Schopfheim Fetzenbach feiert Geburtstag

Markgräfler Tagblatt

Besiedlung: Erste urkundliche Erwähnung des Gersbacher Weilers vor 750 Jahren / Stele am Ortseingang

Die Eigentümer der vier Häuser im Weiler Fetzenbach feierten zusammen mit ihren Familien und Freunden die erste derzeit bekannte urkundliche Erwähnung dieser Siedlung vor nunmehr 750 Jahren.

Schopfheim-Gersbach (str). Martin Eder hatte das Datum – Oktober 1267 – bei einer Internetrecherche eher zufällig auf einer Karte des Landesarchivs entdeckt und kurzerhand Kontakt mit der Ortschaftsverwaltung aufgenommen, um auszuloten, ob man im Eingangsbereich des Weilers eine Stele aufstellen kann.

Die Idee stieß auf offene Ohren. Ortsvorsteher Christian Walter enthüllte die Stele im Rahmen einer kleinen Feierstunde unter dem Beifall von Anwohnern und ehemaligen Bewohnern, die trotz schneebedeckter Straße den Weg in die alte Heimat gefunden hatten.

Martin Eder erinnerte an das positive Echo auf seine Anregung, die urkundliche Erwähnung nicht einfach zu übergehen. Ortsvorsteher Walter freute sich über die Ergänzung des heimatgeschichtlichen Wissens. Deshalb habe er auch gerne mit Heidi Bühler eine kleine Feier zur Einweihung der Stele vereinbart.

In einer von Bildhauer Martin Eder zur Werkstatt umgebauten ehemaligen Scheune stießen die Festgäste anschließend auf das Jubiläum an und tauschten Erinnerungen aus. Dazu regten die an der Tür zum Kunstwerk arrangierten Eisenteile an, die ehemals in der Landwirtschaft zum Einsatz gekommen waren. Ehemalige Bewohner verwiesen auf den hoch gelegenen Stalleingang, den die Rinder nur über eine steile Rampe erreichen konnten, die im Winter aber nie vereiste, weil die darunter liegende Güllegrube als Bodenheizung wirkte.

Andere wussten noch, dass die Schüler bis in die 60er Jahren auch im Winter frühmorgens mehrere Kilometer durch tiefen Schnee nach Gersbach zur Schule stampften, wo sie oft erst einmal „aufgetaut“ werden mussten.

Heimatforscher Werner Störk wies in einem geschichtlichen Abriss auf die besondere Lage des Fetzenbachtals hin. Schließlich verlief hier eine wichtige Wegverbindung vom Wiesental über Gersbach zum gegenüberliegenden Hotzenwald in einer Zeit, als im heutigen Todtmoos-Au der einzige Übergang bestand. Die Verbindung war auch strategisch bedeutsam für die hier verlaufende Fortifikationslinie des Türkenlouis, an die sowohl die Gersbacher Schanzen als auch die in Grenznähe zu Schwarzenbach gelegene Zickzackbefestigung „Gatter“ hinweisen.

Auch Auseinandersetzungen um die rechte Konfession spielten damals eine Rolle, meinte Störk. Denn der Weiler Fetzenbach grenzte als äußerster Zipfel der protestantischen Markgrafschaft mitsamt seinen „wüstgläubigen“ Untertanen direkt an das damals erzkatholische vorderösterreichische Umland.

Wann genau die erste Besiedlung im Fetzenbachtal erfolgte, ist durch die Urkunde von 1267 nicht belegt. Einiges spricht jedoch für die Vermutung, dass die Besiedelung auf Glashütten zurückgeht, von denen Überreste gesichert sind. Andere Funde zeigen, dass hier unter andrem Krautstrunk-Trinkgläser hergestellt wurden, wie sie vor Jahrhunderten auf den Tafeln der „feinen Herrschaften“ standen.

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