Schopfheim „Es geht um das richtige Maß“

Markgräfler Tagblatt

BUND: Erlebnisprogramm „Dinkelberg erleben“ führte auf den Hof Dinkelberg in Wiechs

Biolandwirtschaft, inklusive Arbeitsplätze für Menschen mit Assistenzbedarf, ein florierender Direktbetrieb in Gestalt der „Dreiland-Biokiste“ und eine Unternehmensform: In einer so engagierten wie ausgiebigen Hofführung informierte Betriebsleiter Markus Hurter am Samstag über den Demeterbetrieb „Hof Dinkelberg“ im Schopfheimer Ortsteil Wiechs.

Von Anja Bertsch

Schopfheim-Wiechs. Adressat der Ausführungen war ein gutes Dutzend interessierter Hofgänger aus dem ganzen Landkreis, die im Rahmen des BUND-Programmes „Dinkelberg erleben“ den Weg nach Wiechs gefunden hatten. Hinein in Rinderstall, (Gemüse-)Rüstküche, und sonnenhitzigen Folientunnel (Probiertomate pflücken ausdrücklich erlaubt); das Schmatzen der Schweine im Ohr, den mächtigen Misthaufen direkt vor der Nase und in der Ferne die Weiten des Dinkelbergs vor Augen, bekamen die Besucher einen sprechenden Eindruck von Konzept und Praxis dieses Betriebes, den eine Initiativgruppe vor 14 Jahren mit der Zielsetzung einer „sozialen Landwirtschaft“ am Standort eines seit langem bestehenden Bauernhofes neu begründete, um hier eine zukunftsfähige Landwirtschaft aufzuziehen.

Von der Gründung weg sei es den (eben nicht über familiäre Bande, sondern über die Zielsetzung verbundenen) Betreibern um die Frage gegangen, wo die Aufgaben der Landwirtschaft heute liegen, wo es – zumindest in den hiesigen, hochzivilisierten Gefilden – nicht mehr primär um die Lebensmittelproduktion gehe, erläuterte Hurter.

Als elementaren Aspekt unter dieser Perspektive führte Hurter die soziale und psychohygienische Funktion der Landwirtschaft an. Das bezieht sich speziell auf die etwa 25 Mitarbeiter mit Assistenzbedarf (unter ihnen die Bewohner des Markus-Pflüger-Heimes), die in den inklusiven Arbeitsplätzen rund um den Gemüse- und Tierbetrieb des Hofes eine erfüllende Tätigkeit finden.

Die gesundende Wirkung einer solchen Tätigkeit in und mit der Natur verfange aber ebenso bei jedem anderen Menschen, zeigt sich Hurter überzeugt – um so wichtiger in der heutigen, hoch technisierten Gesellschaft, in der gerade noch zwei, drei Prozent der Menschen überhaupt in der Natur tätig sind. „Jeder Mensch braucht die Beziehung zur Erde. Bei der Arbeit in der Natur erlebt man den unmittelbaren Sinn seiner Tätigkeit.“ In diesem Sinn heißt der Hof Dinkelberg Schulen und Kindergärten auf dem Hof willkommen, bietet Praktikumsplätze und Aufenthalte für Menschen, die ihre Leben wieder „erden“ wollen. Weitere wichtige Orientierung bei Arbeit und Ausrichtung des Hofes war und ist die Frage, wie die Landwirtschaft wirtschaftlich und ökologisch zukunftsfähig gestaltet werden kann, erläuterte Hurter: „Wir verstehen uns als Experimentierfeld“.

Dazu gehört eine Teilhaber geführte Betriebsform mit engagierten Angestellten, die den Betrieb, und den Beruf des Landwirts von seiner schicksalhaften Bindung an ererbte (und sich oftmals auflösende) Familientraditionen löst und ihn damit für die Zukunft aufstellt. Nachgerade selbstverständlich war den Gründern mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit die Umstellung - des bereits vorher bestehenden Bauernhofes - auf Biolandwirtschaft: „Ziel ist es, dass der ganze Betrieb sich aus sich selbst heraus versorgt“, formuliert er das nachhaltige Grundprinzip, das in lokalen Kreisläufen und Gleichgewichten denkt.

Als tierisches Beispiel für ein solches Gleichgewicht diente hier die Tierhaltung: Nur so viele Rinder halten, wie das Weideland ohne Futterzukauf ernähren kann. Und nur soviel Land bewirtschaften und nur so viel Ertrag anvisieren, wie der Mist der eigenen Rinder ohne fremde Zusätze auch düngen kann. „Es geht um das richtige Maß“, so Hurter.

Nächste Veranstaltung im Rahmen des BUND-Erlebnisprogramms: „Kleine Wanderung mit dem Förster durch Wald und Feld“ am Samstag, 25. August; Treffpunkt um 13.30 am Gemeindezentrum Eichsel. Nächste Veranstaltung hier: „Wanderung von Kürnberg nach Hasel“ am Samstag, 15. September, von 12 bis 17.30 Uhr (mit Besichtigung der Hasler Höhle). Treffpunkt am Busbahnhof Schopfheim, Haltestelle 7308 Richtung Gersbach.

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