Schopfheim Fernöstliche Formen in Vollendung

Markgräfler Tagblatt
Der japanische Künstler Yoshio Kuriki in seiner Ausstellung im Museum der Stadt hinter einem seiner fernöstlich anmutenden Keramik-Eisen-Objekte.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kunstverein: Im städtischen Museum wurde die neue Ausstellung „Kaizen - Achtsam Erleben“ eröffnet

Was ist Liebe? Genau so schwierig zu definieren wie: Was ist Achtsamkeit? Achtsamkeit ist derzeit en vogue, ein Modewort, ein verhaltenstherapeutischer Hype, der in Ratgebern, Büchern und Videos en masse vorkommt. Achtsamkeit soll die Lebensqualität verbessern und Stress bewältigen.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Alle reden von Achtsamkeit. Aber Achtsamkeit in der Kunst? Yoshio Kuriki stammt aus Japan, wo Achtsamkeit stark in der Kultur verankert ist. Seine Ausstellung „Kaizen – Achtsam Erleben“ im Museum der Stadt trägt das Wort schon im Titel. Kuriki praktiziert Achtsamkeit in seinen dreidimensionalen Keramikwerken, Bildern und Zeichnungen.

Hinter diesen kunstvollen Arbeiten und einzigartig schönen Formen, die fernöstlich und meditativ wirken, steckt nach buddhistischer Lehre wohl auch das Ziel der Vollkommenheit. Doch man kann auch ganz unbefangen von solchen Lehren und ohne psychologische Achtsamkeitsübungen an die Arbeiten herangehen.

Fortsetzung der Familientradition

Der Künstler aus Nagoya, der 1950 in Seto City geboren wurde, hat dort seinen künstlerischen Werdegang an einer Kunsthochschule absolviert. Kurikis Vater war selber Keramikkünstler, seine Frau Kiyomi ist Malerin, er setzt also die Familientradition fort.

Für Galerist Yoshinari Taguchi, der dem Kunstverein Schopfheim dafür dankte, dass er die Gelegenheit geschaffen habe, die Werke von Kuriki in Deutschland zu sehen, gehören diese zur Minimal Art. Sie stellten eine Rückkehr zum Ursprung dar: „Sie sind Fine Art, aber haben auch die Einfachheit und das angenehme Gefühl der ursprünglichen Volkskunst“. Das liege an der Haltung des Künstlers, am Entstehungsprozess, der mehr den Tastsinn als das Konzept betone. Vielleicht hilft dieser Hinweis beim Betrachten.

Was man allerdings eher bemerkt, ist, dass sich Kuriki mit Alltagsgegenständen beschäftigt, die transformiert werden.

Dabei spielen Erinnerungsmomente eine große Rolle, die sich sowohl in der bevorzugten Materialkombination Ton und Eisen als auch in den Ölbildern feststellen lassen.

Die Künstlerin Christine Fausten, die den Kontakt zu Kuriki hergestellt hatte, sprach in ihrer Einführungsrede von der „Poesie der Erinnerung“.

Es sind vor allem Erinnerungen an die Jugend, an Tierformen wie das Euter einer Kuh, aber auch an religiöse Momente, Shinto-Rituale, Feste und Feiern, aber auch an japanische Musikinstrumente.

Ebenso zeigt sich in Kurikis Arbeiten der Respekt vor der Natur.

Ein Alleinstellungsmerkmal sind die Materialien, denn wann hat man je eine solche Verbindung von weißer Keramik und Eisenelementen gesehen?

Asiatisch wohltuende Harmonie

Diese Gegensätzlichkeit der Werkstoffe bringt Kuriki in eine asiatisch wohltuende Harmonie. Er verwendet Ton aus seiner Geburtsstadt und arbeitet oft Papier ein, was man an feinen Strukturen sieht. Anfänglich hat er gegenständlicher gearbeitet, jetzt mehr abstrakt, auch wenn noch gewisse gegenständliche Assoziationen möglich sind. Die Freude am Material gehört mit zu diesem Künstler, der eine persönliche Handschrift entwickelt hat und einen freien Weg suchte, um eigene zeitgenössische Werke zu schaffen. Dass er dabei wieder zurückgegangen ist zu seinem Vater, der in Japan ein berühmter Keramiker war, ist eine biografische Notiz.

Manche Formen aus den Objekten entdeckt man in Kurikis Malerei und einer Serie postkartengroßer Zeichnungen wieder. Die Motive bedingen sich gegenseitig. Auch die kleinen Ölbilder haben Formen aus dem Alltag, von Kanne bis Vase. Eigens für die Ausstellung hat der Künstler zwei Auflagen von Farbholzschnitten angefertigt, die einen eigenen poetischen Reiz haben.

Beim Aufbau wurde darauf geachtet, dass die Werkschau symmetrisch angeordnet ist und etwas Meditatives und Klares ausstrahlt. Man sollte sich diese Ausstellung also nicht entgehen lassen, sie ist etwas ganz Besonderes.

Weitere Informationen: Die Ausstellung ist bis zum 3. November im städtischen Museum zu sehen. Öffnungszeiten sind mittwochs von 14 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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