Schopfheim Freimaurer öffnen die Tür – einen Spalt

Werner Müller
Der Logenraum: Hier finden die öffentlichen Gästeabende statt. Foto: Werner Müller

Die Schopfheimer Freimaurerloge „Friedrich zur Eintracht“ geht in die Offensive: Die aufgefrischte Homepage und ein Informationsabend sollen helfen, neue Mitglieder zu gewinnen.

Schluss mit der Geheimniskrämerei: Die Schopfheimer Freimaurerloge will sich nicht länger verstecken und öffnet deshalb die Türen – zumindest einen Spalt breit. Die Loge wagt, was der verschwiegenen Bruderschaft ansonsten eher nicht in den Sinn kommt: Sie sucht den Weg an die Öffentlichkeit. Das geschieht zum einen aus einem aktuellen Anlass – und zum anderen aus einem existenziell triftigen Grund.

Der Anlass ist eher banaler Natur: Die Loge, die in der Schwarzwaldstraße 52 beheimatet ist, hat ihre Internetseite (www.friedrich-zur-eintracht.de) auf Vordermann gebracht. Und damit das nicht nur die Logenbrüder mitbekommen, die es ja eh schon wissen, wollen sie das auch auch den Nichteingeweihten außerhalb des „Tempels“ (so heißt der zentrale Raum im Logenhaus, in dem die spirituelle Arbeit stattfindet) mitteilen – über Instagram zum Beispiel und über das klassische Medium Zeitung.

Foto: Werner Müller

Gleichgesinnte gesucht

Das wiederum hat seinen guten Grund: Denn die Schopfheimer Freimaurer suchen händeringend nach Gleichgesinnten. Vor der Jahrtausendwende zählten noch bis zu 40 Brüder zur Loge „Friedrich zur Eintracht“, derzeit sind es gerade noch 20. „Wir haben uns innerhalb von 30 Jahren halbiert“, berichtet Robert Goldmann. Der langjährige Bürgermeister von Wembach gehört seit 1986 zu den Freimaurern und macht daraus – im Gegensatz zu den allermeisten seiner Brüder – auch gar kein Geheimnis. Im Gegenteil. „Wer mich kennt, weiß, dass ich einer von denen bin“, so Goldmann, der zusammen mit zwei seiner Brüder im Logenraum dem Reporter Rede und Antwort steht.

ingerzeig: Ein Stein mit Winkel und Zirkel im Vorgarten weist diskret auf das Domizil der Freimaurer in der Schwarzwaldstraße hin. Foto: Werner Müller

„Wir sind offener geworden und wollen mit unserer Homepage und unserer Kontaktadresse sowie regelmäßigen Gästeabenden neue Mitstreiter gewinnen“, erklärt Goldmann, der in der Schopfheimer Loge derzeit als „Aufseher“ das zweithöchste Amt nach dem Präsidenten, dem sogenannten „Meister vom Stuhl“, innehat. Dass sich die Loge, die sich traditionell in der Öffentlichkeit rar macht, damit in einem gewissen „Spannungsfeld“ bewegt, ist ihm und seinen zwei Logenbrüdern am Tisch durchaus bewusst. „Wir sind trotz allem keine Geheimgesellschaft“, versichert Goldmann. Er spricht stattdessen von einer „diskreten Gruppe“, die sich „nicht mehr verstecken will“.

Goethe, Mozart, Lessing

Dazu besteht ja eigentlich auch überhaupt kein Grund. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ sowie „Toleranz und Menschenliebe“ haben sich die Freimaurer, deren Wurzeln bis zu den Steinmetzzünften des Mittelalters zurückreichen und zu deren berühmtesten Vertretern neben Goethe und Mozart auch der Dramatiker Gotthold Ephraim Lessing („Nathan der Weise“) gehören, seit mehr als 250 Jahren auf ihre Fahnen geschrieben.

