar artikuliertem Anschlag am Flügel.

Auch in ihrem Bekenntnis zur Musik der Romantik imponiert der direkte Zugriff, die Ausdrucksintensität. Man muss schlicht zur Kenntnis nehmen, dass dieses neu formierte Klaviertrio so musiziert, als würde es nicht erst seit 2018, sondern viel länger zusammenspielen. Sie scheinen wirklich sehr gut zueinander zu passen.

Am Beethoven-Jahr kommen auch diese drei eminenten Nachwuchskünstler nicht vorbei. Zu Beginn ihres Programms stellten sie sich im Klaviertrio op.1, Nr. 2 mit einem präzise ausgehorchten Beethoven, kraftvollem Spiel und organischem Ineinander der Einzelstimmen vor – allein das eine hervorragende Ensembleleistung.

Was aber nichts daran änderte, dass als spektakulärstes Werk die Klangschöpfung von Wolfgang Rihm, der hörbar schon ein „Klassiker“ der Moderne ist, nachhaltig im Ohr blieb. Mit dem Atreus- Trio wird noch zu rechnen sein. Das Debütkonzert lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Wenn man diese jungen Leute hört, wird einem nicht bang um die Zukunft der Kammermusik.

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