Buchensterben im Entegast „Es sieht grauenhaft aus“

Gerald Nill

Buchensterben: Dramatische Entwicklung am Entegast und anderswo / Förster schlagen Alarm

Schopfheim/Wiesental - Der Zustand der heimischen Buchen hat sich teilweise dramatisch verschlechtert. In bestimmten Lagen wie dem oberen Entegast ragen nur noch die dürren Skelette abgestorbener Baumriesen in den Himmel. Das Ausmaß der Schäden alarmiert selbst die Experten aus dem Forst. 

„Der Entegast ist im Vorjahr dadurch aufgefallen,  dass sich das Laub der Buchen schon früh im Jahr braun färbte“, erinnert sich Förster Sven-Hendrik Wünsch. Die spannende Frage sprach seinerzeit Stadtförster Andreas Niefenthaler aus: „Die Buche ist relativ robust und kann ein extremes Jahr verkraften. Aber ob sie sich nach drei Dürrejahren in Folge von Hitze und Wassermangel erholen kann?“ 

Die heimischen Förster holten sich seinerzeit sogar Rat bei den Experten der forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg. Diese gaben nach einem Ortstermin am Entegast die Buchen noch nicht auf,  wie sich Wünsch erinnert.

Umso mehr schockt die aktuelle dramatische Entwicklung auf dem Schopfheimer Hausberg gerade bei den teilweise schon über 100 Jahre alten Buchen, die angesichts des rasanten Klimawandel mit den neuen Lebensbedingungen nicht mehr klarkommen.

„Dieses Jahr sieht es grauenhaft aus“, kommentiert Wünsch die Situation mit drastischen Worten. Fast alle alten Buchen auf der Kammlage des Entegasts haben stark ausgelichtete Baumkronen oder sind bereits komplett abgestorben. „Sofern die Buchen nicht im dichten Bestand stehen, sieht es sehr schlecht aus“, urteilt Sven-Hendrik Wünsch. Wo sie exponiert und relativ allein stehe, werde die Buche absterben. „Das ist nicht zu leugnen.“ Die Frage sei nur noch: „Wie viele Buchen sterben und wie schnell?“ Auch andernorts in der Region lichten sich Baumkronen der Buchen auffallend. 

Bei der Ursachenforschung landet man sofort beim Klimawandel. Die letzten drei Jahre waren im Schwarzwald von einem „Steppenklima“ gekennzeichnet. Nicht einmal im Winter konnte der fehlende Niederschlag wettgemacht werden.

„Die Menge von 400 Litern Wasser, die große Buchen täglich benötigen, steht seit Jahren nicht mehr zur Verfügung“, erläutert Wünsch. Dieses Jahr sei zwar nass genug. Aber für die Buchen komme der Regen offenbar zu spät, zumal der Förster noch im Frühsommer feststellte, „dass die oberen Bodenschichten zwar mit Wasser gesättigt sind, es in den unteren Schichten aber noch immer trocken ist.“ Die Buche ist ein Tiefwurzler. 

Folgt die Buche dem Schicksal der Fichte? Das wäre dramatisch. Denn im Gegensatz zur Fichte ist die Buche ein einheimischer Baum und sie würde den Schwarzwald klar dominieren. „Wenn der Mensch nicht eingreifen würde, hätten wir zu 95 Prozent Buchenwälder“, so der Förster. Nur in den höchsten Lagen könnte die Weißtanne mit der Buche mithalten. Aktuell mache die Buche, der neue Sorgenbaum, in Maulburg  65 Prozent des Bestandes im Wald aus, in Hausen und Schopfheim rund 50 Prozent.

Buche bindet CO2 und speichert Feuchtigkeit

Diese „Klimaxbaumart“, wie er sie nennt, sei in vielerlei Hinsicht wichtig, betont Wünsch. Wirtschaftlich sei die Buche für Brennholz, Möbel- und Parkettholz bedeutsam. Sie produziert nicht nur

Sauerstoff und bindet CO2, sie speichert auch Feuchtigkeit und beugt der Erderwärmung vor.  Sollte diese Baumart großflächig sterben, könnte sich ein Teufelskreis entwickeln, der das Mikroklima des Schwarzwalds gravierend beeinträchtigt.

„Die Buche ist unser wüchsigster Baum, sie setzt sich gegenüber anderen Baumarten und Sträuchern durch und dominiert eigentlich unsere Wälder“, sagt auch Markus Wursthorn, BUND-Vorsitzender. Gegen Hitze und Trockenheit seien aber Eichen, Linden und Ahörner resistenter.  „Zwar ist die Buche gegen Hitze und Trockenheit nicht so empfindlich wie die Fichte, sie gerät aber jetzt, da sich unser Klima imer mehr dem mediteranen annähert, an ihre Grenzen“, so Wursthorn.

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