Diese aufklärerischen Gedanken behielten die Freimaurer, die wegen ihrer angeblich atheistischen Gedanken und ihrer vermeintlich verschwörerischen Umtriebe lange Zeit von Staat und Kirche verfolgt wurden, lieber für sich – im geschützten Raum ihrer Zusammenkünfte, wo sie untereinander offen reden konnten, ohne dass ein Wort nach draußen drang.

Aufklärerische Gedanken

Im Wiesental fasste die Freimaurerei erst Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1908 genau, richtig Fuß mit der Gründung der Loge „Friedrich zur Eintracht“ in Lörrach. Nach der erzwungenen Auflösung durch die Nazis gründete sich die Loge im Jahr 1951 neu und bezog wenige Jahre später ihr neu erbautes Domizil in der Schwarzwaldstraße in Schopfheim. Hier treffen sich die Logenbrüder seitdem, um in erster Linie an sich selbst zu arbeiten. „Erkenne dich selbst“, heißt ihre Losung. Es gelte, sich als Mensch weiterzuentwickeln. Seine eigenen Fehler, seine Ecken und Kanten kennenzulernen, sei ein Zeichen des Muts und nicht der Schwäche. Und: „Eine bessere Welt beginnt bei sich selbst“. Diese Prinzipien wollen die Logenbrüder in die Welt hinaustragen – „aber nicht als Freimaurer“, sondern durch ihr gelebtes Vorbild und von Mensch zu Mensch. „Wir missionieren nicht“, sagt Goldmann.

Vorsichtige Öffnung

Bei aller vorsichtigen Öffnung: An ihren überlieferten Traditionen wollen die Schopfheimer Logenbrüder grundsätzlich nicht rütteln. Das gilt für die diskreten Treffen und die offene Aussprache hinter verschlossenen Türen. Für die Teilnahme an den Ritualen im „Tempel“, die nur den Brüdern vorbehalten ist. Für die überlieferte Rangordnung – vom Lehrling über den Gesellen zum Meister –, die jeder nach der Aufnahme in die Bruderschaft durchläuft. „Wir sind trotzdem alle gleich“, betont Robert Goldmann.

Männern vorbehalten

Und nicht zuletzt will die Schopfheimer Loge bleiben, was sie immer schon war: eine reine Männerloge. „Es gibt auch Frauenlogen und gemischte Logen“, erklärt Robert Goldmann. Das müsse jede Loge für sich entscheiden. Trotzdem schließe auch „Friedrich zur Eintracht“ Frauen keineswegs aus. Sie seien bei den regelmäßig stattfindenden, offenen Gästeabenden für interessierte Nichtmitglieder vielmehr herzlich willkommen. „Wir empfangen alle mit offenen Armen“, erklärt Goldmann und fügt hinzu: „Ausgrenzen ist nicht unsere Spezialität“.

Interessenten ansprechen

In diesem Sinne hoffen er und seine Mitbrüder, dass die neue Offenheit auf breite Resonanz stößt und das Anliegen der Freimaurer einem größeren Kreis bekannt macht. Allein auf die „Mundpropaganda“ im Familien-, Bekannten- und Freundeskreis wie bisher wollen sich die Logenbrüder im digitalen Zeitalter und in Anbetracht der Reichweite der sozialen Medien jedenfalls nicht mehr länger verlassen. „Wir wollen so viele Interessenten wie möglich ansprechen, es gibt keine Begrenzung“, betont Robert Goldmann. Sind er und die Schopfheimer Freimaurer doch überzeugt, dass ihre Ideale von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit immer noch aktuell sind – wenn nicht sogar aktueller denn je. In diesem Sinne lädt die Loge „Friedrich zur Eintracht“ alle Interessierten zu einem Informationsabend ein am Samstag, 11. Januar, um 19 Uhr im Logenhaus in der Schwarzwaldstraße 52. Die Anmeldung erfolgt über das Kontaktformular auf der Homepage.

Homepage: www.friedrich-zur-eintracht.de; E-Mail: info@friedrich-zur-eintracht.de; www.instagram.com/fm_werden/

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