Schopfheim Gegensätzliche Kunstwerke im Dialog

Jürgen Scharf
Kommunizieren in der Doppelausstellung: der beleuchtete Torso von Bettina Bohn und das Stillleben von Ilse Werner. Foto: Jürgen Scharf

Landschaften und Objekte von Bettina Bohn und Stillleben von Ilse Werner treten in der Ausstellung „InnenRäumeAußen“ in der Kulturfabrik in einen spannenden Austausch.

Sie sind wie Feuer und Wasser: die Bilder von Ilse Werner und Bettina Bohn. Hier bei Werner warme, erdige, dunkle Farben, viel Rot, Braun, Ocker und Oliv, dort bei Bohn kühle, helle, lichte, klare Farben. Nicht von ungefähr verglich bei der Eröffnung der Doppelausstellung in der Kulturfabrik Schopfheim Markus Manfred Jung die Bilder von Bohn mit Elementen von Luft und Wasser, die von Werner mit Erde und Feuer.

Von der Natur inspiriert

Eine andere Verbindung der beiden Malerinnen aus dem Wiesental und dem Hotzenwald könnte man zwischen Innen- und Außenräumen ausmachen. Es sind also sehr gegensätzliche Kunstwerke, die man in der Ausstellung „InnenRäumeAußen“ sieht, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.

Beide Künstlerinnen sind auch von der Natur inspiriert. Das sieht man besonders bei Bettina Bohn, bei der sich die Natur im künstlerischen Schaffen schon in den Materialien spiegelt.

Torsi und Körperhüllen

Vor allem in ihren Torsi und Körperhüllen aus Häuten, Blättern wie Lauch, Rote Bete, Rotkohl oder Moos, teils auf morschem Holz angebracht. Zudem stellen ihre Bilder Landschaften, Horizonte, Küste, Eisberge und Schwarzwald in wechselnden Jahreszeiten dar, Herbst und Winter, meist in sehr reduzierten Kältefarben, einem Nebelgrau mit viel weißem Freiraum. Weißliche Birkenstämme gehören dazu wie die Seebilder mit hellblauen Farben und Wellenbewegungen.

In ihren Skulpturen interessiert sich die Künstlerin aus Hohenegg besonders für die Darstellung des weiblichen Torsos, oft in praller Körperlichkeit als Büsten. Neben dem Femininen wird durch die Naturmaterialien auch die Vergänglichkeit, die Verletzlichkeit und die Beziehung zwischen Natur und Mensch symbolisiert.

Die Schau ist eine Begegnung zwischen Körper und Gefäß. Bohns weibliche Figuren, Akte, Landschaften und Bäume treten in einen Dialog mit den Stillleben, Gefäßen und Wohnräumen mit Interieur von Ilse Werner. Die Malerin aus Rickenbach liebt Ausschnitte von Räumen in Farben, die geheimnisvoll und mystisch wie von innen heraus leuchten.

Frei und intuitiv

Es sind Bilder mit einer Lichtwirkung, wie sie die alten Renaissancemeister in der Sfumato-Technik pflegten, mit weichen Übergängen, verschwommenen Konturen, verdunkelt, meist etwas unwirklich: frei und intuitiv gestaltete Bildkompositionen mit teils einzelnen Krügen, Schalen, Vasen, schwebend ohne Raum, einfache Gegenstände, die fast schon wesenhaft erscheinen.

Krafträume der Kreativität

Wie beide Kunstwelten miteinander kommunizieren, aus welchen ähnlichen Krafträumen der Kreativität beide Künstlerinnen schöpfen, wie der Kontrast von kühlen zu warmen Farben empfunden wird, Gemeinsamkeiten und Gegensätze wirken und wie das Spannungsfeld des Ausdrucks in den einzelnen Bildern gesteigert wird, das sollte man gesehen haben. Das ist, wie Markus Manfred Jung sagte: „Kontemplation, Versenkung ins Innere, Verwesentlichung“.

Bis 17. Dezember, Mi, Sa, So14-17 Uhr. Kulturfabrik

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