Schopfheim Es sprach sogar die Kanzlerin

Markgräfler Tagblatt

VHS: „Lange Nacht“ zum Jubiläum stößt auf große Resonanz / Riesenprogramm spiegelt Vielfalt wieder

Reges Kommen und Gehen herrschte am Freitag in der Kulturfabrik anlässlich der bundesweit initiierten „Langen Nacht der Volkshochschulen“ - ausgelobt wegen des 100-jährigen Bestehens der Bildungseinrichtungen für alle Menschen.

Von Ines Bode

Schopfheim. Örtlich bot sich gar eine Spezialausgabe, da sich die VHS Schopfheim mit der Musikschule Mittleres Wiesental zusammentat. Motto: „Kurs – Klang – Kunst: Kulturfabrik by Night“. Und tatsächlich fanden sich Zuhörer, die noch zu vorgerückter Stunde den Darbietungen angetan folgten.

Harmonische Jazzklänge und fremdländischen Tanz gab’s bei der lauschigen Abschluss-Lounge, wie überhaupt das multikulturelle Leben der Stadt den Ablauf bestimmte.

Eröffnet wurde das fünfstündige Programm ebenfalls mit Musik und Tanz. Ein mutiges Mädchenquartett zeigte ganz „happy“ sein Können, ebenso wie die jungen Schlagzeuger, deren betagter „Peter Gunn“-Kracher zum passenden Aufwärmer geriet.

Es folgte ambitionierter Tanz aus dem Orient, bei dem natürlich Bauch präsentiert wurde. Dann fanden sich alle vor dem Gebäude wieder, denn es ging um das Straßenkind namens Hip-Hop. Freude pur zeigten die Mienen der gelenkigen Akteure, denen hörbarer Beifall galt.

„Wichtiger Baustein der Bildungslandschaft“

Der Auftakt der Redner oblag VHS-Leiterin Katrin Nuiro, die wiederum per Video die Bundeskanzlerin zu Wort kommen ließ. Angela Merkel wünschte der „großen VHS-Familie“, die letztes Jahr neun Millionen Kursteilnehmer anlockte, „eine interessante und kurzweilige Nacht“.

Unterhaltsam gab sich auch Bürgermeister Dirk Harscher, „der gleich nach der Kanzlerin sprechen durfte“, und den lokal Beteiligten „höchste Anerkennung“ zollte. Die VHS sei ein wichtiger Baustein der Bildungs- und Kulturlandschaft, getragen von einem Personenkreis, dessen Gros „nebenher“ aktiv sei. Dem ganzen Team sei zu verdanken, dass es jährlich neu ein tolles Angebot gebe.

Während des offiziellen Auftakts liefen bereits die Aktivitäten in den Stockwerken an. Im Keller drehten sich auf beengtem Raum, aber mit intensiver Hingabe die Tanzpaare des Tangovereins. Eine Etage höher riefen die neuen Bilder der städtischen Galerie Bewunderung hervor.

Fünf Künstler des Kreisgebiets stellen bis Ende Oktober Fotografie und Malerei aus. Das Besondere ist laut Kuratorin Ruth Loibl, dass konkrete Erlebnisse, gesammelt im Schopfheimer VHS-Alltag, zur Entstehung der Werke führte. Es galt, „die Institution VHS individuell anzupacken“. Entsprechend klar manche Botschaft: „Hausmeister“ steht unter einem Bild, das den Tatkräftigen neben einem Stapel Stühle zeigt.

„Speak-Dating“ und Zungenbrecher

Noch eine Treppe höher waren fast alle freien Plätze der vier Tische besetzt und die Mitwirkenden ins Gespräch vertieft. „Speak-Dating“ hieß der Blitzsprachkurs. Ums Daten, sprich Näherkommen, ging es in einem der Themenbereiche bei Ligia Thiemann. Die spanische Dozentin freute sich über das Interesse seitens der Besucher, um ihnen etwa beizubringen, wie man jemand zum „Bebida“ (Getränk) einlädt oder gar die „Numero de Telefona“ ergattert.

Zur Frage, welches Wort selbst für Spanier schwierig sei, meint sie lachend: Hals-Nasen-Ohren-Arzt alias Cuello Narices Orejas Doctor. „Ein Zungenbrecher“.

Ums Sprachliche und darüber hinaus ums Kulinarische drehte sich alles bei Ruth Simons, die im Flur um die Ecke eine lange Tafel bestückte. Zuständig für die Integrationskurse, ordnete Simons Platten und Schüsseln voller Köstlichkeiten und amüsierte sich nebenbei über Parallelen. „Keik“ vermeldet ein Schild, das albanischen Nusskuchen anpreist, und klar dem englischen Cake entstamme – oder umgekehrt. Und der bosnische Strudel müsse doch mit jenem der österreichischen Nachbarn verwandt sein, meinte Simons. Viele ihrer Anvertrauten hätten gekocht und gebacken, bis auf ihre Männergruppe halt.

Just in diesem Moment näherte sich Deveni mit einem prächtigen deutschen Käsekuchen, fabriziert von der türkischen Frau Mama, wie der Überbringer strahlt. In der späten Bilanz, die Uhr läutet mittlerweile das Tagesende ein, berichtet Simons, das Büfett voller unbekannter Leckereien sei ruck-zuck verspeist worden.

Kuratorin Ruth Loibl zufolge ist der Austausch mit ihren Künstlern sehr geschätzt worden. „Total zufrieden“ zeigt sich VHS-Leiterin Katrin Nuiro, die Dank an Ingo Ganter von der Musikschule sendet. „Es war auch ein organisatorischer Kraftakt.“ Gefreut habe man sich über die breite Resonanz, darunter über politischen Besuch, etwa den der Stadträte.

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