Die nach dem Tod der Stifterin und Mäzenin Karin Benner mit Spannung erwartete Wiederaufnahme der Reihe „Klassik im Krafft-Areal“ begann mit einem Klavierrecital von Andrea Kauten zugunsten der Stiftungskonzerte.
inen fulminanten Klavierabend gab die ungarisch-schweizerische Pianistin Andrea Kauten als Benefizkonzert für die Reihe „Klassik im Krafft-Areal“. Die Zukunft der Reihe indes ist ungewiss.
Die nach dem Tod der Stifterin und Mäzenin Karin Benner mit Spannung erwartete Wiederaufnahme der Reihe „Klassik im Krafft-Areal“ begann mit einem Klavierrecital von Andrea Kauten zugunsten der Stiftungskonzerte.
Die künstlerische Leiterin spielte ein sehr anspruchsvolles Programm nonstop durch – ein pianistischer Kraftakt, der aber auch große Herausforderungen an die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer stellte.
Umso beeindruckender war die Gesamtleistung von Andrea Kauten, die an diesem Abend mit Bach, Beethoven, Schumann und Liszt ein Klavierrecital auf hohem spieltechnischem Niveau absolvierte.
Der Ton macht bekanntlich die Musik. Eine alte Binsenweisheit, aber bei Kauten ist es wirklich der markante Klavierton, der ihre Wiedergaben kennzeichnet, ja geradezu unverwechselbar macht: ein kraftvoller, intensiver, substanzreicher Ton, durchaus romantisch in der Anlage.
Vergleichsweise romantisierend fielen eingangs die Sechs kleinen Präludien von J.S. Bach aus, an die Kauten sehr plausibel Hand anlegte und zeigte, dass Bach durchaus auf dem modernen Flügel gespielt werden kann. Wie sie die Linearität des Bachschen Satzes umsetzte, war rhetorisch überzeugend.
Kautens Romantik-Stil ist meisterhaft, das weiß man, seit sie diese Reihe leitet und selber immer wieder in den alljährlichen Zyklen als Solistin auftritt. Ihre Technik ist ehrfurchtgebietend, ihr Liszt immer ein Ereignis der Sonderklasse. Auch wie sie Beethovens „Sturm“-Sonate modelliert, kräftig, aber nicht zügellos, das ist mitreißend und zieht den Zuhörer hinein in den Sog musikalischer Abläufe.
Souveränes Klavierspiel zeigt Kauten bei Schumann, von dem sie die 18 „Davidsbündlertänze“ ins Programm dieses Benefizkonzerts hievte. Nun sind diese „Davidsbündler“ nicht gerade Schumanns beliebteste Klavierstücke geworden und sie fordern eine gewisse Anstrengung und viel Konzentration beim Zuhörer. Geht es doch hier um einen sprunghaften Wechsel von poetischen kurzen Charakterstücken, mal liedhaft innig, mal stürmisch erregt, dann wieder balladesk oder träumerisch, humorvoll oder entrückt.
Die Interpretin muss diese schnell wechselnden Stimmungslagen in ihre Wiedergabe hineinpacken. Und das gelingt. Kauten kann die Innenspannung dieser farbigen Klavierminiaturen halten. Und sie war mit ihrem ganzen Elan, ihrer Begeisterung und ihrem Enthusiasmus bei der Sache, das hörte man und spürte man bei jedem Stück, bei jedem Ton.
Dass sich die ungarisch-schweizerische Pianistin danach noch zur Tastenlöwin mit Liszt-Pranke aufraffen konnte, um die Ungarische Rhapsodie Nr. 14 in ihrer virtuosen Herangehensweise mit Feuer, ungarischem Idiom und Tastenpower hinzulegen, das toppte den überwältigenden Eindruck dieses Klavierabends. Nach dieser Parforcetour konnte die glücklich erschöpfte Virtuosin keine Zugabe mehr geben.
Hoffen kann man nur, dass die Reihe trotz momentaner finanzieller Unsicherheiten der Stiftung weitergeht. Zwei weitere Konzerte in dieser Saison sind schon in trockenen Tüchern, ein Jazzkonzert und ein Liederabend. Das geplante Dezemberkonzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim liegt dem neuen Stiftungsvorstand besonders am Herzen. Aber die Lage scheint nicht ganz einfach und die Konzerte sind auch kein Selbstläufer.
Nächste Konzerte im Krafft-Areal: 13. Juli Helmut Lörscher Trio „Chamber Jazz Explorations“, 7. September Liederabend mit Daniel Johannsen und Schuberts „Winterreise“, 19 Uhr.