Schopfheim „Ganz andere Zahlen als bisher“

Werner Müller

Gemeinderat: Sinneswandel beim Kindergarten am Markt: Große Umbauvariante / Platz für dritte Gruppe

Schopfheim - Mit einem Schlag ist alles anders: Bei der Sanierung des Kindergartens am Markt macht die Stadt jetzt doch keine halben Sachen, sondern strebt die große Lösung an – Erweiterung und Modernisierung samt barrierefreiem Zugang.

Diese überraschende Kehrtwende vollzog der Gemeinderat ohne großes Federlesens am Montag. Noch vor 14 Tagen hatte das Gremium heftig über das Vorhaben diskutiert und durchblicken lassen, in Anbetracht der hohen Kosten vor der Klausursitzung im März keine endgültige Entscheidung treffen zu wollen.

Drei Varianten hatten zur Wahl gestanden. Die erste sah vor, lediglich die brandschutztechnischen Auflagen zu erfüllen; die zweite beinhaltete zusätzlich die Modernisierung des Bestandsgebäudes, die dritte sattelte noch den Neubau eines Sanitärbereichs, einen barrierefreien Zugang und den Anbau einer Liftanlage obendrauf. Die Kosten pendelten zwischen 750 000 Euro für die Minimal- und rund 1,2 Millionen Euro für die Maximalvariante (wir berichteten).

An diesen grundsätzlichen Fakten hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert. Dennoch plädierte der Gemeinderat mit überwältigender Mehrheit für die große Modernisierungsversion.

Den Sinneswandel machte das Rathaus dem Gremium mit ein paar nachgeschobenen Informationen schmackhaft. Die wichtigste: die Zuschüsse. Sie stellen die finanzielle Belastung für die Stadt nahezu auf den Kopf. Will sagen: Die vermeintlich billigste Variante 1 (nur Brandschutz) wäre mit Kosten in Höhe von 750 000 Euro für die Stadt die teuerste, weil es für die bloße Sanierung keinen Cent Bundes- oder Landeszuschüsse gibt.

Ganz anders hingegen bei der auf den ersten Blick kostspieligsten Variante drei (mit Erweiterung und Lift): Von den 1,25 Millionen Euro Gesamtkosten blieben an der Stadt nach Abzug der üppigen Zuschüsse in Höhe von 675 000 Euro lediglich rund 550 000 Euro an Eigenanteil hängen.

Und ein Sahnehäubchen servierte die Stadt dem Gemeinderat auch gleich noch mit: Beim großen Umbau wäre sogar noch Platz für eine dritte Kindergartengruppe – auch das hörte das verdutzte Gremium zum ersten Mal.

Als erster fand Thomas Gsell die Sprache wieder. „Das sind jetzt ganz andere Zahlen als in der vergangenen Sitzung“, wunderte sich der SPD-Stadtrat. Wenn man das seinerzeit alles schon gewusste hätte, meinte er, hätte man sich die langen Diskussionen ersparen können.

Baff war auch Sven-Hendrik Wünsch. Dass jetzt noch eine dritte Gruppe Platz im Kindergarten finden solle, sei zwar positiv, merkte der Stadtrat der Freien Wähler an, nur sei davon bisher nicht die Rede gewesen.

Das räumte Martina Milarch, im Rathaus für das Gebäudemanagement zuständig, denn auch ein. Tatsächlich habe man zwischen den beiden Gemeinderatssitzungen die Situation noch einmal geprüft und festgestellt, dass in der angrenzenden Finanzverwaltung noch zwei oder drei Räume für den Kindergarten nutzbar wären. „So hat sich das ergeben“, erklärte Martina Milarch.

Der für die Kindergärten zuständige Fachgruppenleiter Patrik Bender erläuterte, für eine dritte Gruppe gebe es mehrere Optionen. Zum einen könnte die Stadt im Kindergarten eine Ü3-Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten oder eine U3-Gruppe mit Ganztagsbetreuung samt Schlafräumen unterbringen. „Sehr sympathisch“ wäre zudem eine weitere Inklusionsgruppe. Dafür böte sich dank barrierefreiem Zugang und Lift an dieser Stelle mitten in der Stadt die „beste Chance“.

„Unter diesen Voraussetzungen ist die Variante drei wohl die beste“, sprach Thomas Kuri (CDU) laut aus, was wohl die allermeisten am Ratstisch dachten.

Auch für den Bürgermeister gab es keinen Grund mehr, die Entscheidung zu vertagen. „Wir müssen endlich Fahrt aufnehmen“, warb Dirk Harscher um Zustimmung. Das Kindergartengebäude stehe schon lange leer. Umbau und Modernisierung seien eine „gute Sache“. Die Stadt bekomme eine dritte Gruppe hinzu und erhalte mit einem von Grund auf modernisierten Gebäude zusätzlichen „Mehrwert“. Falls die Zuschüsse nicht in der erwarteten Höhe fließen sollten, sei das Vorhaben im Gemeinderat erneut zu debattieren, versprach das Stadtoberhaupt.

Bernd Benz gab abschließend zu bedenken, dass die zwei von der vorübergehenden Kindergartenschließung betroffenen Gruppen bereits seit Monaten in Containern ausharren müssten. „Das ist suboptimal“, so der Bauverwaltungsleiter.

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